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2020Vereinsabend Februar 2020
NACHLESE
Vereinsabend
Freitag, 14.02.2020
Es tut sich was am Himmelszelt. Wie Dr. Paul Beck via eMail am Vereinsabend berichtete ist Beteigeuze eines DER Gesprächsthemen unter Forschungsastronomen. Jedes geeignete Teleskop ist auf diesen Stern gerichtet und sammelt Daten!
Zwar hofft ein jeder Astronom Zeuge eines denkwürdigen Himmelsspektakel werden zu dürfen – die Supernovae würde nach Berechnungen etwa so hell werden wie der Vollmond. Allerdings scheint die Erklärung durch konstruktive Interferenz zweier Helligkeitsschwankungszyklen immer noch die beste Erklärung als Ursache für die derzeitige Abschwächung von alpha Orionis zu sein.
Tagesaktuelle Informationen über die Helligkeitsentwicklung von Beteigeuze sind in https://twitter.com/betelbot abrufbar.
Erste Resultate von diesen wissenschaftlichen Beobachtungen werden bereits publiziert. So haben Astronomen mit dem Very Large Telescope (VLT) der ESO die beispiellose Helligkeitsabnahme von Beteigeuze, einem Roten Überriesen im Sternbild Orion, eingefangen. Die verblüffenden neuen Bilder der Sternoberfläche zeigen nicht nur den verblassenden Roten Überriesen, sondern auch, wie sich seine scheinbare Form verändert.
https://www.eso.org/public/austria/news/eso2003/?lang
22 Mitglieder waren am Freitag, 14.02.2020 in den Gasthof Leo Graf zum ANTARES-Vereinsabend gekommen, an dem Gerhard Kermer über Neuigkeiten berichtete.
Nach der Abklärung von Details soll die Unterzeichnung des Kaufvertrags gegen Ende Februar erfolgen.
Die Bauarbeiten werden gegen Mitte April – wetterabhängig – weitergeführt.
Und um den 21. Februar startet die Beobachtungssaison auf dem Sternwartegelände mit dem MESSIER-Marathon – ALLE Mitglieder sind zur Teilnahme eingeladen!
Der Vereinsausflug führt am Sonntag, 17.05.2020, nach Graz ins Observatorium Lustbühel und zur IWF-Satellitenstation, nach dem Mittagessen verbringen wir den Nachmittag in der Karl-Franzens-Universität bei einer Führung durch das Physikalische Kabinett und einem Vortrag von Univ.-Prof. Dr. Arnold Hanslmeier; Anmeldungen zum Vereinsausflug sind jederzeit möglich (E gerhard.kermer@aon.at).
Fritz Lensch wollte über die Mitarbeit einer Praktikantin referieren, wir scheiterten an der Technik, die Fernbedienung für den Beamer war nicht auffindbar, der Bericht folgt im März.
Am 13.01.2012 und 08.02.2019 konnten wir den Wissenschaftsjournalist Dr. Christian PINTER, der, auf die Bereiche Astronomie und Raumfahrt spezialisiert, seit 1991 populär-wissenschaftliche Artikel für Printmedien im deutschsprachigen Raum schreibt, mit einer Lesung des Kapitels „Die Sterne der Medici“ über Galileo Galilei aus seinem Buch „Helden des Himmels“ und dem Vortrag „Die Mondträumer – Johannes Kepler und Jules Verne“ bei uns begrüßen;
THEMA dieses Abends war
„Giordano Bruno – ein Märtyrer der Wissenschaft?“.
Giordano Bruno, geb. im Jänner 1548 in Nola als Filippo Bruno, war ein italienischer Priester, Dichter, Philosoph und Astronom. Durch die Inquisition der Ketzerei und Magie für schuldig befunden und vom Gouverneur von Rom zum Tod, wurde am 17.02.1600 in Rom auf dem Campo de’ Fiori auf dem Scheiterhaufen hingerichtet.
Die wiederentdeckten Ideen der antiken Naturphilosophie übten große Anziehung auf Giordano Bruno aus. Ermutigt dadurch, dass sich das von Nikolaus Kopernikus postulierte heliozentrische Weltbild durchzusetzen begann, entwickelte er im Laufe der folgenden Jahre seine eigene Philosophie.
Papst Johannes Paul II erklärte nach Beratung mit dem päpstlichen Kulturrat und einer theologischen Kommission am 12.03.2000, die Hinrichtung sei auch aus kirchlicher Sicht als Unrecht zu betrachten.
Bruno studierte in Neapel und trat am 15.06.1565 in den Orden der Dominikaner in das Kloster San Domenico Maggiore ein; er nahm den Ordensnamen Giordano an. Er verweigerte die Marienverehrung und entfernte alle Heiligenbilder aus seiner Klosterzelle, somit geriet er in Konflikt mit der Ordensleitung. Als jugendliche Verirrung aufgefasst, blieb dies zunächst folgenlos. 1572 empfing er die Priesterweihe.
1576, zum ersten Mal unter Verdacht der Ketzerei, floh er nach Rom, musste aber auch von dort fliehen; er trat aus dem Mönchsorden aus, sein Leben wurde fortan zu einer Wanderschaft durch Europa.
Christian Pinter zeichnete den Weg des Nolaners, wie Giordano Bruno seiner Herkunft wegen auch genannt wird, nach.
Über Genf, wo er der calvinistischen Kirche beitrat und infolge unüberbrückbarer theologischer Differenzen für kurze Zeit inhaftiert und mit Maßnahmen der calvinistischen Kirchenzucht belegt wurde, zog er 1579 nach Toulouse, wo er an der Universität Vorlesungen über Aristoteles hielt. Sein phänomenales Gedächtnis – offenbar eine spezielle Mnemotechnik – erklärten sich Zeitgenossen mit magischen Fähigkeiten.
Wegen der heftiger werdenden Konflikte zwischen Hugenotten und Katholiken reiste Bruno nach Lyon weiter, danach ging er nach Paris, wo er von König Heinrich III. gefördert wurde.
Mit einem Empfehlungsschreiben Heinrichs III. ging er 1583 nach England, versuchte zunächst in Oxford zu lehren, erhielt jedoch keinen Lehrstuhl. In London veröffentlichte er seine „italienischen Dialoge“, darunter Cena de le Ceneri (Das Aschermittwochsmahl) (1584), sowie De l’Infinito, Universo e Mondi (Über die Unendlichkeit, das Universum und die Welten). Sterne erklärte er damit, dass sie wie unsere Sonne seien, dass das Universum unendlich sei, es eine unendliche Anzahl von Welten gebe und diese mit einer unendlichen Anzahl intelligenter Lebewesen bevölkert seien – einer allmächtigen und unendlichen Gottheit kann nur ein unendliches Universum entsprechen, alles andere wäre einer unendlichen Gottheit nicht würdig.
Bruno stellte sich der damals herrschenden Meinung einer in Sphären untergliederten geozentrischen Welt entgegen. Seine pantheistischen Thesen von einer unendlichen materiellen Welt ließen keinen Raum für ein Jenseits, da zeitliche Anfangslosigkeit des Universums eine Schöpfung und dessen ewiger Bestand ein Jüngstes Gericht ausschlossen.
In De immenso entwarf Bruno eine erste Raumfahrtidee.
1585 ging er wieder nach Paris; nach Tumulten, die durch seine 120 Thesen gegen die aristotelische Naturlehre und ihre Vertreter entfacht wurden, musste er Paris verlassen und reiste nach Deutschland weiter; in Marburg erhielt er keinen Lehrstuhl, in Wittenberg, wo er das Recht auf freie Vorträge über Philosophie erhielt, behandelte er in seinen Vorlesungen das Organon des Aristoteles, Mathematik, Logik, Physik und Metaphysik.
Dort verfasste er zwei Bücher über Logik und Gedächtniskunst – ein Thema, das später Gottfried Wilhelm Leibniz fortsetzen sollte. Danach ging Bruno für ein halbes Jahr nach Prag, wo er zwar die Gunst Kaiser Rudolfs II gewann, jedoch keinen Lehrauftrag erhielt.
In Helmstedt erhielt er eine Professur an der Academia Julia und bereitete die Frankfurter Schriften – sein philosophisches Vermächtnis – vor. Es hielt ihn nicht lange; nach den Calvinisten in Genf exkommunizierten ihn jetzt die Lutheraner.
Wo auch immer Bruno wirkte, versuchte er einen festen Lehrstuhl zu erhalten – erfolglos. Brunos Talent, sich in der Welt der komplizierten Machtverhältnisse der Renaissance zu behaupten, könnte zwiespältiger nicht interpretiert werden: Auf der einen Seite gelang es ihm immer wieder, mächtige Gönner auf seine Seite zu ziehen. Auf dem theologisch-philosophischen Kampfplatz schuf er sich Feinde mit rücksichtsloser Polemik, beißendem Spott und insbesondere mit der Ablehnung der Gottessohnschaft Christi und mit seiner kompromisslosen Gegnerschaft zu Aristoteles.
Nach einem Aufenthalt in Frankfurt am Main folgte ein Kurzaufenthalt in Zürich.
Der Tod des konservativen Papstes Sixtus V. und die Vakanz eines Lehrstuhls für Mathematik an der Universität Padua gaben den Ausschlag für seine Rückkehr nach Italien.
Als der Lehrstuhl jedoch an Galileo Galilei vergeben wurde, nahm Bruno eine Einladung nach Venedig an. Sein Gastgeber, Zuane Mocenigo (1531–1598), Provveditore Generale di Marano, wollte in die Gedächtniskunst eingeweiht werden; nach Streitigkeiten wurde er von Mocenigo denunziert und am 22.05.1592 von der Inquisition verhaftet.
Im venezianischen Kerker widerrief er nach sieben Verhören. Nach damaliger Rechtsauffassung ein geflohener Mönch, musste er nach Rom ausgeliefert werden, wohin er Anfang 1593 gebracht und in der Engelsburg gefangengesetzt wurde. In den folgenden sieben Jahren wurde der Prozess gegen ihn vorbereitet. Vergeblich versuchte er, eine Audienz bei Papst Clemens VIII. zu erreichen, er war bereit, teilweise zu widerrufen. Doch die Inquisition forderte den vollständigen Widerruf; Bruno reagierte hinhaltend und schließlich trotzig: An der Ablehnung der Gottessohnschaft Christi und des Jüngsten Gerichts sowie an seiner Behauptung vieler ‚Welten‘ hielt er fest.
Am 08.02.1600 wurde mit Urteil des Heiligen Offiziums Giordano Bruno wegen Ketzerei und Magie aus dem Orden der Dominikaner und aus der Kirche ausgestoßen und dem weltlichen Gericht des Gouverneurs in Rom überstellt, mit der herkömmlichen Bitte, dieser möge die Strenge des Gesetzes mildern und keine Strafen gegen Leib oder Leben verhängen. Alle seine Schriften wurden verboten, seine Werke sollten öffentlich zerrissen und verbrannt werden.
Vom weltlichen Gericht zum Tod verurteilt, wurde der 52-jährige Giordano Bruno, von fast achtjähriger Kerkerhaft körperlich gebrochen, am 17.02.1600 auf dem Campo de’ Fiori auf dem Scheiterhaufen hingerichtet.
Auf das Urteil reagierte Bruno mit seinem berühmt gewordenen Satz:
„Mit größerer Furcht verkündet ihr vielleicht das Urteil gegen mich, als ich es entgegennehme“ („Maiori forsan cum timore sententiam in me fertis quam ego accipiam“).
Weiterführende Links
http://www.himmelszelt.at – Dr. Christian Pinter
https://de.wikipedia.org/wiki/Giordano_Bruno
https://www.theologie-naturwissenschaften.de/startseite/leitartikelarchiv/giordano-bruno-deutsch
„Helden des Himmels“ –einige Mitglieder nutzten die Gelegenheit, dieses Buch handsigniert zu erwerben.
Für alle, die am Kauf dieses Buches von Christian Pinter Interesse haben:
Das Buch „Helden des Himmels“ ist über den Verlag Kremayr & Scheriau zu beziehen!
Christian Pinter Helden des Himmels
Efalin, Schutzumschlag
224 Seiten, Format 16,0 x 24,0
EUR 9,90 inkl. MwSt.
Versand Kostenlose Lieferung
Buch ISBN 978-3-218-00794-8
Gemeinsam saßen die Mitglieder beisammen, man tauschte sich astronomisch und privat aus – es war wieder ein Vereinsabend, in dem der Vereinsgedanke gelebt wurde.
VORSCHAU
Vereinsabend
Freitag, 13.03.2020
Treffen ab 18:00 h
19:00 h Begrüßung, Vereinsnachrichten
19:15 h Fritz Lensch
Praktikum eine Schülerin der 7. Klasse des BG Wiener Neustadt
19:30 h Dr. Günter KARGL
Institut für Weltraumforschung Graz (IWF)
Mars Insight – NASA-Mission zum Mars
BITTE VORMERKEN
Geänderter APRILTERMIN
Freitag, 03.04.2020
Gerhard KERMER
Vorsitzender
Öffentlichkeitsarbeit und Führungen
M 0664 73122973
E gerhard.kermer@aon.at
ZVR 621010104