Vereinsabend Februar 2023

NACHLESE

Vereinsabend

Freitag, 10.02.2023

 

Freitag, 10.02.2023; ab 18:00 h kamen mehr als 20 ANTARES-Mitglieder bei unserem Vereinsabend im Gasthof Leo GRAF, 3100 St. Pölten zusammen.

 

Nach der Begrüßung etwas nach 19:00 h berichte Gerhard Kermer über Neuigkeiten.

Die Website https://www.noe-sternwarte.at wird neu gestaltet, der Mitgliederbereich wird deaktiviert und in die ausschließlich für Mitglieder nutzbare Website https://antares.noe-sternwarte.at in den vereinseigenen Server ausgelagert.

Vereinskommunikation, Fachbereiche, Vereinsdokumente, Nachlesen sind einige der geplanten Anwendungen.

Zunächst wurde die Kalenderfunktion für Vereinsaktivitäten und Reservierung von Plattformen / Observatorien auf dem Sternwartegelände in der neuen Website freigeschaltet; weitere Anwendungen folgen.

Die vereinsunterne Kommunikation wird – vorerst – weiterhin auch über Medien wie E-Mail-Foren und WhatApps-Gruppen erfolgen, soll aber in die auf dem Mobilphone integrierte Chat-Gruppe integriert werden.

Über die jeweiligen Weiterentwicklungen wird zeitgenau informiert.

Zugangskennung und – daten bitte bei Stefan Brenner (stefan.brenner@gmx.at) erfragen.

 

Der Vereinsausflug führt am Sonntag, 07.05.2023 nach Graz, Anmeldungen an gerhard.kermer@aon.at, in den nächsten Tagen folgt Mail mit Detailinformationen.

 

Johann Palisa, Astronom an der Universitätssternwarte Wien, erkannte bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts, dass die Straßenbeleuchtungen Wiens die Sichtbarkeit von Himmelsobjekten beeinträchtigen. Heute ist das Phänomen der Lichtverschmutzung ein immer größeres Problem.

Doch was genau ist “Lichtverschmutzung” und was können wir dagegen unternehmen?

Als Vortragenden konnten wir Dr. Stefan Wallner, BSc MSc, Institut für Astrophysik, Universität Wien, wo der die Arbeitsgruppe Lichtverschmutzung leitet, mit dem Vortrag „Die dunkle Seite des Lichts – Lichtverschmutzung und seine Folgen“ zu diesem Thema begrüßen.

Als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Slowakischen Akademie der Wissenschaften beschäftigt er sich mit derselben Thematik.

Seit Anfang 2022 ist Stefan Wallner Obmann des Burgenländischen Arbeitskreis Astronomie (BAA).

Zu viel Licht, schädliche Farben / Spektrum, Streulicht – mittels eines Fotovergleichs der International Dark Sky Association zeigte er auf, wie sinnvoller Einsatz von künstlicher Beleuchtung die Bedürfnisse der Bevölkerung auf ausreichende Beleuchtung mit dem Blick auf den dunkeln Nachthimmel in Einklang zu bringen ist.

Wie viele Sterne sind überhaupt noch zu sehen – warum ist diese Frage so wichtig?

Nachtaktivität war ein wichtiger Schritt in der Entwicklung der Säugetiere – 69% sind nachtaktiv, 20% tagaktiv!

Denn Verdrängung von natürlichem Licht verursacht

  • Verlust von Habitaten und lebensfreundlichen Flächen
  • Orientierungsverluste
  • Änderung in Bewegungsverhalten und bei Nahrungssuche
  • Verlust von Biomasse

 

Als „Zirkadianer Rhythmus“ werden in der Chronobiologie zusammenfassend die endogenen Rhythmen bezeichnet, die eine Periodenlänge von circa 24 Stunden und bei vielen Lebewesen großen Einfluss auf die Funktionen des Organismus haben. Sie entstanden als Anpassung an die sich im Tagesrhythmus ändernden Umweltbedingungen.

 

Melatonin reguliert den Schlaf-Wach-Rhythmus und hilft außerdem, freie Radikale in Schach zu halten. Es wird hauptsächlich in der Zirbeldrüse aus Serotonin gebildet. Am Tag, bei Licht, ist der Melatoninspiegel etwa drei- bis zwölfmal niedriger als nachts.

Ohne Melatonin ist der „Zirkadiane Rhythmus“ gestört, was in direkter Folge zu Schlafstörungen und damit einhergehend zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen kann.

 

83% der Erdbevölkerung leben unter lichtverschmutzten Himmel; in Amerika und Europa sind es bis zu 99%. Während global die illuminierten Flächen um 2,2%/Jahr zunehmen, nimmt die Lichtwachstumsrate in Amerika und Europa jährlich um ≈ 6% zu.

 

Darunter leidet nicht nur, aber vor allem die Insektenwelt – die Farbtemperatur von Außenbeleuchtung sollte 3.000 K nicht übersteigen! Moderne Beleuchtungskörper sollten plan auf die zu beleuchtende Fläche ausgerichtet sein, Streulicht ist zu vermeiden.

 

Lichtscheue Arten meiden aufgehellte Bereiche und anlockungsempfindliche Arten hängen in ihnen fest. Der Bewegungsradius der Individuen wird eingeschränkt, eine entscheidende Hürde für Verbreitungs‐ und Migrationsbewegung ist gegeben, der Populationsaustausch zwischen Habitaten wird beeinträchtigt.

Besonders ins Gewicht fällt die künstliche Beeinflussung der Nacht, wenn artenreiche Übergangsbiotope wie Wald‐ und Gewässerränder betroffen sind oder biotopverbindende Lebensräume wie bspw. Hecken.

 

Erhalt zusammenhängender Dunkelgebiete, standortgerecht beleuchten!

  • Beleuchtung möglichst nur innerhalb geschlossener Ortschaften und nur außerhalb von Schutzgebieten.
  • Kritisch ist die Beleuchtung von Freiland umgebenen Straßen, Wegen und Parkplätzen, die Beleuchtung im durchgrünten Siedlungsbereich, am Siedlungsrand sowie in Gewässernähe, Parks und Gärten innerorts. In diesen Bereichen verträglich beleuchten – Gewusst WANN und WIE.
  • Beleuchtung an landschaftlich exponierten Standorten vermeiden.
  • Beleuchtung von Einzelbäumen und Gehölzgruppen vermeiden.
  • Bereiche sensibler, geschützter Lebensräume, welche an Verkehrsflächen angrenzen, dürfen durch künstliche Beleuchtung um max. 0,25 lx aufgehellt werden.

 

Als brandneue Thematik zu betrachten ist aber auch der Einfluss auf die Verschmutzung des Nachthimmels aus dem Weltraum durch Satellitenkonstellationen.

Sind derzeit von Elon Musk 12.000 Starlink-Satelliten geplant, sollen in den kommenden Jahrzehnten bis zu 400.000 Satelliten in großen Konstellationen in die Erdumlaufbahn geschossen werden.

Viele werden sich in erdnahen Umlaufbahnen (< 800 km) befinden, 360.000 davon in Höhen zwischen 300 km und 1.200 km.

Dies wird große Auswirkungen auf astronomische Beobachtungen durch Satellitenstreifen haben.

Das größte Problem wird jedoch sein, dass es nur wenige / keine Informationen über diese gibt, solang diese nicht im Orbit sind.

 

Generell sind Normen rechtlich nicht bindende Empfehlungen. Die Normenreihe ÖNORM EN

13201 Teil 2‐55 regelt die Beleuchtung auf öffentlichen Verkehrsflächen im Freien in allen EU‐Staaten.

 

ÖNORM O 1052 LICHTIMMISSIONEN – MESSUNG UND BEURTEILUNG

Mit 15. Oktober 2022 wurde die ÖNORM O 1052 „Lichtimmissionen – Messung und Beurteilung“ von der Austria Standards neu veröffentlicht. Damit setzt die Arbeitsgruppe die Arbeiten auf Grundlage der Vorgängernormen von 2012 und 2016 fort und begründet damit eine moderne nationale Regelung betreffend Lichtimmissionen in Österreich.

https://www.sachverstand.org/center01b.htm

 

Biodiversitäts-Strategie Österreich 2030+

https://www.bmk.gv.at/themen/klima_umwelt/naturschutz/biol_vielfalt/biodiversitaetsstrategie_2030.html

1.2.2 Lichtverschmutzung, Seite 27 ff.

 

Der Zuständigkeitsbereich liegt bei den Umweltanwaltschaften der einzelnen Bundesländer-

Federführend in der Umsetzung von Lichtimmissiongesetzen ist das Land Oberösterreich

https://www.ooe-umweltanwaltschaft.at/Mediendateien/Leitfaden.pdf

 

MA 22, Maßnahmen des Magistrats der Stadt Wien zur Verringerung der Lichtverschmutzung

https://www.stadtrechnungshof.wien.at/berichte/2012/lang/05-01-KA-V-22-1-13.pdf

 

Das Burgenland plant die Umsetzung eines Lichtimmissionsgesetzes

In Niederösterreich gibt es derzeit – noch – keine Bestrebungen!

 

Die nachfolgende Frage- und Antwortrunde zeigte das Interesse der Anwesenden an diesem Thema

 

Der weitere Verlauf des Vereinsabends nahm seinen gewohnten Verlauf, er gehörte unseren Mitgliedern: Persönlicher Austausch, Fachgespräche, Astrofotos, kurze Besprechungen zu Vereinsterminen oder einfach nur privat plaudern. Dieser Mix macht jeden unserer Vereinsabende zu einem gelebten Fixpunkt in unserem Vereinsleben.

 

VORSCHAU

ANTARES-VEREINSABEND

Freitag       10.03.2023, 18:00 h

 

Gasthof Leo GRAF

Bahnhofplatz Süd – 7

3100 St. Pölten

 

Treffen ab 18:00 h

19:00 h       Begrüßung, Vereinsnachrichten

19:30 h       Dr. Rachel-Louise Bailey

GeoSphere Austria, Conrad-Observatorium – Geomagnetisches Observatorium

                   Künstliche Intelligenz verbessert Sonnenwindvorhersage

 

Wir freuen uns wieder über euer Interesse und über zahlreiche Besucher.

 

Gerhard KERMER

ANTARES

Vorsitzender

Öffentlichkeitsarbeit und Führungen

M 0664 73122973

E gerhard.kermer@aon.at

I https://www.noe-sternwarte.at

ZVR 621010104