Nachlese Juni Vereinsgrill 2016

In den Monaten Juni – August finden die Vereinsabende als vereinsinterne Veranstaltung auf dem Gelände der NOE VOLKSSTERNWARTE 3074 MICHELBACH statt.

Grillen, plaudern, beobachten – ALLE Mitglieder sind dazu herzlich eingeladen! Grillgut bitte selbst mitnehmen, Getränke sind vorrätig!

So steht es in den Sommermonaten in den Einladungen an die Mitglieder zu den als „Vereinsgrillereien“ bezeichneten Vereinsabenden. Und heuer gibt es am Juni-Vereinsabend besonderes zu feiern. 2012 mit der Planung und den Vorbereitungsarbeiten begonnen, 2013 zunächst das AST für Astrofotografie neu errichtet, im Anschluss daran mit Förderung des Landes Niederösterreich den weiteren Ausbau mit Errichtung des Experimentalraums, eines Werkstätten- und Lagerraums, eines Observatoriums mit LUNT-Sonnenteleskops, einer Gerätehütte und eines e-Callisto-Sonnenspektrometers in Angriff genommen, ist dieses Bauprojekt nach dreijähriger Bauzeit abgeschlossen, der Neubau ist fertiggestellt, das Sonnenobservatorium hat am 09.05.2016, dem Tag des Merkurtransits, seine Testphase bestanden, das Freigelände wurde erweitert und präsentiert sich als weitläufig konzipierte Fläche.

Die offizielle Eröffnungsfeier ist für Samstag, 11.06.2016, vorgesehen, daher ist dieser Vereinsabend UNSER FEST!

Am Vormittag haben Fritz Lensch und Christian Monstein noch das e-Callisto-Sonnenspektrometer getestet und optimiert, mit den Ergebnissen kann man trotz einiger Einschränkungen zufrieden sein. Etwa 20 Mitglieder folgten der Einladung, um diesen Abend bei Grillerei, gemeinsamen Essen und Plauderei zu verbringen.

Dipl. Ing (FH) Christian Monstein ist mit seiner Gattin Gast bei diesem Vereinsabend. Seit 1997 ist er mit dem Design und der Produktion von 90 CALLISTO Spektrometern und mit der Steuerung und Überwachung des weltweiten e-Callisto Netzwerks betraut, ebenso wie mit dem Design von Breitband frequenzagilen- sowie Fast Fourier Transform – Radio Spektrometern.

Seit 2014 ist er mit dem Design eines Korrelations-Empfängers im L-Band (HIMap) zur Beobachtung der Baryonischen Oszillation im Universum (ein Hinweis auf Dunkle Energie und Dunkle Materie) beschäftigt und arbeitet am Projekt BINGO, einem 40m-Radio-Teleskop in einer Goldmine in Uruguay, mit. Er ist unter anderem Mitglied im Europäischen Comittee for Radio Astronomy Frequencies (CRAF) als Vertreter für die Schweiz und Mitglied im Steering Comittee am UN-Office for Outer Space Affairs in Wien (UNOOSA).

In der Schweiz betreibt und unterhält er 3 Radio Teleskope (2 x 5m und 1 x 7m Parabol-Spiegel), er hat die Amateurfunklizenz HB9SCT.

In seinem Vortrag berichtet er über e-Callisto, ein weltweites Netz von Sonnenspektometern e-Callisto ist ein weltweites Netzwerk von Solar- Radio-Spektrometern, das zur Beobachtung von Sonneneruptionen rund um den Globus eingesetzt wird. Die Instrumente beobachten automatisch, die Daten werden täglich gesammelt und über das Internet in eine zentrale Datenbank in der Schweiz übertragen. Das wissenschaftliche Ziel ist die durchgehende Messung der Radiostrahlung der Sonne. Derzeit gibt es 116 e-Callisto-Spektrometer (86 über Betreiben von Christian Monstein, 30 von W. Reeve, Alaska) sowie eine unbekannte Anzahl, betrieben von Funkamateuren. 50+/- e-Callisto-Spekrometer, hauptsächlich verteilt über Europa, Asien und Südamerika, liefern ebenso wie Anlagen in den USA, Kanada, Australien und im Pazifik regelmäßig rund um die Uhr Daten, die an die Zentrale in der ETH Zürich (Eidgenössische Technische Hochschule) übermittelt und ausgewertet werden. Ein Problem bei der Ermittlung und daher auch bei der Auswertung der Daten besteht unter anderem darin, dass immer mehr Wellenlängen von Industrie genutzt werden, Radio- und Fernsehsender – besonders seit Einführung des Fernsehens in HD-Qualität – sind massive Störquellen, daher sollten gewisse Wellenlängen auch für die Wissenschaft reserviert werden. Scans verschiedener Anlagen zeigten diese Probleme auf, eine Auswertung in bestimmten Frequenzbereichen ist nicht möglich. Daher ist eine noch größere Anzahl von e-Callisto-Spektrometern nicht nur in Nordamerika und im pazifischen Raum anzustreben, um auch diese Frequenzbereiche detektieren und in die Auswertung miteinbeziehen zu können. Dass dies nicht überall leicht erreichbar ist, scheitert auch an bürokratischen Hürden, so wird eine in Indien fertiggestellte e-Callisto-Anlage in einem afrikanischen Land seit etwa 4 Jahren nicht von der Zollbehörde freigegeben. Andernteils werden durch den Betrieb auch Arbeitsplätze geschaffen und Gruppen zu wissenschaftlicher Arbeit motiviert, wie er als Beispiel eine reine Frauengruppe anführte.

Die von den Sonnenprotuberanzen emittierten Sonnenpartikel und damit die Sonnenwinde beeinflussen auch unser Weltraumwetter: wenn wir uns an Polarlichtern erfreuen, bedeutet das gleichzeitig, dass diese Strahlung elektronische Bauteile gefährdet; Besatzungsmitglieder der ISS dürfen keine Außenarbeiten durchführen, Satelliten schränken ihre Forschungstätigkeit zum Schutz der elektronischen Bauteile ein. Bei solchen Ereignissen können auf der Erde unter anderem Transformatoren zerstört oder GPS-Systeme deaktiviert werden.

Im Oktober 2015 konnten in Schweden, ausgelöst durch solch einen Vorfall, Flugzeuge, wie vorgesehen, nicht mehr landen und nicht mehr starten, die Messinstrumente eines Flugzeugs über Grönland zeigten völlig falsche Daten an. Ist dieser Vorfall noch glimpflich verlaufen, hat er dennoch aufgezeigt, dass die Sonne, trotz ihrer Nähe, ein relativ unerforschter Stern ist und Voraussagen über Sonnenaktivitäten nicht zuverlässig getätigt werden können. Mit e-Callisto können Vorzeichen für bevorstehende Sonnenaktivitäten registriert und damit die Voraussagen verbessert werden. Für das Verständnis und die exakte Vorhersage dieser Aktivitäten ist jedoch noch jede Menge Forschungstätigkeit zu leisten. Zur Erforschung der Sonnenaktivität und des Weltraumwetters hat sich das e-Callisto System bereits als ein wertvolles neues Überwachungssystem etabliert.

Das auf unserer Sternwarte gebaute Spektrometer samt notwendiger 5×5 m Antenne, das erste in Österreich, erlaubt den Blick auf den Frequenzabschnitt von 45–870 MHz! Somit ist e-Callisto nicht nur eine zweckvolle Ergänzung für unser Radioteleskop, sondern es ermöglicht uns auch beim weltweiten Forschungsprojekt e-CALLISTO mitzumachen.

Und dass das rechtzeitige Wissen um die Entwicklung des Weltraumwetters in Zukunft durch technische Weiterentwicklungen zusätzlich Priorität erhält, zeigt die Diskussion um die Erprobung und Zulassung GPS-gesteuerter Fahrzeuge auf – wenn kein GPS-Empfang, dann sind diese Autos nicht mehr steuerbar. Über Ergebnisse und Auswertungen unseres e-Callisto-Sonnenspektrometers wird Fritz laufend berichten. Und gerne wird er in weiterer Folge– auf Wunsch – auch Einschulungen anbieten.

Im Jahr 2000 wurde mit der Fertigstellung der NOE VOLKSSTERNWARTE 3074 MICHELBACH eine Vision Realität. Vieles ist seither geschehen: das AST, das Radioteleskop, eine Sonnenuhr wurden verwirklicht, das Gelände und die astronomischen Einrichtungen werden durch unsere Mitglieder genutzt. Führungen, ANTARES-KIDS-Veranstaltungen auch mit Schulklassen, Beobachtungen astronomischer Höhepunkte wie Planetentransite und Sonnen- und Mondfinsternisse werden von Besuchern genutzt und zur Bekanntheit beigetragen, die Öffentlichkeitsarbeit hat unseren Verein zum Ansprechpartner für Medien gemacht.

Mit der Fertigstellung dieses Projekts ist eine weitere Vision Realität geworden. Eine Realität, die viele Gründe hat: Förderung, Unterstützung durch Firmen sind ein Teil dieses Erfolges.

Aber ohne die unermüdliche Planung, Konstruktion, Ideeneinbringung und vor allem der Arbeit von Peter Messerer, dem „Michelangelo von ANTARES“, wie er von dem Michelbacher Bürgermeister Hermann Rothbauer genannt wird, wäre diese Vision in dieser Zeit nicht Realität geworden.

Dafür und für deine unermüdliche und uneigennützige Arbeit ein aufrichtiges und ehrliches DANKE. Ein ebenso großes DANKE an Fritz Lensch, ohne dessen Initiativen weder das Radioteleskop noch das e-Callisto-Spektrometer errichtet worden wären, Anlagen, die in Österreich auf Volkssternwarten einzigartig sind und die uns einesteils bewusst machen, dass die meisten wissenschaftlichen Forschungsergebnisse nicht im sichtbaren Licht erzielt wurden, andernteils auch Amateurastronomen sehr wohl als mit ihren Beiträgen Teil der Forschung sind.

Stellvertretend für viele andere Mitglieder, die mit ihrer Mitarbeit zur erfolgreichen Realisierung dieses Projekts beigetragen haben, ein DANKE an Bruno Leitner, der mit seiner Mitarbeit und seinen Arbeitseinsatz die erfolgreiche Steuerung und die Elektronik von e-Callisto ermöglicht hat.

Unsere Vorsitzende Gabi Gegenbauer zeigte im Anschluss daran die für die Eröffnungsfeier vorgesehene Power-Point-Präsentation, in der die Entwicklung des Vereins und der Neubau dokumentiert werden.

Dieser Vereinsabend war UNSER FEST:

Am Morgen bewölkt, hat sich das Wetter tagsüber gebessert, am Abend präsentiert sich der Himmel wolkenfrei!

Grillen, beisammen sitzen, plaudern, unterhalten, Gemeinschaft und Kontakte pflegen – gelebte Fixpunkte in unserem Vereinsleben. UND – Teleskope werden aufgestellt, bei gutem Beobachtungswetter startet die Beobachtungsnacht auf der Sternwarte, die für einige Mitglieder erst um 02:00 h früh endet.

Was uns besonders freut:

Mit dieser ersten gemeinsamen Beobachtungsnacht wurde nach der Fertigstellung des Bauprojekts das Sternwartegelände von unseren Mitgliedern offiziell in Betrieb genommen – einesteils ein stimmiger Vereinsabend, vor allem aber ein Beweis, dass dieser Ausbau eine wichtige und richtige Investition für die erfolgreiche Weiterentwicklung des Vereins war und für die vermehrte Nutzung der astronomischen Einrichtungen durch unsere Mitglieder von großer Bedeutung ist. Nutzen wir diese Angebote, erfüllen wir das Vereinsgelände mit Leben!

  • Gerhard KERMER
  • Vorsitzende Stellvertreter
  • Teamleiter Öffentlichkeitsarbeit und Führungen

Grillen und Fachsimpeln

Vortrag von DI FH Christian Monstein über e-callisto

Ein sternenklarer Himmel lädt zu einer tollen Beobachtungsnacht ein

Fotograf und copyright: Martin Kainz