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1998Astronomiereise durch NORDITALIEN 1998
Eine spontane Idee von uns Dreien, Dr. Eckehard Schmidt (Deutschland), Günther Eder (Astroteam Mariazellerland) und Gabi Gegenbauer (Antares St.Pölten) gemeinsam eine Astronomiereise durch Norditalien zu organisieren, ist Wirklichkeit geworden. Treffpunkt war am So. den 7.6.98 bei der historischen Sternwarte in PADUA. Zwölf Amateurastronomen, je vier von Deutschland, Mariazell und St. Pölten haben sich eingefunden.
So. 7.6.98 PADUA
Nach einem kurzen Rundgang durch die Altstadt besuchen wir das Museum von Padua. In diesem Museum gibt es das Fresko des Italieners GIOTTO DI BONDONE, welches die Geburt Christi mit dem Stall von Bethlehem und darüber die Kometendarstellung zeigt, zu besichtigen. Aufgrund von Aufzeichnungen aus dieser Zeit wird angenommen, daß es sich nur um den Kometen Halley handeln kann, der sein Perihel im Jahre 1301 n. Chr. erreichte.
Weiters besichtigen wir das Denkmal von GALILEO GALILEI. In Padua und Florenz konstruierte Galileo Galilei sein Fernrohr und entdeckte damit die sogenannten Mediceischen Planeten (Sterne der Medici), die vier Galileischen Monde des Jupiters. Galileo lehrte in Padua von 1592-1610 an der zweitältesten Universität von Italien Philosophie und Mathematik.
Zur Zeit kreist die „Sonde GALILEO“ um den Jupitermond Europa und untersucht die Wassereisoberfläche. Ebenfalls näherte sich in diesem Jahr zum 12. Mal die „Sonde GIOTTO“ bis auf 500 km Entfernung dem Halleyschen Kometen.
Es plagt uns ein leichter Hunger. In einem Cafe-Restaurant bestellen wir ein Lasagnetörtchen. Der Preis ist überraschend niedrig. Die Portion daher auch überraschend klein. Ein rundes Etwas ca 5 cm hoch und 5 cm im Durchmesser beschert uns das Gelächter aller, die das Törtchen nicht bestellt haben .Italien ist wohl etwas anders.
Am frühen Nachmittag fahren wir mit vier Autos weiter nach BOLOGNA. Einen Parkplatz in der Innenstadt für „ein“ Auto zu finden, ist fast nicht möglich. Für „mehrere“ ein schier unmögliches Unterfangen. Nach eineinhalb Stunden verzweifelten Suchens, lassen wir unsere Autos entnervt einfach bei einer Baustelle stehen.
Fabricio BOGNOLI, Astrophysiker und Leiter des historischen Museums von Bologna, erwartet uns bereits. Fabricio führt uns durch das Museum.
MUSEO DELLA SPECOLA
Das Museum Le Specola wurde 1979 gegründet und besteht aus dem Meridiansaal, dem Türmchensaal und dem Globensaal. Diese Räumlichkeiten gehören heute zur Universität für Astronomie und zum historischen astronomischen Observatorium.
Der MERIDIANSAAL wurde 1727 n. Chr. gebaut und diente zur Betrachtung der Gestirne während der Überschreitung des Meridians. Der Saal beherbergt Geräte aus der ersten Hälfte des 17. Jhdt und wurde von Domenico Lusverg für den Grafen Luigi Fernando Marsili gebaut. 1742 wurden viele Geräte durch Jonathan Sisson ergänzt. Heute sind Originale wie bewegliche Quadranten von Lusverg und Wandgeräte, Durchgangsgeräte und Uhren von Sisson zu besichtigen.
Im GLOBENSAAL stammen die ältesten ausgestellten Globen aus der ersten Hälfte des 16. Jhdt. Sie wurden von dem Holländer Janszoon Blaeuw, einem Schüler von Tycho Brahe, gebaut. Weiters gibt es Armilärgloben, die das kopernikanischen Weltsystem zeigen, Seekarten aus Pergamentpapier aus der Mitte d. 15. Jhdt., chinesische Landkarten Anfang des 16. Jhdt. sowie eine Himmelskarte von dem Mathematiker Schall von Bell, zu bewundern.
Der TÜRMCHENSAAL: Der höchste Teil des Observatoriums wurde Türmchensaal genannt und 1725 erbaut. In den Schaukästen sind Geräte von bolognesischen, arabischen und italienischen Astronomen wie ein Astrolab des XIII Jhdt., Sonnenuhren, Venusglobus und gregorianische Teleskope ausgestellt.
Im Inneren der Wendeltreppe zum Türmchensaal wurde 1790 von Giovan Battista Guglielmini eine Strecke gebaut, um den freien Fall zu messen und damit die ersten Beweise für die Erddrehung zu liefern. Es war hoch interessant und dieses Museum ist allen, die sich für die historische Astronomie interessieren, zu empfehlen.
Ich freue mich sehr, als ich meine Reisebekannten aus China überraschend wiedersehe. Monsignore Casanovas (Astrophysiker)) aus dem Vatikan und Sergio Picchioni (Historiker) aus Rom sind extra angereist. Am Abend feiern wir in einer typisch italienischen Pizzeria auf dem Monte Capra. Es war ein richtiges Festgelage mit vielen ital. Speisen und Getränken. Gut aufgelegt suchen wir noch zu später Stunde in der Nähe unseres Hotels ein Bistro für einen Nachtrunk. Nach einigen Runden Martini stellen wir fest, – und die Erde dreht sich doch-.
Mo: 8.6.98 BOLOGNA
Ein Rundgang am Vormittag zeigt uns Bologna als Museums- und Universitätsstadt. Rund ein Drittel der Einwohner sind Studenten. Junge Mopedfahrer überfluten die Stadt. Rücksichtslos zwängen sie sich zwischen die Autos und man muß aufpassen keinen zu überfahren .Hitze, Durst, Kreislauf…..wir benötigen etwas Erfrischendes. Eiskaffee ist genau das Richtige. Gesagt, getan, Eiskaffe wird bestellt. Die Überraschung ist groß. Wir bekommen ein Tasse kalten Mocca mit einem Glas „Eiswürfel“ dazu. Tja, aber auch das belebt die Sinne.
Giovanni Domenico CASSINI begann in Bologna seine astronomische Karriere. Er war ein ausgezeichneter Beobachter. In der Hauptkirche Bolognas befindet sich der Meridian, an dem er aufgrund regelmäßiger Beobachtungen eines Lichstrahleinfalles durch das 27 m hohe Kirchendach Ungleichmäßigkeiten im Sonnenlauf entdeckte. In Paris entdeckte er als Erster die Teilung des Saturnringes, die nach ihm den Namen Cassinische Teilung erhielt.
Eine Sonde mit dem gleichen Namen startete am 13. Okt. 97 zum Saturn und im Sommer 2004 wird die mittransportierte Kapsel HUYGENS abgestoßen. Mit 2000 km/h wird Huygens in die dichte Hülle des Saturnmondes Titan eintauchen, mit einem Fallschirm zur -200°C kalten Oberfläche gleiten und die Atmosphäre aus Stickstoff und Methan untersuchen.
Bologna ist umgeben von wunderschöner sanfter Hügellandschaft mit südländischem Baumbestand. Die Wallfahrtskirche San Luca, sie befindet sich auf einem dieser Hügel, ist ein imposantes historisches Gebäude mit gewaltigen Arkaden aus altem Mauerwerk. Es zeigt den typischen Charakter früherer Zeit in dieser Gegend.
LOIANO
In den Abendstunden erreichen wir nach 30 Minuten Fahrt Richtung Süden (es geht recht kurvig bergauf zum Futa-Paß) die kleine Ortschaft LOIANO.
Nachdem in den 30er Jahren unseres Jahrhunderts die Beobachtungsbedingungen im Bereich Bologna nicht mehr ausgereicht hatten, wurde dieser Ort von der Universität Bologna zur Heimstätte ihrer astronomischen Forschungseinrichtungen ausersehen.
Obwohl wir vorangemeldet sind, ist im Administrationsgebäude nichts von unserer Ankunft bekannt. Erst nach einigem italienisch geführten Kauderwelsch erreichen wir beim Gebäude des großen Teleskopes einen Doktoranden, der sich bereit erklärt, uns durch die Anlage zu führen.
Die alte Sternwarte in LOIANO wurde 1936 fertiggestellt und beherbergt in einer 7 m Kuppel ein 60 cm Teleskop. Das Observatorium steht in einer Hügellandschaft auf einer Seehöhe von 800 m. Das Teleskop wurde bei Zeiss gebaut und war lange Zeit das größte Teleskop Italiens. Nach dem von Zeiss durchgeführten Test wurde der Spiegel als der beste seiner Zeit klassifiziert. Wie in dieser astronomischen Forschungsperiode üblich, war das Fernrohr vorwiegend zur Aufnahme von Photographien konstruiert. Als das Teleskop später an Bedeutung verlor, wurde es um 1960 für photometrische Aufgaben umgerüstet. Derzeit ist das Teleskop noch permanent mit einem 5-Farben-Photometer ausgerüstet. Am Tubus des Fernrohres sind eine Vielzahl von Photonenzählern angebracht, die über Glasfaserkabel verbunden sind und so in weiterer Folge ein elektronisches Bild zusammengesetzt wird. Dieses Experiment dient vorwiegend zu Aufnahmen von Gammastrahlenausbrüchen.
Einige Daten zum Teleskop: Das Fernrohr kann als Newton bzw. als Cassegrainteleskop verwendet werden und ist in einer Gabelmontierung fixiert. Es besitzt einen parabolischen Hauptspiegel von 64 cm (nutzbarer Durchmesser 62cm) mit einem Brennweitenverhältnis von 1:3,5 (entspricht einer Brennweite von 1686 mm). Bei Verwendung als Cassegrain-Typ wird ein Öffnungsverhältnis von 1:20 erreicht und bildet in der Filmebene 17“ pro Millimeter bei einem brauchbaren Feld von 40´ ab.
Nach einer ausgiebigen Besichtigung des Observatoriums bzw. des Teleskops wechseln wir zu dem etwa 500 m entfernten Hauptgebäude des Geländes auf dem sogenannten Berg Orzale. Darin ist das 1976 eingeweihte „Gian Domenico Cassini“ – Teleskop untergebracht.
Schon der äußere Eindruck des dreistöckigen Gebäudes läßt bereits auf die moderne Ausstattung dieses Observatoriums schließen. Über eine seitlich im Gebäude geführte Treppe erreicht man den Kuppelraum, der das 152 cm Öffnung messende Ritchey-Chretien Teleskop beherbergt. Der Aufbau dieses Teleskops unterscheidet sich gleich auf den ersten Blick von den herkömmlichen Teleskopen. Ausgeführt wurde der Bau dieses Teleskops von der französischen Firma REOSC. Das Teleskop besitzt keinen Tubus, sondern dieser ist durch ein eisernes Stahlgerüst ersetzt. Eine größere Anzahl von an verschiedenen Stellen angebrachten Gegengewichten balancieren das Teleskop aus. Das optische System besteht aus einem 152cm messenden Hauptspiegel mit einer zentralen Bohrung, sowie einem 60cm großen, 4 Meter vor dem Hauptspiegel angebrachten Zweitspiegel. Dieses System erlaubt ein ca 70´großes brauchbares Feld.
Während unserer Besichtigung ist das Teleskop wegen eines technischen Gebrechens am Deklinationsmotor (dieser wird gerade repariert) nicht einsatzfähig. Beeindruckend ist auch der als Hebebühne ausgeführte Boden des Kuppelraumes, der es dem Beobachter erlaubt, eine entsprechende Beobachtungsposition zu beziehen.
Das Gebäude wurde, wie das Fernrohr, bei der Firma REOSC angefertigt und stellt ein perfektes astronomisches Labor dar. So findet man im 1. Stock eine Dunkelkammer und den Kontrollraum des Teleskopes sowie einen Büroaufenthaltsraum. Der 2. Stock wird bereits durch das Teleskop in Anspruch genommen, welches auf zwei unabhängigen Stützpfeilern (englische Montierung) ruht. Die technische Ausstattung der Experimente wird entsprechend der jeweiligen Aufgabenstellung angepaßt und umfaßt eine Wide-Field Kamera, einen Zweikanalphotometer, einen gekühlten 6-Farben Photometer sowie eine flüssiggekühlte CCD-Kamera. Weiters ist noch ein mit einer speziellen CCD-Kamera (Kühlung bis -100°C) gekoppelter Spektrograph verfügbar.
Einige technische Daten zum Teleskop: Hauptspiegeldurchmesser 152cm (brauchbare Öffnung: 150cm), Teleskopgewicht: 9 T, wird von einer englischen Montierung getragen.
Nachdem uns die beiden Doktoranden Stefano und Ivan (obwohl sie von unserer Ankunft nicht informiert wurden) viel gezeigt und erklärt haben, laden wir sie zum Abendessen ein. Während des Essens erleben wir italienisches Temperament. Nach einer Reklamation gibt es ein Riesengeschrei in der Küche. Chef und Koch übertreffen sich an Lautstärke. Plötzlich stürmt der Koch wutentbrannt aus der Küche und entschwindet. Unser Essen haben wir trotzdem bekommen. Üblich ist es außerdem in Italien, eine Gemeinschaftsrechnung zu bekommen. Ich finde es ärgerlich, wenn man als Gast die Rechnung selbst für jeden einzelnen auseinander dividieren muß. Jedoch der gemeinsame Erfahrungsaustausch mit Stefano und Ivan bringt uns viel Neues und Interessantes. Besonders durch die Kontakte von Stefano erleben wir überraschend in Florenz eines unserer größten astronomischen Highlights dieser Reise.
DI. 9.6.98 SASSO MARCONI
NORTHERN CROSS U. MEDICINA: Am nächsten Morgen erreichen wir nach kurzer Autobahnfahrt Sasso Marconi und besuchen dort den ehemaligen Landsitz des Guglielmo MARCONI. Der Landsitz wurde 1938 in ein Museum umgestaltet und bietet umfassende Einblicke in die Arbeit des Telegraphenpioniers Marconi. Unterhalb des auf einen kleinen Hügel gelegenen großzügigen Landhauses befindet sich das Mausoleum des G. Marconi.
Wir werden von einem pensionierten Radioastronomen erwartet und in weiterer Folge vom Museumspersonal durch die einzelnen Laboratorien geführt. Die Arbeitsstätten Marconis sind noch so belassen, wie sie von ihm verwendet wurden. Gleichzeitig hat man aber unter Zuhilfenahme modernster Kommunikationsmittel ein anschauliches Museum geschaffen, das in seinem Aufbau recht lebhaft wirkt. Original nachgebaute Exponate, so die ersten erfolgreichen Telegraphieapparate (1895) bieten tiefe Einblicke in das Wirken von Marconi.
Nach einem ausgiebigen Besuch des Museums werden im parkähnlichen Gelände neben dem Hauptgebäude noch Überreste von Marconis Yacht (Electra), auf welcher er viele seiner Versuche durchführte, besichtigt. 1909 erhielt Sasso Marconi den Nobelpreis für Physik.
Am Nachmittag fahren wir weiter nach Medicine zur Northern Cross Radioteleskopanlage. Obwohl wir nicht angemeldet sind, wird uns nach einigem Überreden die Anlage gezeigt.
NORTHERN CROSS RADIOTELESKOPE U.MEDICINA 32M SCHÜSSEL
Medecina`s Radiostation wurde 1964 gebaut und besteht aus zwei Teilen -dem „Northern Cross“ (N.C.) und der 32 m Schüssel „Medicina“.
Northern Cross ist aus 2 Antennenarmen gebaut. Je eine in N-S Richtung mit 640 m und eine O-W Richtung mit 564 m. Der Arbeitsbereich der Radioteleskopanlage beträgt 408 MHz bei einer Bandbreitenschwankung von 2,4 MHz und 6 MHz. Der N-S Arm besteht aus 64 Stück je 24 m langen und 8 m hohen zylindrischen Parabolantennen. Damit erreicht man eine gesamte Spiegeloberfläche von 10.000 m². Alle Antennen zusammengefaßt ergeben mit 564 m Länge und 25m Breite eine Fläche von 20.000 m². 1536 Halbwellenlängendipole werden in 64 Gruppen eingeteilt. Jede Gruppe erzeugt eine Linie. Das ergibt 24 Linien, welche in 6 Kanälen zusammengeschlossen werden. Das N.C. ist ein „stationärer“ Verstärker. Es ist nur möglich eine Radioquelle zu empfangen, wenn diese den lokalen Meridian überquert. Das N.C. wurde gebaut um neue Radioquellen zu entdecken. Es hat bereits eine Liste von über 30.000 Objekten fertiggestellt. Dank seiner großen Spiegeloberfläche und seiner niedrigen Frequenz ist es eine mächtige Anlage um Pulsare und superschnelle Pulsare zu entdecken.
Das MEDICINA 32 m Radioteleskop ist ein Teil von VLBI Observatorium (Very Long Baseline Interferometry). Geforscht wird zwischen 21 cm und 7cm Wellenlänge. Durch Beobachtung der gleichen Radioquelle mit mehreren Radioteleskopen der Erde ergibt das eine Grundlinie von über 10.000 km. 1997 startete das „Raum VLBI“. Dies beinhaltet nicht nur die Erdantennen, sondern auch einen Satelliten im Orbit. Extrem weit entfernte Radioquellen werden angepeilt und in Zusammenschluß mit einer weiteren Antenne ist es möglich, den eigenen Standort auf „5 mm“ genau zu bestimmen. Durch diese genaue Peilung ist die Erforschung und Vermessung der Bewegung der Kontinente, der Erdachse und der Pole möglich.
MI. 10.6.98 FLORENZ
In Florenz sind wir bei der Parkplatzsuche klüger geworden. Schnurstracks fahren wir, fast im Zentrum, in eine Parkgarage. Insiderinformation ist alles. Florenz ist im Sommer überrannt von Touristen. Trotz Hitze trifft man Menschenmassen an allen interessanten Plätzen, die Florenz zu bieten hat.
Das Naturhistorische Museum ist ein „Muß“ für alle Astronomieinteressierten. Auf zwei Etagen bietet das Museum einen großen Überblick astronomischer Geräte und ihre Entwicklung. Am Nachmittag versuchen wir Stefano (Doktorand aus Loiano) zu erreichen. Es funktioniert und wir treffen ihn. Er hat es eilig mit uns. Wir haben die einmalige Chance mit ihm das Sonnenobervatorium am Universitätsgelände zu besuchen. Ein Universitätsprofessor erwartet uns bereits und wir können einen Blick auf unser Sonnenspektrum samt ihren Linien werfen.
Ebenfalls ist es uns möglich, das in brillanter Schärfe und Größe im Lichte der roten Wasserstofflinie aufgenommene Spektroheliogramm der Sonne zu betrachten. Das war wirklich ein Highlight. Oft hat man als Amateur nicht diese Gelegenheit. Und als Tüpfchen auf dem I, nehmen wir noch kurzerhand an einem Laserversuch in einem anderen Gebäude der Universität teil. Ich habe zwar nicht viel davon verstanden, aber es war trotzdem interessant. Besonders als das Blitzlicht unseres Fotoapparates einen ungewollten Flash am Computer ausgelöst hat.
Do. 11.6.98 LUMEZZANE
Wir verlassen Bologna und fahren Richtung Gardasee. Ein kurzer Aufenthalt in Peschiera und Sirmione relaxt uns etwas von der Astronomie der letzten Tage. Am frühen Abend, wir checken gerade im Hotel in Brescia ein, ziehen gewaltige Gewitterwolken auf. Kaum zu glauben, es beginnt derart zu hageln, daß die Straße innerhalb kurzer Zeit von weißen Hagelkörnern übersät war. Sturmböen mit anschließendem heftigen Regen lassen uns zweifeln, ob wir an diesem Abend wirklich unser nächstes Ziel, die Volkssternwarte in LUMEZZANE auf 1000 m Höhe erreichen können.. Aber das Wetter beruhigt sich und wir fahren nach Iseo am Iseosee. Der Iseosee präsentiert sich uns mit seinen dunkelblauen Wellen und im Hintergrund ein herrliches Gebirge mit tiefen Schluchten, wild romantisch. Über eine Paßstraße fahren wir nach Lumezzane. Die Auffahrt zur Sternwarte ist lang, steil und schmal. Leider ist trotz Anmeldung niemand anwesend und wir können die Sternwarte nur von außen besichtigen.
Fr. 12.6.98 ASIAGO
Weiterfahrt über Thiene nach Asiago. Das Observatorium befindet sich auf dem Altopiano dei 7 comuni, ein weitläufiges Plateau in den Ausläufern der Alpen in der Höhe von 1000 m, 90 km nördlich von Padua. Das Klima ist ein typisches Alpines Klima mit 50% klaren Nächten. Asiago beherbergt die Ausrüstung und wissenschaftlichen Instrumente der Universität von Padua. In den 40er Jahren wurde das von Daniele Calabi entworfene Observatorium aus natürlichen rosafarbenen Steinen gebaut und 1942 feierlich eröffnet. Die gesamte Anlage besteht aus Büroräumen, einer Bücherei, Gästezimmern und einem Photolabor. Die silberglänzende Kuppel hat einen Durchmesser von 15 m und beinhaltet ein 122 cm Spiegelteleskop, was damals eines der modernsten Instrumente Europas war. 1946 wurde ein Multikamera Spektrograph installiert, welcher die astrophysikalischen Forschungen erheblich erweitert hat. 1956 wurde ein 50/40cm Schmidt Teleskop, genannt nach seinem Erfinder, einem Hamburger Optiker angeschafft.
1967 kam eine neues 92/67cm Schmidt Teleskop dazu, wobei ein weiteres Observatorium in der Nähe des Hauptgebäudes im gleichen Stil mit einer 8 Meter Kuppel gebaut wurde.
Um mit der Forschung anderer europäischer Länder mithalten zu können, plante man in den 70er Jahren ein 182cm Spiegelteleskop. Da der Tourismus in diesen Jahren überhand nahm, war es notwendig das neue Teleskop auf einen anderen höheren Platz zu positionieren. CIMA EKAR 12 km östlich von Asiago auf 1350m Höhe war der perfekte Platz. 1973 erbaut ist heute dieses Teleskop das imposanteste optische Instrument von Italien. Asiago betreibt seit 50 Jahren aktive Forschung und hat eine wertvolle Ansammlung von Bildern und Spektren, welche eine unerschöpfliche Quelle für vergleichende Forschung darstellt.
Anschließend einige technische Daten:
Das 122cm Teleskop hat einen Parabolspiegel aus Fieberglas, 20 cm dick und 600 kg schwer. Alle zwei bis vier Jahre wird der Spiegel mit Aluminium beschichtet. Die äquatorial aufgestellte Englische Montierung macht zwei Einrichtungen möglich.
Eine Photokamera, Nebelspektrograph, ein schnelles Photometersystem (zwischen 10 microsec und 5 sec) können montiert werden. Ein Prismaspektrograph ist ständig am Cassegrainsystem montiert. Dieses Teleskop wird hauptsächlich für photometrische Studien von Nebeln, Galaxien, Novae, Supernovae und Pulsaren verwendet.
50/40cm und 92/67cm Schmidt Teleskop: Das 50/40cm Teleskop wurde 1956 konstruiert, hat einen 50cm sphärischen Spiegel mit einer 40cm Korrekturplatte und ein Prisma für Spektrographie. Das 92/67 cm Teleskop hat einen 20cm sphärischen Spiegel mit einer 67cm Korrekturplatte und zwei Prismen mit verschiedenen Streuungen. Die Teleskope werden zur Erforschung und Entdeckung von Nebeln, Galaxien, Noven und Kometen eingesetzt.
182 cm Teleskop: Dieses Instrument ist das größte in Italien. Der Spiegel besteht aus Duranglas ist 30 cm dick und 1560 kg schwer. Leider war es nur möglich das 122cm Teleskop zu besichtigen und so verabschieden wir uns anschließend von unseren Deutschen Kollegen und fahren weiter Richtung Lignano.
Auf der Rückfahrt bietet sich uns ein traumhafter Ausblick auf die italienische Landschaft. In Lignano angekommen, bummeln wir durch die Stadt, genießen den Abendspaziergang am Strand und lassen unsere Reise gemütlich ausklingen.
Profi- und Amateurobservatorien in anderen Ländern zu besuchen, Astronomen kennenzulernen und neue Kontakte zu knüpfen, ist eine Bereicherung für das eigene Wissen und bringt immer neue Einblicke in das unerschöpfliche Gebiet der Astronomie.