Vereinsabend Oktober 2019

NACHLESE
Vereinsabend
Freitag, 11.10.2019

Wie jeden 2. Freitag im Monat, so trafen auch am Freitag, 11.10.2019 ab 18:00 h etwa 20 ANTARES-Mitglieder bei unserem Vereinsabend im Gasthof Leo GRAF, 3100 St. Pölten zusammen.

Nach der Begrüßung berichtete Gerhard Kermer über den aktuellen Stand der laufenden Projekte.

Focus war der Baufortschritt auf der Sternwarte. Der vierte Mauerteil ist eingeschalt und soll Mitte dieser Woche betoniert werden, Ende Oktober / Anfang November sollte mit dem 5. Mauerteil die Umfassungsmauer fertiggestellt sein.
Die Schalungstafeln werden zerlegt und winterfest aufbewahrt, 2020 werden diese für den Bau der AMO’s (ANTARES Small Observatories) weiterverwendet.
Das Gelände wird noch aufgeschüttet, damit sich dieses über den Winter setzen kann und daher im Frühjahr ohne Einschränkung weitergebaut werden kann.
Auf der Böschung des Parkplatzes werden 50 Sträucher gesetzt (Förderung NÖ Landesjagdverband, ÖKOLAND), danach wird die Baustelle winterfest gemacht.

Nach der Beschlussfassung für den Kauf des Sternwartegeländes bei der ao. Generalversammlung wurden die ersten Gespräche geführt und die erforderlichen Erkundigungen eingeholt.

Rechtsanwalt: Erfordernisse für die Abwicklung des Kaufvertrags wurden besprochen
Marktgemeinde Michelbach: Zufahrt liegt auf öffentlichem Grund; dieser wird als Straße umgewidmet.
Stromzuleitung: Von EVN haben wir die Einbautenpläne erhalten.
Vermessung: Das Grundstück wird von Vermessung Schubert vermessen
Für die Zufahrt auf das Weidegebiet wird ein Servitutsrecht für den Pächter gewährt
Für das Vorkaufsrecht Weidegrund sind die Verpächter verantwortlich

Da die zeitgleiche Abwicklung zweier Projekte eine außergewöhnliche Herausforderung für ANTARES ist, ist ein 4-Säulen-Modell zur Finanzierung des Sternwarteausbaus und des Kaufs des Sternwartegeländes (Verwendungszweck) vorgesehen:
1.) Freiwillige Spenden (Sternwarteausbau bzw. Grundstückkauf)
2.) Einlage (zinsfrei durch Mitglieder für Grundstückskauf)
3.) Zwischenfinanzierung (zinsfrei durch Mitglieder für Grundstückskauf)
4.) Kredit (Hypothekardarlehen für Grundstückskauf, verbleibende Restsumme)

Um öffentliche Förderung für den Sternwarteausbau wurde angesucht (für Kauf nicht zulässig), Firmen werden um Unterstützung ersucht.
Ein Gönner stellt 15 Kupferstiche (5 x Josef dazwischen, 10 x Kaspars Stuhl) des österr. Malers Josef BRAMER (* 11.07.1948, Wien) kostenlos zur Verfügung;
Verkaufspreis je Kupferstich EUR 300,00.
Nach der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt besuchte Josef BRAMER die Akademie der bildenden Künste. Als Absolvent der Meisterklasse Rudolf Hausner, in der u. a. auch Manfred Deix und Gottfried Helnwein waren, erhielt er 1971 den Meisterschulpreis.

Die durch die Aufnahme eines Hypothekardarlehens für Grundstückskauf anfallenden Zinsen wollen wir sparen; diese Beträge wollen wir lieber in den weiteren Ausbau der Infrastruktur der Sternwarte investieren.
Spenden für Sternwarteausbau, Einlage und Zwischenfinanzierung durch Mitglieder erfolgt auf freiwilliger Basis.

Für Mitglieder, die den Kauf des Sternwartegeländes gerne unterstützen wollen, nachfolgend die ANTARES-Bankverbindung
ANTARES Bankverbindung
Sparkasse NÖ – Mitte West AG
Name: ANTARES NÖ Amateurastronomen
BIC SPSPAT21XXX IBAN AT03 2025 6007 0000 2892

ANTARES ist für jede Unterstützung dankbar!

Der Vereinsausflug 2020, angesetzt für Sonntag, 17.05.2020, führt uns nach Graz, wo am Vormittag das Observatorium Lustbühel und die Satellitenstation des IWF besucht wird. Nach dem Mittagessen machen wir eine Führung durch die Astronomische Sammlung der TU Graz, im Anschluss freuen wir uns auf einen Vortrag von Prof. Hanslmeier (Grobplanung). Die Aussendung erfolgt in Kürze, Anmeldungen sind möglich.

Dr. Alexander Reissner, CEO und Gründer von ENPULSION, musste wegen eines anstehenden Termins kurzfristig sein Kommen absagen; als dessen Vertreter konnten wir Dr. Tony Schönherr, IFM Nano Product Manager vom globalen SpaceTech ENPULSION bei uns begrüßen.
Dr. Tony Schönherr, Produktmanager IFM Nano, ist Luft- und Raumfahrtingenieur und Wissenschaftler. Er erhielt seine Ausbildung während seines Studiums an der Universität Stuttgart (Dipl.-Ing.) und der École Polytechnique de Montréal und später während seiner Promotion an der Universität Tokio, wo er sich mit Plasmadiagnostik für elektrische Antriebssysteme befasste. Nachdem er seine Forschungs- und akademischen Aktivitäten in Tokio fortgesetzt hatte, schloss er sich der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) für ein Forschungsstipendienprogramm im Bereich elektrischer Antriebe an, das Einblicke von Tests über die Missionsplanung bis zur Projektunterstützung von Weltraummissionen gewährte. Tony Schönherr schloss sich ENPULSION an, um die „andere Seite“ des Weltraumgeschäfts zu sehen und um die Lücke zwischen akademischer Forschung und Weltraumanwendung zu schließen. Neben seinem Drang, die Welt zu erkunden, liebt Tony Schönherr Fotografie und Sprachen.

Das Thema des Vortrags war
Ionen-Triebwerke für Weltraumforschung
+++ Enpulsion: Startup eröffnet Satellitenantriebsfabrik in Wr. Neustadt +++

Dr. Tony Schönherr berichtete über das revolutionäre Ionen-Triebwerk, die Kommerzialisierung des Weltalls, das neue Investment, neue Produkte und vieles mehr.
Das Startup ENPULSION produziert Ionen-Triebwerke. Mit seiner Technologie hat es sich an die Spitze des Marktes gekämpft. Ursprünglich entstammte die Idee dem Forschungsbereich der Fachhochschule Wiener Neustadt (FOTEC).

Alles begann am 01.01.1989
AIT (Austrian Institute of Technology) beginnt mit der Entwicklung von Flüssigmetallionenquellen, die einen Präzisionsstrahl aus hochenergetischen Indiumionen erzeugen.
Am 13.03.1991 wurden insgesamt mehr als 120 Flüssigmetallionenquellen (Liquid Metal Ion Sources, LMIS) für mehr als 20.000 Stunden im Weltraum betrieben.

Am 01.03.2016 wurde ENPULSION (zunächst unter dem Namen AMR Propulsion Innovations) als Spin-Off von FOTEC gegründet, um die FEEP-Technologie zu vermarkten.
Bereits am 09.10.2017 wurde das erste IFM Nano Thruster an einen gewerblichen Kunden ausgeliefert.
Ein Leistungstest des FEEP-Triebwerks am 11.12.2017 erbrachte eine Betriebszeit von 17.000 Stunden.
Am 12.01.2018 wird der erste Satellit mit einem IFM Nano Thruster gestartet.
Am 07.06.2018 wird eine 300 m2 halbautomatische Produktionsstätte eröffnet, die Serienproduktion startet am 18.08.2018, zwei Thruster pro Woche werden produziert.

Im kommerziellen Bereich schaltet man statt eines großen Satelliten immer mehr viele kleine Satelliten zu einem Schwarm zusammen, die alle einen kleinen Antrieb benötigen.
Die 500 Tonnen schweren, großen Fernsehsatelliten wurden und werden durch viele 20 Kilo leichte Kleinsatelliten ersetzt, die besser um die Erde verteilt werden können, somit die gesamte Erdoberfläche abdecken.
Das PROBLEM: Die kleinen Nanosatelliten fliegen unkontrolliert, ohne Antrieb durch das Weltall. Die meisten fallen nach einem Jahr wieder auf die Erde.
ENPULSION entwickelte neue Antriebstechnologie und erzeugt elektrische Antriebe für Satelliten: der Ionenantrieb soll das Problem lösen. Das ENPULSION IFM Nano Thruster nutzt die seit mehr als 30 Jahren von FOTEC entwickelte FEEP-Technologie. Die von den Ionenemittern emittierten positiven Ionen werden zur Kontrolle des elektrostatischen Potentials eines Raumfahrzeugs oder als primäre Ionenquelle für die Sekundärionenspektrometrie bei zahlreichen Weltraummissionen verwendet.

Entwickelt an der FOTEC, der Forschungstochter der Fachhochschule Wr. Neustadt, basiert dieser elektrische Antrieb auf einem weltweit einzigartigen Ionenemitter (crown emitter, mit 28 wolframbeschichteten Zacken). In die Poren des Ionenemitters wird bei Hochvakuum Indium (In, Ordnungszahl 49), ein seltenes, silberweißes, weiches, nicht giftiges Schwermetall mit einem Reinheitsgrad von 99,995% als Treibstoff eingebracht.
Bei Raumtemperatur fest, muss es dafür zur Verflüssigung auf über 1.000 Grad aufgeheizt werden. Danach wird der Tank verschweißt und in das Gehäuse eingebaut.
Da der Antrieb im Weltraum nicht nur großen Temperaturschwankungen standhalten, sondern auch den Raketenstart unbeschadet überstehen muss, werden diese Bedingungen mittels Tests in einem Klimaschrank sowie mittels einer Rüttelanlage simuliert.
Ebenso wird jedes einzelne Triebwerk vor der Auslieferung in einer Hochvakuumkammer unter Weltraumbedingungen einmal eingeschaltet und gefeuert.

Unzählige kleine Satelliten umkreisen unsere Erde; sie beobachten nicht nur dauerhaft, sondern sorgen auch dafür, dass alles vernetzt ist. Selbstfahrende Autos könnten so jederzeit mit Informationen versorgt werden, Flugzeuge und Schiffe, die sich außerhalb des Radars bewegen, könnten problemlos geortet werden, in der Landwirtschaft könnte effizienter bewässert werden, weil Bilder aus der Luft zeigen, an welchen Stellen der Felder Wassermangel herrscht und an welchen nicht. Was wie Zukunftsmusik klingt, ermöglichen Nanosatelliten.
Mit dem IFM Nano Thruster stieg ENPULSION innerhalb kürzester Zeit zum Weltmarktführer auf.

Die IFM Thruster-Familie ist eine ausgereifte Technologie, die im Rahmen von ESA-Verträgen für 15 Jahre entwickelt wurde.
IFM Nano Thruster für Cubesats € 38.400
IFM Nano Thruster SE € 59.500
IFM Micro Thruster € 76.700

Die Nachfrage für kleine Antriebssysteme scheint offenbar vorhanden zu sein. Nach einem Umsatz von 170.000 Euro im Jahr 2017 wurde 2018 ein Umsatz von 1,1 Millionen Euro erzielt. Noch heuer will ENPULSION, mit einer Niederlassung im Silicon Valley, ein größeres Triebwerk auf den Markt bringen, um auch Satelliten mit mehr als 100 Kilogramm im All antreiben zu können. Ähnlich wie das bereits vorhandene Triebwerk soll auch das neue Triebwerk modular sein, somit können, je nach Größe des Satelliten, unterschiedlich viele Triebwerke beliebig zusammengeschaltet werden.

Nach diesem sehr praxisorientierten Vortrag beantwortete Dr. Tony Schönherr in der nachfolgenden Fragerunde weitere Fragen.
Ein Besuch der ENPULSION-Produktionsstätte ist im Rahmen eines Vereinsausflugs möglich und wird für das 1. Halbjahr 2020 angedacht; nähere Infos erfolgen zeitgerecht.
Wir haben die Mitarbeiter von ENPULSION zu einer Privatführung auf die Sternwarte Michelbach im Jahr 2020 eingeladen.

Homepage

Der weitere Verlauf des Vereinsabends nahm seinen gewohnten Verlauf, er gehörte unseren Mitgliedern: Persönlicher Austausch, Fachgespräche, Astrofotos, kurze Besprechungen zu Vereinsterminen oder einfach nur privat plaudern. Dieser Mix macht jeden unserer Vereinsabende zu einem gelebten Fixpunkt in unserem Vereinsleben.

VORSCHAU
ANTARES-VEREINSABEND
Freitag 08.11.2019

Gasthof Leo GRAF
Bahnhofplatz Süd – 7
3100 St. Pölten

Treffen ab 18:00 h
19:00 h Begrüßung, Vereinsnachrichten
19:30 h Mag. Robert Greimel
Observatorium Lustbühel Graz
EGAPS – eine moderne Durchmusterung der Milchstrasse

Vortragender
Mag. Robert Greimel
Observatorium Lustbühel Graz
Geboren 1968 habe Robert Greimel die Mondlandung angeblich vor dem Fernseher verschlafen.
Astronomie studierte er in Graz und an der University of Victoria, Kanada. Seine Diplomarbeit vrfasste er am Kiepenheuer Institut für Sonnenphysik über Granulation und Mesogranulation auf der Sonne.
9 Jahre als Forschungsingenieur bei AVL Graz in der Softwareentwicklung des Strömungssimulationsprogramm FIRE sowie Laser basierter Messmethoden am Verbrennungsmotor tätig, war Robert Greimel auch am Canadian Astronomy Data Center in Victoria, Kanada, Cambridge Astronomy Survey Unit, Cambridge, UK und University College London, UK beschäftigt.
7,5 Jahre lang war er als Software Spezialist und Support Astronom an der Isaac Newton Group, La Palma, Spanien, die das 4,2m William Herschel, das 2,5m Isaac Newton und das 1m Jacobus Kaypten Teleskop betreiben.
Seit 2007 ist Robert Greimel als Projektmitarbeiter am Institut für Fahrzeugsicherheit der TU Graz im Bereich Dummykinematik und Batteriesicherheit sowie dem Institut für Physik der Universität Graz im Bereich Astrophyisk tätig. Zuständig ist er auch für den Aufbau und Betrieb des 50cm Teleskops am Observatorium Lustbühel, Graz.
Im Laufe seiner Arbeit als Astronom hat er weltweit über 1000 Nächte Beobachtungserfahrung an kleinen und großen Teleskopen gesammelt und an 173 Publikationen mitgearbeitet.

THEMA
EGAPS – eine moderne Durchmusterung der Milchstrasse
Die letzten 20 Jahre waren das Zeitalter der großen, digitalen Himmelsdurchmusterungen. Von 2003 bis 2018 wurde mit dem 2,5m INT auf La Palma eine Durchmusterungder nördlichen Milchstrasse und von 2011 bis 2018 am 2,5m VST am Paranal in Chile der südlichen Milchstrasse durchgeführt, an denen Robert Greimel führend beteiligt war. Robert Greimel wird einen Einblick in die Durchführung dieser Durchmusterungen und die nötige Datenreduktion und Kalibrierung geben. Auch einige der wissenschaftlichen Resultate aus den Durchmusterungen wird er zeigen. Ein kurzer Ausblick auf das kommende Zeitalter der spektroskopischen Durchmusterungen mit 4m Teleskopen beschließt den Vortrag.

Wir freuen uns über euer Interesse und über zahlreiche Besucher.

Gerhard KERMER
Vorsitzender
Öffentlichkeitsarbeit und Führungen
M 0664 73122973
E gerhard.kermer@aon.at