Vereinsabend September 2017

Vereinsabend_201709 PDF

NACHLESE
ANTARES-VEREINSABEND
Freitag 08.09.2017

Zwei große Sonnenfleckengruppen präsentierten sich in diesen Tagen sich auf der Sonnenoberfläche, wegen starker Sonneneruptionen am Mittwoch gab es für die Nacht von Freitag auf Samstag Polarlichtwarnung, die Chance, „Aurora Borealis“ – die Polarlichter – auch in unseren Breiten zu sehen, bestand.
Mit dem Start des 83,6 kg schweren Sputnik 1 von Baikonur (heute Kasachstan) am 04.10.1957, vor nunmehr 60 Jahren, begann das Zeitalter der Raumfahrt. 3 spanische Studenten berechneten 2010 die Umlaufbahn und konnten Sputnik 1 wieder entdecken. Stutzig machte das Datum der Veröffentlichung dieser Nachricht: 01.04.2010. Sputnik 1 verglühte am 01.01.1958, 92 Tage nach dem Start, beim Eintritt in die tieferen Schichten der Erdatmosphäre.
Etwa 30 Mitglieder konnte der Vorsitzende Gerhard Kermer bei diesem Vereinsabend begrüßen.
Erfreulich entwickelt sich die Nutzung der Sternwarte. Neben visueller Beobachtung und Astrofotografie wurden die Schulungen für den Bereich Radioastronomie, angeboten von Fritz Lensch, von einigen Mitgliedern eifrig genutzt, weitere Schulungstermine folgen.
Neben den Öffentlichen Führungen, bei denen wir teils mehr als 70 Besucher begrüßen können, freuen wir uns ebenso über Privatführungen; eine größere Gruppe können wir bereits seit mehr als 10 Jahren regelmäßig im Zuge ihrer Seminarwoche bei uns willkommen heißen (Höhepunkte waren ein Vortrag von Fritz Lensch über Radioastronomie und eine Direktschaltung nach La Palma zu Paul Beck, der die Sternwarten vor Ort vorstellte), aber auch Kleingruppen und Tagesführungen werden genutzt.
Von unseren Besuchern wird immer wieder die Professionalität der „Amateur“-Anlage sowie die Freundlichkeit, die Kompetenz und das Fachwissen der Mitglieder sehr positiv bewertet – wir freuen uns über dieses Lob, das jedoch jedem einzelnen Mitglied zu verdanken ist – DANKE für euer unermüdliches Engagement, ohne das wir nicht gemeinsam den Verein auf diese optimale Weise präsentieren könnten.
Nicht nur deswegen freuen wir uns über 4 neue Mitglieder, die ANTARES im August beigetreten sind – 2 konnten wir an diesem Vereinsabend persönlich begrüßen.
Initiiert von Gabi Gegenbauer, war das erstmals im Juni 2017 angebotene PixInsight-Workshop ein großer Erfolg, 2017 werden noch 3 weitere Workshop zu diesem Thema folgen, Termine für 2018 sind fixiert; nicht nur Mitglieder, sondern auf Astrofotografen aus Österreich, Deutschland und der Schweiz nehmen daran teil.

KOSMISCHE IMPRESSIONEN, das war der Titel der Fotoausstellung von Mag. Franz Klauser in der Cafe-Konditorei Pusch St. Pölten. Wir sahen an diesem Abend die anlässlich der Eröffnung gezeigten Power-Point-Präsentation „Der Sternenhimmel über dem Ötscherreich“. Sonne und Planeten, die im Zeitraffer aufgenommene Rotation von Mars und Jupiter, Deep-Sky-Objekte wie Galaxien, Offene und Kugelsternhaufen sowie Sternstrichspuren, all diese Aufnahmen wurden in seiner Privatsternwarte Puchenstuben, die er ebenso präsentierte, aufgenommen, die Bildbearbeitung erfolgte durch Manfred Wasshuber, den wir ebenso begrüßen konnten. Mit Time-Lapse-Sequenzen des Nachthimmels über dem Ötscher endete dieser Vortrag.

Das 360° Gigapixel-Milchstraßenpanorama als fotografische Herausforderung
Etwas skeptisch reagierten die Vereinsmitglieder von Erich Meyer auf seine 2016 getätigte Ankündigung der Anfertigung eines 360° Milchstraßenpanorama, gibt es doch derartige in den Medien.
Erich Meyer, Mitglied der Linzer Astronomischen Gesellschaft (LAG), betrieb fast 30 Jahre Astrometrie an sehr lichtschwachen besonderen Asteroiden und entdeckte dabei auch zahlreiche Kleinplaneten in der Sternwarte Davidschlag.
An diesem Abend durften wir ihn als Vortragenden begrüßen, wo er einen Einblick gab, wo und mit welch großen Aufwand dieses große Milchstraßenmosaik entstanden ist, welche fotografischen Herausforderungen damit verbunden waren und wie bei tausenden Einzelaufnahmen feinste Details sichtbar gemacht wurden und ein großes Panoramabild entstand.
Für die Aufnahmen wurde eine astromodifizierte Vollformat-Kamera Canon 6D verwendet, der Spektralbereich des Vollformatsensors wurde durch Ausbau des 1. Infrarot-Sperrfilters auf ca. 400-680 nm erweitert.
Für dieses Panoramabild unserer Milchstraße wurden insgesamt 37 Himmelsfelder aufgenommen, jedes Feld wurde mit einem Sigma 50mm-Objektiv Serie „Art“, f/1,4 (Einstellung 2,8) 30 x 2 min lang bei 1600 ASA belichtet.
Die Aufnahmeorte waren in Österreich Weigetschlag bzw. Steinbach am Ziehberg in 850 m Seehöhe, Oberösterreich, Tauernwindpark in 1900 m Seehöhe, Steiermark, La Palma / Teneriffa und die Tivoli-Farm in Namibia, ca. 200 km im Südosten der Stadt Windhoek in 1400 m Seehöhe, als Montierung wurde eine Sky-Watcher Reisemontierung und eine Losmandy G11 verwendet.
Die Bildbearbeitung erfolgte mittels der Software „Pixinsight“. Die 37 Feldaufnahmen wurden mit der Software „Kolor Autopano Giga“ zu einem Panorama zusammengefügt. Die Bildgröße umfasst 700 Millionen Pixel, die Dateigröße beträgt 1,9 Gbyte (bei 8 bit).
Die großen Herausforderungen waren einerseits das Durchhaltevermögen im Felde, und andererseits die doch recht aufwendige Bildbearbeitung, um damit die ganz schwachen Bildinformationen, die normalerweise von den zahlreichen Sternen überstrahlt werden, entsprechend herauszuarbeiten und sichtbar zu machen.
Eine der weiteren Herausforderungen war aber nicht nur die in unseren Breiten störende Lichtverschmutzung, sondern auch Mondlicht, der Gegenschein der Sonne, Airglow ( engl. Luftglühen, Nachthimmelsleuchten, schwaches Leuchten höherer Atmosphärenschichten, entdeckt 1868 von Anders Ångström), das Zodiakallicht und andere Faktoren.
Nach diesen technischen Details konnten wir Einblicke in dieses Himmelspanorama nehmen; faszinierend die Anzahl und der Detailreichtum der Objekte; Kleine und Große Magellansche Wolken, die Kugelsternhaufen 47 Tuc und Omega Centauri, der Dunkelnebel Kohlensack und andere Objekte auf der südlichen Hemisphäre, eine Zwerggalaxie, Sternhaufen, der Nordamerika- und der Pelikannebel, Cirrusnebel, die Andromedagalaxie samt Begleitgalaxien, all diese und noch mehr Objekte sind einwandfrei auf diesem Panorama zu identifizieren.
Besonders beindruckend ist die um Orion gelagerte ha-alpha-Region, die sich als großer roter Bogen, bekannt als Barnards Loop, um dieses Sternbild zieht, Pferdekopfnebel B 33 inklusive.
Anhand eines Zeitraffervideos wurde die Milchstraße, aufgenommen von der Tivoli-Farm in Namibia, die in einer der dunkelsten Gegenden auf unserer Erde liegt, gezeigt.

Besonders erfreulich für Erich Meyer ist, dass in der im Lentos Kunstmuseum Linz von 29.09.2017 – 14.01.2018 gezeigten Ausstellung „STERNE – Kosmische Kunst von 1900 bis heute – Die unendlichen Weiten des Nachthimmels vor Augen, die schimmernden Sterne zum Greifen nah!“ dieses 360° Gigapixel-Milchstraßenpanorama in höchster fotografischer Auflösung und Qualität zu sehen ist.

Was uns besonders freut:
Etwa 30 ANTARES-Mitglieder und einen Gast konnten wir an diesem Vereinsabend begrüßen. Im gesamten Vereinsjahr nehmen mehr als die Hälfte der nunmehr 110 ANTARES-Mitglieder an diesem Abend teil: Nicht nur der Vortrag lockt, gemütliches Beisammensein, Erfahrungsaustausch, gemeinsame Gespräche sind fester Bestandteil dieser Vereinsabende und damit Teil des gelebten Vereinsleben.

Gerhard KERMER
Vorsitzender
M 0664 73122973
E gerhard.kermer@aon.at