Vereinsabend Februar 2019

NACHLESE
Vereinsabend
Freitag, 08.02.2019

26 Mitglieder waren am 08.02.2019 in den Gasthof Leo Graf zum ATARES-Vereinsabend gekommen.
Gerhard Kermer berichtete über Neuigkeiten; der Bescheid über die Geländeumwidmung wurde noch nicht erteilt, erwarteter Termin ist Ende Februar.
Der Vereinsausflug führt am Sonntag, 19.05.2019, nach Salzburg ins Haus der Natur und zur 2018 eröffneten VEGA-Sternwarte, die Fahrt wird noch mehrmals per E-Mail angekündigt, Anmeldungen sind jederzeit möglich (E gerhard.kermer@aon.at).
Im Mai 2018 verbrachten einige ANTARES-Mitlieder zwei Wochen auf der HAKOS-Farm in Namibia. Gabi Gegenbauer berichtete über die Farm, die Wetterlage, Ausflüge, über Hoppalas und Überraschungen mit der fotografischen Ausrüstung und zeigte als Abschluss Fotos der südlichen Milchstraße und einiger der darin enthaltenen Objekte.

Am 13.01.2012 konnten wir bereits einmal den Wissenschaftsjournalist Dr. Christian PINTER, der, auf die Bereiche Astronomie und Raumfahrt spezialisiert, seit 1991 populär-wissenschaftliche Artikel für Printmedien im deutschsprachigen Raum schreibt, mit einer Lesung des Kapitels „Die Sterne der Medici“ über Galileo Galilei aus seinem Buch „Helden des Himmels“ bei unserem Vereinsabend begrüßen; an diesem Abend waren „Die Mondträumer – Johannes Kepler und Jules Verne“ THEMA seines Vortrags.

Am Ende des Jahres 1609 richtet Galileo Galilei in Padua sein neues Fernrohr auf den Mond und sieht – die Erde als Planeten im Weltraum. Dabei zeigt sich der Mond als ganz und gar nicht idealer Himmelskörper, der er nach gängiger naturphilosophischer Lehre eigentlich hätte sein sollen. Stattdessen offenbarte er eine unebene Oberfläche, profiliert im reflektierten Sonnenlicht, das ihn bei Betrachtung mit freiem Auge als gleichmäßig leuchtenden Himmelskörper erscheinen lässt.
Bereits 1593 als Student in Tübingen war Johannes Kepler mit der Lehre des Kopernikus vertraut. Wenige Monate vor Galileis teleskopischen Entdeckungen beschrieb er, bereits am Hof von Rudolf II. in Prag und Nachfolger Tycho Brahes als kaiserlicher Astronom, detailreich, wie sich die Erde von der Mondoberfläche aus zeigen müsste. Er führte eine Technik des Reisens zum Mond vor, erschloss Anatomie und Lebensweise der Mondbewohner und spekulierte über klimatische Verhältnisse nebst anderen selenographischen Besonderheiten.
Während Galileo Galilei das Fernrohr zum Himmel richtet, greift Johannes Kepler zur Feder: Mit „Traum oder: Mond-Astronomie“ (Somnium sive Astronomia Lunaris) verfasst er eine der frühesten Science-Fiction-Erzählungen der Weltliteratur. In seinem „Mondtraum“ versetzt er den Leser auf den Erdbegleiter, um ihn aus höchst ungewohnter Perspektive auf die bewegte Erde blicken zu lassen.
Mit diesem Werk möchte Kepler eine Lanze für das umstrittene, ab 1616 sogar verbotene Weltbild des Kopernikus brechen. Doch das Manuskript bringt seine Mutter in Lebensgefahr; 1615 wurde Keplers Mutter Katharina im schwäbischen Leonberg vor dem Landesgericht der Hexerei angeklagt, erst 1620 erreichte Kepler, damals schon in Linz, mit viel Mühe die Einstellung des Prozesses.
In Keplers Traumerzählung benötigte man die Hilfe von Dämonen, die – vorausgesetzt, sie waren einem freundlich gesinnt – hochhoben und, betäubt mit Narkotika und Opiaten, in atemberaubender Geschwindigkeit in den Weltraum katapultierten. An die Ernährung von Zwieback, Knoblauch, Dörrfisch und abscheulichen Speisen musste man gewöhnt sein. Zusammengekugelt wie eine Spinne erfolgte der Aufprall auf dem Mond, danach befiel meist eine entsetzliche Schwäche und „Schlappheit der Glieder“ den Mondreisenden. Auf der erdzugewandten Seite des Mondes steht der Blaue Planet, von den Mondbewohnern „Volva“ genannt, stets an derselben Stelle, die Sterne bewegen sich um ihn, er dreht sich und zeigt seine Erdflecken, über die sich die Mondbevölkerung ähnlich poetische Gedanken macht wie wir über den vermeintlichen Mann im Mond.
Die Mondbewohner teilen sich in Subvolven und Privolven, in erdzu- und erdabgewandte Wesen. Auf der erdabgewandten Seite sind die Verhältnisse besonders bizarr, unruhig ziehen Schlangen von Ort zu Ort, sind Höhlenbewohner oder Taucher. Auf dem Boden verstreut liegen wie Pinienzapfen geformte Gegenstände; tagsüber ist ihre Rinde angesengt, abends öffnen sie sich und geben, wie aus einem Versteck, Lebewesen von sich.
Es geht um astronomische Erscheinungen, etwa, wie lange die Tage und Nächte der Mondbewohner sind, wie Jahreszeiten zur Geltung kommen oder wie die Erde für sie über dem Horizont erscheint. Spekulativer und verspielter wird es, wenn es um die klimatischen Folgen geht und erst recht, wenn daraus die Gewohnheiten der Mondbewohner gefolgert werden. Zum Beispiel ihr Rückzug vor zu großer Hitze in Höhlen des porösen Mondgesteins, in das sie temperierendes Wasser einleiten.
Die Erzählung „Der Mondtraum“, nur wenige Seiten lang, enthält einen fast hundertseitigen Fußnoten-Anhang mit über zweihundert Anmerkungen, an dem Kepler mehrere Jahre arbeitete. Gedruckt wurde das Werk erst 1630, veröffentlicht 1634, vier Jahre nach Keplers Tod.

Zweieinhalb Jahrhunderte später nimmt Jules Verne die Leser neuerlich mit ins All – in seinen Romanen „Von der Erde zum Mond“ und „Reise um den Mond“. Auch er nützt das Genre der Science-Fiction, um über die Mondforschung zu berichten.

Jules Verne: Von der Reise zum Mond
Der amerikanische Bürgerkrieg brachte den Waffenproduzenten einen großen Aufschwung. In dem in Baltimore gegründeten Artilleristenklub kehrte nach dem Kriegsende Langeweile ein. So beschließt der Clubpräsident Barbicane, die Erfahrungen der Clubmitglieder friedlich mit einem ehrgeizigen Projekt zu nutzen: den Bau einer jedes bisherige Maß übersteigenden Kanone, die als Schacht in die Erde Floridas gebaut werden soll, um mit ihr ein Geschoss zum Mond zu senden. Dieser Vorschlag löst einen ungeheuren weltweiten Begeisterungssturm aus. Zur Finanzierung des Vorhabens werden Subskriptionen aufgelegt, die als ein Geldgeschenk organisiert sein sollten. Die gesamte Welt sollte damit Anteil an dem kühnen Vorhaben nehmen. Am Startort, der fiktiven Stadt Stones-Hill, wurde ein Industriestandort buchstäblich aus dem Boden gestampft, nach den Schachtarbeiten sollte die Kanone direkt vor Ort in den Boden gegossen werden. Endlich ist es soweit. Der Versuch glückt, das Projektil verlässt die Erde. Als die mutigen „Reisenden“ die Erde verlassen, nähern sie sich dem Mond.

Jules Verne: Reise um den Mond
Das gewaltige Projekt des Flugs zum Mond des Artilleristenklubs zu Baltimore scheint gelungen. Die drei Reisenden, Klubpräsident Barbicane, Kapitän Nicholl und Michel Ardan, haben den Start gut überstanden, erwachen nach einer tiefen Ohnmacht. Sicher in ihrem gemütlich ausgestatteten Projektil, stellen sie interessante Beobachtungen an, genießen die Schwerelosigkeit, führen wissenschaftliche Dispute. Sie entdecken einen Trabanten des Mondes; ein gewaltiger Meteorit, der dicht an ihnen vorbei fliegt, lenkt sie aus ihrer Bahn, wodurch sie nicht mehr den direkten Weg zum Mond nehmen können, sondern in eine Umlaufbahn einschwenken. Bei der ausführlichen Beobachtung der Mondoberfläche stellen sie enttäuscht fest, dass der Mond offensichtlich unbewohnbar ist. Mit einem technischen Trick, nämlich den Hilfsmitteln zur geplanten Landung, verlassen sie die Mondumlaufbahn und ihr Projektil stürzt zur Erde, wo es als Feuerball gesehen wird. Das Projektil landet im Meer, mit einem Bergungsschiff wird die Suche aufgenommen. Das schwimmende Projektil findet man als Boje treibend am gleichen Tage.

Nach jeder Erzählung machte Christian Pinter einen Faktencheck und verglich Dichtung und reale Wirklichkeit.
Fast 100 Jahre vor der Mondlandung wählte Jules Verne Florida als interessanten Startplatz für die fiktiven Artilleristen – heute befindet sich dort Cape Canaveral, die NASA Raketenstartbasis; Zylinder sind mit Raumfahrthelmen gleichzusetzen, der Feuerball demonstriert die Reibungshitze und den Hitzeschild beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre, die Amerikaner wässerten im Meer, die Sonden wurden mit Bojen gesichert.
Was rückblickend wie phänomenale Weitsicht aussieht, sind diese Schilderungen jedoch nicht ganz zufällig, für diese „technisch“ erscheinenden Inhalten trägt auch die Konsultation mit theoretischen Vordenkern bei, wie zum Beispiel mit dem Verne-Vetter Henri Garcet, der einige mathematische Grundlagen beisteuerte.

In einem mitreißenden Vortrag stellte Christian Pinter auf eine reizvolle Art die Höhenflüge Keplers und Vernes einander gegenüber.
Die nachfolgende Frage- und Antwortrunde zeigte das große Interesse der Mitglieder an dieser Präsentation und an dem Thema.

Weiterführende Links
Dr. Christian Pinter
http://www.himmelszelt.at

Johannes Kepler: Mondtraum
http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserver/15537/1/traum.pdf
https://www.zeit.de/2011/28/L-B-Kepler
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/rezensionen/sachbuch/johannes-kepler-der-traum-oder-mond-astronomie-im-schatten-der-erde-fliegen-die-daemonen-11115087.html
Jules Verne: Von der Reise zum Mond (1865)
http://www.j-verne.de/verne6.html

Jules Verne; Reise um den Mond (1870)
http://www.j-verne.de/verne10.html

„Helden des Himmels“ –einige Mitglieder nutzen die Gelegenheit, dieses Buch handsigniert zu erwerben.

Gemeinsam saßen die Mitglieder beisammen, man tauschte sich astronomisch und privat aus – es war wieder ein Vereinsabend, in dem der Vereinsgedanke gelebt wurde.
VORSCHAU
Vereinsabend Freitag, 08.03.2019
Treffen ab 18:00 h
19:00 h Begrüßung, Vereinsnachrichten
VORSTANDSWAHL
19:10 h Bernhard Burger
Astrofotografie auf ROBOTIC-Sternwarten
19:30 h VORSTANDSWAHL
20:00 h Kurt Descovich
Gravitationswellen aus der Sicht eines Physikers

Gerhard KERMER
Vorsitzender
Öffentlichkeitsarbeit und Führungen
M 0664 73122973
E gerhard.kermer@aon.at