Vereinsabend Mai 2018

Nachlese

Vereinsabend

Freitag, 11.05.2018

Christi Himmelfahrt am Donnerstag, somit verlängertes Wochenende, Neumondphase, einige Mitglieder in Namibia; am Freitag, 11.05.2018 ab 18:00 h kamen 15 ANTARES-Mitglieder bei unserem Vereinsabend im Gasthof Leo GRAF, 3100 St. Pölten zusammen.
Essen und gemeinsame Gespräche ließen die Zeit bis zum offiziellen Beginn rasch vergehen.
Gerhard Kermer berichtete über Neuigkeiten aus dem Verein.
35 Teilnehmer wanderten am Sonntag, 06.05.2018 beim Vereinsausflug zum Leopold-Figl-Observatorium, einer Außenstelle des Instituts für Astrophysik in Wien, auf dem Mitterschöpfl. Ao. Univ. Prof. Dr. Werner Zeilinger führte uns etwa 2 Stunden lang durch die Sternwarte, gab geschichtliche Informationen, berichtete über den Bau, die Standortbedingungen, wissenschaftliche Forschung und Praktika der Studenten mit Österreichs größtem Teleskop (1,5m Ritchey-Chretien-Cassegrain-Spiegelteleskop, Hauptspiegeldurchmesser 1,52 m, Brennweite 12,5 m; Durchmesser Sekundärspiegel 0,52 m; Gesamtgewicht 24 t, Fernrohr 23 t; seit 1996 werden die Bilder digital mit dem OEFOSC (Oesterreich Faint Object Spectrograph and Camera) gewonnen; seit 2010 von Wien aus per Computer steuerbar), erklärte uns die Einrichtungen des Observatoriums, zeigte uns die Hochvakuumanlage zur Aluminisierung von optischen Gläsern bis zu einem Durchmesser von 1,5 m und führte die Steuerung und den Betrieb vor.
Nach dieser etwa 2-stündigen Führung ließen wir nach dem Rückweg den Tag mit einem Mittagessen und gemeinsamen Gesprächen im Gasthaus St. Corona am Schöpfl ausklingen.

Die Geländeumwidmung für die Erweiterung des Sternwartegeländes ist eingereicht, Kontakte mit Firmen aufgenommen, erste Rückmeldungen erhalten.
Die Führungssaison ist erfolgreich gestartet; ein herzliches DANKE an alle Führungsmitglieder, die mit ihrem Engagement, mit ihrem Wissen ihre Begeisterung auch unseren Besuchern übermitteln.
Und wir dürfen uns wieder über Neumitglieder freuen.
Die Vereinsabende in den Sommermonaten finden auf dem Sternwartegelände statt; im Juni werden wir vorher die Wald Köhlerei Hochecker in Michelbach besuchen, wo in einem der letzten Kohlemeiler Österreichs Holzkohle produziert wird.

Franz Klauser, ANTARES-Mitglied und Astrofotograf, hat 1970, vorerst bescheiden, mit der Astronomie begonnen, frühzeitig wandte er sich der Astrofotografie zu.
Um der zunehmenden Lichtverschmutzung zu entgehen, hat Franz Klauser vor mehr als 20 Jahren den Traum von der eigenen Sternwarte in Puchenstuben, seinem Zweitwohnsitz auf 900 m Seehöhe, realisiert. In der selbstgebauten 4m-Kuppel befindet sich als Hauptinstrument ein 15″ Newton f/4,5. Vor 10 Jahren errichtete er eine 2. Sternwarte, eine Hütte mit abfahrbarem Dach, darin befinden sich weitere Teleskope.
Seit 7 Jahren in Pension, hat er mehrere Jahre hindurch Astronomiekurse bei der Kinderakademie in den Ferien abgehalten, macht immer wieder Führungen auf „seinem“ Planetenweg in Puchenstuben, betreut weiterhin das von ihm errichtete Schulplanetarium im BORG und ist auch in der Lehrerfortbildung tätig.
In seinem Vortrag berichtete er über

ABELL, ARP, HICKSON und Co – die Kataloge der Galaxienhaufen
Astronomische Kataloge, wie der Messier-, der NGC- und der IC-Katalog, sind Zusammenfassungen astronomischer Objekte mit gemeinsamen Eigenschaften; etwa der Form, Zusammensetzung oder ihrer Entdeckungsmethode.
Es gibt Kataloge für Objekte des Sonnensystems, für stellare Einzelobjekte (Sterne, Pulsare,…), aber auch für eher großräumige Objekte wie Sternhaufen, Interstellare Materie (diffuse und planetarische Nebel, Dunkelwolken, Molekülwolken) und extragalaktische Objekte wie Galaxien, Galaxienhaufen und Quasare.
Sein Vortrag konzentrierte sich, nach einer Übersicht über die Objekte diverser Astronomiekataloge, auf die Kataloge der Galaxienhaufen, zusammengestellt von ABELL, ARP und HICKSON; in einer Gegenüberstellung von professionellen und amateurtechnischen Aufnahmen sollte das unter „unserem“ Himmel Erreichbare veranschaulicht werden.

George Ogden Abell (* 01.03.1927 Los Angeles; † 07.10.1983 Encino, Kalifornien), ein US-amerikanischer Astronom, Professor an der University of California, Los Angeles, erstellte auf der Basis des Palomar Observatory Sky Survey seit den 1950er Jahren den Abell-Katalog (engl.: Abell catalog of rich clusters of galaxies), einen Katalog von 4073 Galaxienhaufen, mit dessen Hilfe erstmals die Struktur des Universums bis zu einer Rotverschiebung von etwa 0,2 untersucht werden konnte, und der bis heute von Bedeutung geblieben ist. Die erste Version, 1958 veröffentlicht, enthielt 2712 Galaxienhaufen. 1989 wurde er um 1361 Haufen des Südhimmels ergänzt (Aufnahmen des UK Schmidt Teleskops). Neben den Koordinaten sind Kennzahlen für die Mitgliederzahl, Kompaktheit und ungefähre Entfernung des Haufens angegeben.
Abell ist Mitentdecker des Kometen 52P/Harrington-Abell, der Asteroid (3449) Abell ist nach ihm benannt.

Halton Christian Arp (* 21.03.1927 New York; † 28.12.2013 München), ein US-amerikanischer Astronom, studierte an der Harvard University (B.A., 1949) bei Harlow Shapley (Vermesser der Milchstraße) und ging nach Los Angeles ans CalTech (Ph.D., 1953) zu Edwin Hubble. Ab 1953 Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Carnegie Institution of Washington, forschte er am Mount-Wilson-Observatorium und am Palomar-Observatorium.
1955 wurde er Forschungsassistent an der Indiana University, ab 1957 war er 29 Jahre lang als Angestellter des Mount-Palomar-Observatoriums tätig.
Für seine umstrittene Theorie, nach der die Rotverschiebung speziell von Quasaren eine bisher unbekannte nicht-kosmologische Ursache hat und daher zur Bestimmung der Entfernung nicht geeignet ist, stellte er eine der Grundlagen der Urknalltheorie in Frage. Ebenso vertrat er eine alternative Gravitationstheorie im Sinne der Le-Sage-Gravitation.
Ob seiner Theorie erntete er viel Kritik; Kippenhahn holte ihn mit einem Stipendium in das Max-Planck-Institut für Astrophysik (MPA) in Garching bei München, wo Harp ab 1983 als unbezahlter Gastwissenschaftler am MPA geführt wurde. In seinem Katalog ungewöhnlicher Galaxien, den Atlas of Peculiar Galaxies, sind 338 ungewöhnliche Galaxien mit photographischen Aufnahmen aufgeführt.
I https://de.wikipedia.org/wiki/Atlas_of_Peculiar_Galaxies

Paul Hickson gilt als einer der Pioniere der Erforschung von Galaxiengruppen. Auf Grundlage der Untersuchungen der rotempfindlichen Fotoplatten (Sorte E) der Palomar Observatory Sky Survey (POSS) erschien 1982 sein erster Katalog im Astrophysical Journal mit dem Titel „Systematic Properties of Compact Groups of Galaxies“ (systematische Eigenschaften kompakter Galaxiengruppen). Erstmals wurden kompakte Gruppen definiert, Kriterien zu ihrer Typisierung erstellt, die Morphologie beschrieben, Aussagen zur Helligkeit und Verteilung der Mitglieder gemacht und letztlich 100 Beispielgruppen tabelliert. Sieben Jahre später wurde der „Hickson-Katalog“ verfeinert und durch fotometrische Messungen ergänzt. 1992 folgten noch Ergänzungen zu den Radialgeschwindigkeiten der Einzelgalaxien in den Gruppen.
Hickson Compact Group (HCG) ist ein Katalog mit 100 Galaxiengruppen, die wohl bekannteste enthaltene Galaxiengruppe im Katalog ist Stephans Quintett.
Die kompakten Gruppen von Hickson, die hellsten und nächsten uns bekannten, wurden seit den achtziger Jahren immer wieder untersucht. Besonderes Augenmerk wurde dabei auf ihre Umgebung, auf ihre Zwerggalaxienpopulation, den hohen Anteil an Dunkler Materie und ihre morphologische Zusammensetzung gelegt.
https://de.wikipedia.org/wiki/Hickson_Compact_Group

Mit zahlreichen seiner Astrofotos (Bildbearbeitung Manfred Wasshuber) arbeitete Franz Klauser die Merkmale der Objekte dieser Kataloge heraus und gab einen umfassenden Überblick über diese Galaxienkataloge.

Franz Klauser betreibt seine Privatsternwarte in Puchenstuben.
Anstelle einer Beschreibung möchte ich den Kommentar zum Astrofoto der Woche (AdW) vom 23.01.2017 einfügen, das HCG 10, die zehnte Gruppe im Hickson-Katalog, im Sternbild Andromeda zeigt.
Franz Klauser und Manfred Wasshuber sind die Bildautoren. In drei Herbstnächten (25.9., 26.9. und 22.10.2016) wurde belichtet. Aufnahmeort war Puchenstuben in Niederösterreich. Als Teleskop kam ein 12-Zoll-Astrograph (Marke ASA) zum Einsatz, Öffnungsverhältnis 1:3,6 bzw. Apertur f/3,6. Belichtet wurde mit einer CCD-Kamera FLI ML 8300, und zwar 16 x 15 min (L) und je 8 x 15 min (RGB), was insgesamt 10 Stunden ergibt. Alle Filter stammen von Baader.
Auch in dieser Woche ist das AdW die Gemeinschaftsarbeit zweier Astrofotografen. Franz Klauser hat die Bilder aufgenommen und Manfred Wasshuber hat die Bildbearbeitung übernommen. Herr Klauser nahm die Bilder in seiner Sternwarte in Puchenstuben auf. Den Lichtverschmutzungskarten nach zu urteilen ist das ein Beobachtungsort mit exzellenten Bedingungen. Die verwendete Ausrüstung lässt das Astrofotografenherz ebenfalls höher schlagen: Eine Montierung und ein 12-Zoll-Astrograph der österreichischen Teleskopschmiede ASA, sowie eine CCD-Kamera des US-Herstellers Fingerlakes Instruments. Die ASA-Teleskope überzeugen vor allem durch ihr „schnelles“ Öffnungsverhältnis, d.h. hohe Lichtstärke.
Beide Bildautoren sind schon seit Jahren eine feste Instanz in der deutschsprachigen Astroszene. Wirft man diese Zutaten nun alle in einen Topf, so sollte ein sehr gutes Astrofoto entstehen. Und so ist es auch, das vorliegende Bild ist technisch einwandfrei. Wir gratulieren den Autoren zum Ergebnis.

https://www.astronomie.de/aktuelles-und-neuigkeiten/alle-news-im-ueberblick/detailseite/detail/News/4-woche-die-kompakte-galaxiengruppe-hcg-10

Persönlicher Austausch, Fachgespräche, Astrofotos, kurze Besprechungen zu Vereinsterminen, privat plaudern. Waren dieses Mal auch weniger Mitglieder anwesend, so ist dennoch jeder unserer Vereinsabende ein gelebter Fixpunkt in unserem Vereinsleben.

VORSCHAU
ANTARES-VEREINSABEND
Freitag       08.06.2018

In den Monaten Juni – August finden die Vereinsabende
als vereinsinterne Veranstaltung auf dem Gelände der
NOE VOLKSSTERNWARTE 3074 MICHELBACH statt.
Grillen, plaudern, beobachten – ALLE Mitglieder (mit Familie, Freunden, Bekannten, sind dazu herzlich eingeladen!
Grillgut bitte selbst mitnehmen, Getränke sind vorrätig!

VOR dem VEREINSABEND
Freitag, 08.06.2018
16:00 h      Führung Holzmeiler
                   Wald Köhlerei Hochecker
                   Kleindurlas 13
                   3074 Michelbach
                  
                   In einer der letzten Köhlereien Österreichs
                   erleben wir die Produktion und Entstehung der Holzkohle
                   direkt am Kohlemeiler!
                   Das neu errichtete Köhlerhaus bietet Platz bis zu 50 Personen
                   Dauer ca. 90 min
                   Preis EUR 5,00 Person inkl. 1 Getränk

Um Anmeldung / Information über Teilnahme wird gebeten.

Sternwartegelände Michelbach
Treffen ab 18:00 h
19:00 h       Begrüßung, Vereinsnachrichten
                   Grillerei
Ab 20:00 h  Kein Vortrag geplant
                   Zeit rund um Neumond
                   Gemeinsame Beobachtung geplant

Wir freuen uns über die Teilnahme zahlreicher Mitglieder, die diesen Abend gemeinsam verbringen wollen.