Vereinsabend September 2022

NACHLESE

Vereinsabend

Freitag, 09.09.2022

 

Nach den im Sommer auf dem Sternwartegelände gestalteten Vereinsabenden trafen einander etwa 20 Mitglieder am Freitag, 09.09.2022 im Gasthof Leo GRAF, 3100 St. Pölten.

Essen und gemeinsame Gespräche ließen die Zeit bis zum offiziellen Beginn rasch vergehen.

Um 19:00 h begrüßte Gerhard Kermer die Anwesenden und berichtete über Neuigkeiten aus dem Verein.

Am 05.08.2022 wurde das ausgebaute Vereinsgelände den Mitgliedern zur Nutzung übergeben, etwa 70 Teilnehmer (Mitglieder, Ehrengäste und Besucher) konnten sich einen umfassenden Überblick über die zusätzlich geschaffenen Beobachtungsangebote machen – nicht nur ANTARES-Stammtische rund um die Neumondzeit sollen Gemeinschaft fördern und das Sternwartegelände als Zentrum für Himmelsbeobachtung, Astrofotografie und Radioastronomie für die Mitglieder positionieren.

 

Zwischenzeitig wurden weitere Ausbauschritte gesetzt:

Ein Mähroboter wird die Außenpflege erleichtern;

Ein Astronaut als Fotomotiv wird bleibende Erinnerungen für Besucher schaffen;

Die Umgestaltung des Lagerraums verschafft mehr Übersicht;

Zusätzliche Sessel für Vortragsraum (Optimierung Führungsbetrieb)

 

Bis 2023 stehen noch – abhängig von Finanzierung – folgende Arbeiten an:

Für einige dieser Projekte erhalten / erhielten wir Materialunterstützung

Neugestaltung Geländer zu SoObs (Sonnenobservatorium)

Stiegenaufgang zu Dachgeschoß (Nutzung als Übernachtungsmöglichkeit)

Umgestaltung Eingangsbereich Hypergraph

Neugestaltung Innenraum Hypergraph

Außenanstrich Observatorium Hypergraph und Gebäude Aufenthaltsraum

  1. WC

Wetterstation

Remote-Betrieb der Sternwarten

 

Dr. Stefan Wallner, Institut für Astrophysik wird am Oktober-Vereinsabend über Lichtverschmutzung und dessen Folgen berichten.

 

Wie Großobservatorien funktionieren und man Zugang zu einem Weltraumteleskop bekommt – vom Beobachtungsantrag bis zum fertigen Datenprodukt

Das ist Paul Beck’s Thema am November Vereinsabend!

 

An diesem Vereinsabend konnten wird Dr. Julia Walter-Roszjár begrüßen, die über das Thema „Meteorite“ berichtete!

 

Dr. Julia Walter-Roszjár

Naturhistorisches Museum Wien (NHM)

Nach dem Abitur 2003 am Heinrich-Hertz-Gymnasium, Erfurt studierte Julia Walter-Roszjár von 2003 – 2007 Geowissenschaften an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (Bachelor of Science (B.Sc.), wo sie 2009 den Master of Science (M.Sc.) in Geowissenschaften (mit Auszeichnung) erwarb.

Seit 2014 Wissenschaftliche Mitarbeiterin des NHM Wien in der Mineralogisch-Petrographische Abteilung, ist Julia Walter-Roszjár seit 2018 Ko-Kuratorin der Meteoritensammlung des NHM Wien.

 

Ihr Aufgabenbereich:

– Gemeinsam mit Dr. Ludovic Ferrière – Kuratieren der weltältesten Meteoritensammlung

am NHM Wien

– Organisation und Durchführung des Internationalen Asteroid Days am NHM Wien

– Forschung an Meteoriten

– Klassifikation von Meteoriten

– Spezialführungen durch die Meteoritensammlung

– Öffentlichkeitsarbeit

 

Uralt, oft unscheinbar und doch so spektakulär

– was Meteorite über unsere nächsten kosmischen Nachbarn verraten

Meteorite liefern als Zeitkapseln aus dem frühen Sonnensystem wertvolle Informationen zur Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte planetarer Körper.

Doch ist ihre Mineralogie denn überhaupt so fremdartig im Vergleich zu irdischen Gesteinen? Und was lernen wir über andere Kleinstkörper und unseren Nachbarplaneten Mars von ihnen?

Ein Streifzug durch die moderne Meteoritenkunde und zu ausgewählten aktuellen Forschungsergebnissen an Marsmeteoriten und Fragmenten des Asteroiden (4) Vesta liefern Einblicke.

 

Dieser Teil der Nachlese wurde von Rudolf Riha verfasst – ein aufrichtiges DANKE dafür!

 

Meteoriten

größter Teil der Meteoriten von Asterioden, kleiner Teil Mond und Mars –

aber auch kleinste Partikel von interstellarer Materie und Sternen der Milchstrasse

Eisenmeteoriten überleben Passage durch Erdatmosphäre am besten (s. Hoba – Namibia)

aber 97% der Fälle Steinmeteorite, nur 2% Eisenmeteorite

knapp ~70.000 Meteoriten weltweit in den Sammlungen (nur ein Bruchteil ist tatsächlich ausgestellt)– stammen von mindestens 150 Mutterkörpern

 

auf Erde derzeit ~5800 Minerale bekannt

Hälfte der irdischen Minerale durch biologische Wechselwirkung

erste gebildete Minerale: Diamant später Spinelle, Karbide, Graphit etc.

Meteorit Allende: ein Vertreter der kohligen Chondrite, enthält u.a. erstes Kondensat aus Solarnebel (die „CAIs“) – 4,568 Mrd. Jahre alt

Zirkon in Westaustralien ältester Mineral der Erde 4,4 Mrd. Jahre

 

Meteoritenfälle auf der Erde:

Chelyabinsk, Meteoritenfall vom 15.02.2013 größte, freigesetzte Energie durch Meteorit: durch Druckwelle 1500 Verletzte

über 1 Tonne Material gefunden

großer Meteorit in Yucatan im Zeitalter Kreide/Paläozen (angebliche Auslöschung der Saurier) →Staubschicht (Iridium)

großer Fall im Ordivicium: 470 Mio Jahre alt – Fossile Meteorite in Gestein eingeschlossen

einzigartig – (L-Chondrit) Meteoritenmutterkörper (ca. 150 – 200 km Ø) – zerborsten und massenhafter Teilchenregen auf die Erde

in Österreich 2020 bei Kindberg großes Objekt gelandet – Anrainer hat Fund gemacht:

„Kindbergmeteorit“

 

im NHM zur Erfassung : 2 Meteorkameras,

+ Meteorradar (steht in Frankreich – in Wien Empfang → Übertragung ins Internet)

 

abgeladenes Material durch Mikrometeoriten: 37.000 bis 78.000 t / Jahr (~1 pro Jahr und m2)

Wer selbst sucht braucht gute Augen, einen Magneten (magnetische Eisenbestandteile!)

und ein Mikroskop

Nickelanteil (im Metall) zur Identifizierung wichtig – Meteoriten enthalten typischerweise Nickel in den Metallen

 

Veränderung des Materials im Zuge der Ereignisse: Mineralevolution

  • Bildung auf Mutterkörper
  • Metamorphose (Aufschmelzen), Stoßwellenmetamorphose (Einschläge auf Mutterkörper)
  • kosmische Strahlung unterwegs
  • auf Erde schließlich Verwitterung

 

Identifikation als Meteoriten: Olivin, Feldspat, Pyroxin typisch – auch Metalle und Sulfide

Chondren: silikathältig, komplex strukturiert

erste Kondensate aus Urmaterie – Textur, die auf Erde nicht mehr auffindbar

 

Mondmeteoriten: vom Mond > 1 t Material von Weltraumfahrt sowie in Form von Meteoriten

~300 Minerale auf Mond bekannt, meiste Proben aber nur mit 4 Mineralen (± ein paar Akzessorien)

 

Marsmeteorite: 273 kg insgesamt auf Erde vorhanden

beobachtete Meteoritenfälle selten (nur 5!) → ev. Orbit rückrechenbar

Viking-Sonden haben Atmosphäre gemessen: antarktische Meteorite 1979

darin Glas gefunden –Proportionen der Edelgase zueinander ident mit Messungen der Viking-Sonden

unter Lichtmikroskop Minerale (Olivin, Pyroxen) typischerweise mit stark veränderter Kristallstruktur,

-> Schäden im Kristallgitter -> Zeugnisse durch hochenergetische Einschläge auf dem Mars

– durch hohe Drücke best. Textur

→ starke Einschläge, um Meteorit aus Marsgravitation zu befördern

Meist rel. junge Steine → Herkunftskörper lange geologisch aktiv

Herkunft an Hand von Sauerstoff-Isotopen lokalisiert:

charakteristisch für best. Zone im Sonnensystem: Erde – Mond, Mars

Herkunft ist Marsmantel

Zirkone in Meteoriten sehr selten – in einem Marsmeteoriten gefunden

Teile 4 Mrd. Jahre alt – Zirkone gut erhalten

→ Ableitung der Studie: Marsoberfläche schon vor 4,2 Mrd. Jahren so stabilisiert,

dass Leben möglich

typisch für Mars: Silikate, Tonminerale… (fluidale Genese)

 

von Venus nichts vorhanden: Gravitation, Atmosphäre und Sonne verhindern dies

 

Vesta: differenzierte Struktur (Kern-Mantel-Kruste)

2007 Dawn-Mission gestartet – umkreist Vesta heute noch

HED-Meteorite: Herleitung von Prozessen für Kruste und Mantel

aus Signatur der Meteoriten Magmaozean erschließbar sowie magmatische Aktivität über 35 Mio. Jahre und Ausgasen des Magmaozeans

 

organisches Material in Meteoriten aus Asteroiden gefunden:

nie aufgeheizt außer bei Eintritt in Erdatmosphäre

auf Grund der Größe der Körper im Inneren organisches Material erhalten

 

Diskussion: einige Meteorite („Kohlige Chondrite“) könnten von Kometen stammen

ob aus Oortscher Kometenwolke jedoch nicht bekannt

 

Interstellare Materie:

Staub dieser Herkunft in Stratosphäre mit Flugzeugen eingesammelt –

Durchmesser sub-mm oder kleiner

hydratisierte Silikate, C-haltige…

 

Sternkondensat: „Präsolare Körner“– in kohligen Chondriten, sehr klein

erst in 80er Jahren erkannt

Zwischenfragen und anschließende Gespräche mit der Vortragenden Dr. Julia Walter-Roszjár dokumentierten das Interesse an diesem Teilgebiet der Astronomie!

 

Wir werden bemüht sein, eine Führung durch die Meteoritensammlung des NHM Wien zu organisieren, in der auch ein Blick in den Forschungsbereich inkludiert sein sollte.

 

Persönlicher Austausch, Fachgespräche, Astrofotos, kurze Besprechungen zu Vereinsterminen, privat plaudern. Dieser Mix macht jeden unserer Vereinsabende zu einem gelebten Fixpunkt in unserem Vereinsleben.

 

VORSCHAU

ANTARES-VEREINSABEND

Freitag       14.10.2022, 18:00 h

Gasthof Leo GRAF

Bahnhofplatz Süd – 7

3100 St. Pölten

19:00 h       Begrüßung, Vereinsnachrichten

19:30 h       Dr. Stefan Wallner, BSc MSc

Institut für Astrophysik, Universität Wien

Lichtverschmutzung

Vortragender

Dr. Stefan Wallner, BSc MSc

Institut für Astrophysik, Universität Wien

Dr. Stefan Wallner leitet die Arbeitsgruppe Lichtverschmutzung am Institut für Astrophysik der Universität Wien. Auch ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Slowakischen Akademie der Wissenschaften zur selben Thematik.

Seit Anfang 2022 ist Stefan Wallner Obmann des Burgenländischen Arbeitskreis Astronomie (BAA).

 

Wir freuen uns über euer Interesse und über zahlreiche Besucher.

 

Gerhard KERMER

ANTARES Nö Amateurastronomen

Vorsitzender

Öffentlichkeitsarbeit und Führungen

M 0664 73122973

E gerhard.kermer@aon.at

I https://www.noe-sternwarte.at

ZVR 621010104