Vereinsausflug Leopold Figl-Observatorium für Astrophysik

Nachlese

Vereinsausflug

Sonntag, 06.05.2018
Leopold Figl-Observatorium für Astrophysik

Sonntag          06.05.2018
Eintreffen        09:45 h
Beginnzeit      10:15 h

So begann die Einladung zu unserem Vereinsausflug, zu dem wir 35 Mitglieder und Gäste begrüßen konnten.
Ziel war das Leopold-Figl-Observatorium (IAU code 562) auf dem Mitterschöpfl (882 m), einem Nebengipfel des Schöpfl (893 m), der höchsten Erhebung im Wienerwald. Gelegen in der Kernzone des Biosphärenparks Wienerwald, ist dieses nur zu Fuß erreichbar.
Treffpunkt war in St. Corona am Schöpfl. Nach einer etwas mehr als 1-stündigen Wanderung bei bestem Wetter und Sonnenschein erreichten war das Sternwartegelände.
Die Sternwarte ist eine Außenstelle der von 1874 – 1880 erbauten historischen Universitätssternwarte, die mit dem 10,5 m langen Refraktor das größte Linsenteleskop Österreichs beherbergt (weltweit das 7.-größte).
Betrieben vom Institut für Astrophysik der Universität Wien, wurde das Observatorium auf Betreiben des damaligen niederösterreichischen Landeshauptmanns Leopold Figl (gest. 1965) der Universität Wien anlässlich ihres 600-jährigen Jubiläums im Jahr 1965 vom Land Niederösterreich geschenkt.
Saubere Luft, möglichst geringe Lichtverschmutzung und möglichst viele klare, trockene Nächte (keine Zirren, Luftfeuchtigkeit max. 80 %), zusätzlich die Nähe zum Institut, waren die Kriterien für die Standortwahl, um wissenschaftlich verwertbare Daten zu erhalten.
Die Grundsteinlegung erfolgte am 13.09.1966, die offizielle Einweihung und Eröffnung am 25.09.1969. Seit 1970 wird es für astronomische Forschung genutzt. Aus organisatorischen Gründen wurden die ersten wissenschaftlich verwertbaren Fotoplatten erst im Dezember 1970 belichtet.
Der Observatoriumskomplex besteht aus zwei Gebäuden.
Das Hauptgebäude beherbergt das 1,5m Ritchey-Chretien-Cassegrain-Spiegelteleskop mit einem Hauptspiegeldurchmesser von 1,52 m und einer Brennweite von 12,5 m; der Durchmesser des Sekundärspiegels beträgt 0,52 m.
Mit einem Gesamtgewicht von 24 t ist es das größte Teleskop Österreichs, das Fernrohr selbst wiegt 23 Tonnen. Seit 1996 werden die Bilder digital mit dem OEFOSC (Oesterreich Faint Object Spectrograph and Camera) gewonnen. Imaging, Photometrie und Spektroskopie können ohne Gerätewechsel am Teleskop durchgeführt werden.
Ein am Institut für Astrophysik entwickeltes modernes Kontrollsystem ermöglicht eine Fernsteuerung der Teleskopfunktionen über eine Internetverbindung – seit 2010 von Wien aus per Computer steuerbar, können astronomische Beobachtungen flexibel ortsunabhängig durchgeführt werden.
Das Teleskop ist auch für die Beobachtung im Cassegrain- oder Coudé-Fokus (22,5 m bzw. 45 m Brennweite) ausgelegt, der Coudé-Strahlengang wurde aber aus finanziellen Gründen nie realisiert.
Des Weiteren ist in diesem Gebäude neben Labors und Werkstatträumen auch die Hochvakuumanlage zur Aluminisierung von optischen Gläsern bis zu einem Durchmesser von 1,5m untergebracht.

Im kleineren Gebäude befindet sich ein 0,6m Ritchey-Chretien-Spiegelteleskop mit 5 m Brennweite, das von den Mitarbeitern der Werkstatt der Universitätssternwarte Wien (unter der Leitung von Rudolf Pressberger) gebaut wurde. Der Durchmesser des Sekundärspiegels beträgt 0,20 m, das Gesamt-Gewicht 2,2 to.

Das Observatorium dient der praktischen Ausbildung von Astronomiestudenten und wissenschaftlichen Langzeitprojekten.
Die Teleskope werden für Forschungsprogramme im Bereich der beobachtungsorientierten Astrophysik verwendet. Schwerpunkt sind Langzeitprogramme, deren zeitliche Anforderungen an Großobservatorien nicht erfüllt werden können.
Ein Schwerpunkt sind dabei transiente Objekte im Universum, die im Rahmen von Langzeitprogrammen studiert werden. Diese Forschungsprojekte werden zum überwiegenden Teil im Rahmen von internationalen Kooperationen durchgeführt.
Darüber hinaus werden die Teleskope auch von StudentInnen im Rahmen von Pflichtlehrveranstaltungen des Astronomiestudiums an der Universität Wien genutzt und Praktika durchgeführt.

Unser besonderer Dank gilt ao. Univ.-Prof. Dr. Werner Zeilinger, der einerseits einige Teilnehmer per Auto hinaufführte, uns aber auch etwa 2 Stunden lang durch die Sternwarte führte und geschichtliche Informationen gab, Einrichtungen des Observatoriums erklärte und Funktion, Steuerung und Betrieb vorführte.

Nach dieser Führung machten wir uns auf den Rückweg.
Den Tag ließen wir mit einem Mittagessen und gemeinsamen Gesprächen im Gasthaus St. Corona am Schöpfl ausklingen.