Vereinsabend September 2020

NACHLESE
Vereinsabend
Freitag, 11.09.2020

Nach der durch COVID-19 bedingten Unterbrechung konnten wir einander am, Freitag, 11.09.2020, wieder zu unserem Vereinsabend im Gasthof Leo GRAF treffen.
Ab 18:00 h nahmen mehr als 20 ANTARES-Mitglieder diese Gelegenheit des Austauschs und der Gemeinschaftspflege wahr, Essen und Gespräche ließen die Zeit bis zum offiziellen Beginn rasch vergehen.
Um 19:00 h begrüßte Gerhard Kermer die Anwesenden und berichtete über Neuigkeiten aus dem Verein.
Thema war der Baufortschritt auf der Sternwarte; die Teleskopplattformen inklusive Säulen und die Holzkonstruktionen für die AMO’s (ANTARES mini observatories) sind errichtet, die Fertigstellung des Boxenhauses für die Lagerung von Teleskopen ist für Anfang / Mitte Oktober eingeplant.
Mit Unterstützung durch Materialspenden wird ein 2. WC errichtet, ein Müllhaus sorgt für Sauberkeit!
Die Geländegestaltung und Begrünung ist im oberen Geländeteil erledigt – ein DANKE an Erich Iwanoff und Manfred Hackl, die sich zusätzlich für die Pflege der Außenflächen bereit erklärt haben – Mithilfe weiterer Mitglieder ist erwünscht!
Im für Astrofotografie vorgesehenen Teil werden die Wege mit Steinen gestaltet.

Für eine erfolgreiche Umsetzung ist die Mithilfe zahlreicher Mitglieder gefragt!
Do it yourself- nicht nur ein Schlagwort, jeder besitzt besondere Fähigkeiten, Fertigkeiten und Talente!

Gerne möchten wir um Mitarbeit bei folgenden Tätigkeiten ersuchen:
Installateur
Fliesenleger
Schweissen
Gartenarbeit
Dachplatten verlegen
PKW-Anhänger für fallweise Transporte
und ….
oder …

Wettermäßig nicht immer begünstigt, konnten wir bei Führungen zahlreiche interessierte Besucher begrüßen – die Einhaltung der erforderlichen Schutzmaßnahen wird eingefordert und von den Besuchern auch mitgetragen – die Teleskope werden regelmäßig desinfiziert.

Paul Beck, zugeschaltet aus Graz, seit 2019 Universitätsassistent und Research Lecturer für Astrophysik an der Karl-Franzens-Universität Graz, und Dr. Gerhard Hobiger, Geologische Bundesanstalt Wien, Leiter der Fachabteilung Geochemie, berichteten über das Element Lithium.

Das Leichtmetall Lithium (Li, Ordnungszahl 3), ein silberweißes, weiches Leichtmetall, 1817 von dem schwedischen Chemiker A. Arfwedson im Petalit, einem Lithiummineral, entdeckt, besitzt die geringste Dichte der unter Standardbedingungen festen Elemente.
Lithium ist als Alkalimetall sehr reaktiv und reagiert bereitwillig mit sehr vielen Elementen und Verbindungen (wie Wasser) unter Wärmeabgabe.
Lithiumverbindungen entzünden sich an der Luft bereits bei Normaltemperatur und zeigen eine karminrote Flammenfärbung. Metallisches Lithium wird deshalb unter Luftausschluss, meist in Petroleum gelagert.

Lithium in Sternen
Paul Beck hat intensiv zu diesem Thema geforscht und stellte einige dieser Vorgänge anhand seiner Forschungsergebnisse sowie aktueller Literatur allgemein verständlich vor.
H, He, Li, Be, B, C – nach dem Urknall ist neben Wasserstoff- und Heliumisotopen auch eine nennenswerte Menge des Isotops 7Li entstanden. Dieses ist heute zum größten Teil nicht mehr vorhanden, da Lithium mit Wasserstoff im Prozess der Proton-Proton-Reaktion II fusioniert und damit verbraucht wird. In Braunen Zwergen sind Masse und Temperatur jedoch nicht hoch genug für eine Wasserstofffusion; ihre Masse erreicht nicht die dazu notwendige Größe von etwa 75 Jupitermassen. Das beim Urknall entstandene Lithium blieb somit in größeren Mengen nur in Braunen Zwergen erhalten. Lithium ist aus diesem Grund auch extraterrestrisch ein verhältnismäßig seltenes Element, kann aber zum Nachweis Brauner Zwerge dienen.
Während sich viele beobachtbare Parameter im Rahmen eines Sternenlebens auf nur sehr kleinen Skalen und kaum messbar oder sehr langsam ändern, nimmt die messbare (photospherische) Häufigkeit des fragilen Elements Lithium um bis zu drei Größenordnungen (d.h. Faktor 1000) ab. Es reagiert sehr sensitiv auf physikalische Vorgänge im durch direkte Beobachtung nicht einsehbaren Sterninneren. In der Astronomie spielt Lithium daher eine grosse Rolle als Tracer für diverse Mischungsprozesse und Altersindikator von Sternen und ist eine Möglichkeit, das komplizierte, physikalische Zusammenspiel einzelner Prozesse besser zu verstehen.
Die Verteilung von Lithium in verschiedenen Sternen ist stark unterschiedlich, auch wenn das Alter, die Masse und die Metallizität ähnlich sind. Es wird angenommen, dass Planeten einen Einfluss auf den Lithiumgehalt eines Sterns besitzen. Besitzt ein Stern keine Planeten, so ist der Lithiumgehalt hoch, während Sterne wie die Sonne, die von Planeten umgeben sind, einen nur geringen Lithiumgehalt aufweisen, was auch als Lithium Dip bezeichnet wird. Als Ursache wird vermutet, dass die Gezeitenkräfte von Planeten zu einer stärkeren Durchmischung von äußeren und inneren Schichten in Sternen beitragen, so dass mehr Lithium in einen Bereich gelangt, der heiß genug ist, um dieses zu fusionieren.

Geochemie von Lithium
Dr. Gerhard Hobiger beleuchtete das Thema Lithium mit folgenden Punkten
Was ist Geochemie?
Geochemie von Lithium
Minerale von Lithium
Vorkommen von Lithium
Gewinnung von Lithium
Chemie des Lithiums
Analytik des Lithiums
Toxikologie des Lithiums

Über 50% des Weltbedarfes an Lithium benötigt die Autoindustrie für die Produktion von Lithium-Ionen-Akkus; weitere Anwendungsgebiete sind die Keramik- und Glasindustrie (chemikalienbeständige Glasuren und Gläser) sowie der Einsatz in hochwertigen Schmiermitteln, als Flussmittel und einigen anderen Anwendungen.
Wegen des großen Bedarfs sind Lagerstätten und Gewinnung von zentraler Bedeutung. Kenntnisse über die Geochemie des Lithiums sind dafür Grundbedingung – hauptsächlich kommt Lithium im Pegmatit und in den Salaren vor.
Größter Lithium-Produzent derzeit ist Australien, das Metall wird aus den riesigen Pegmatitlagerstätten abgebaut. Die Gewinnung aus den Pegmatiten erfolgt über metallurgische Prozesse zum Lithiumcarbonat. (Li2CO3).
Im sogenannten südamerikanischen Lithiumdreieck Chile, Argentinien und Bolivien erfolgt die Gewinnung aus den Salaren – Lithiumcarbonat aus den Salaren wird über Anreicherung und fraktionierte Kristallisation mit nachfolgender Reinigung gewonnen.
Ein wahrscheinlich großes Vorkommen wird derzeit in Serbien erschlossen.
Als Alkalimetall steht Lithium, das leichteste Metall, im Periodensystem in der 1. Gruppe und kommt nur als einfach positives Ion vor. Da äußerst reaktiv, kommt es nie frei in der Natur vor. Sein hohes elektrochemisches Potential ist für die Herstellung von Akkus von großer Bedeutung.
Die Analytik des Lithiums wird meist mit Hilfe eines ICP durchgeführt. Wässrige Lösungen können dabei direkt, feste Proben erst nach einem Aufschluss gemessen werden. Toxikologisch betrachtet ist Lithium in höheren Dosen giftig.

Lithium – ein Thema, das von den beiden Vortragenden aus verschiedenen Blickwinkeln aufbereitet wurde.
Die anschließende Fragerunde zeigte das große Interesse unserer Mitglieder an diesem Thema – die wissenschaftliche Herangehensweise wird von den beiden Vortragenden bei einem Kaffee in Wien weiter diskutiert.

 

Der weitere Verlauf des Vereinsabends gehörte unseren Mitgliedern: Persönlicher Austausch, Fachgespräche, Astrofotos, kurze Besprechungen zu Vereinsterminen oder einfach nur privat plaudern. Dieser Mix macht jeden unserer Vereinsabende zu einem gelebten Fixpunkt in unserem Vereinsleben.

VORSCHAU
Vereinsabend 09.10.2020
Mag. Benjamin Buhr
Am Anfang war der Urknall
Ein Physiker liest die Schöpfungsgeschichte
Wie passen die Erkenntnisse der Physik über die Entstehung unserer Welt mit der biblischen Schöpfungsgeschichte zusammen?

Wir freuen uns über euer Interesse an diesem Thema und über zahlreiche Besucher.

Gerhard KERMER
Vorsitzender
Öffentlichkeitsarbeit und Führungen
M 0664 73122973
E gerhard.kermer@aon.at
ZVR 621010104