CHILE – das Land der großen Observatorien

Wer eine Reise macht, kann etwas erzählen.

01.02.2014 WIEN – ANTOFAGASTA

Wien – Madrid – Santiago de Chile – La Serena – Antofagasta

28 Stunden Anreisezeit sind schon heftig, vor allem weil wir unseren Flug von Santiago de Chile nach Antofagasta umbuchen mussten. Obwohl wir eine Direktverbindung von Wien nach Antofagasta gebucht haben, mussten wir in Santiago die Koffer abholen, auschecken und wieder neu einchecken. Zudem dauert die Einreisegenehmigung in Chile mit 500!! anderen Einreisenden ziemlich lange. Das heißt, die zweieinhalb Stunden Zeit bis zum Weiterflug reichten bei weitem nicht aus. Gott sei Dank konnten wir ohne Mehrkosten mit einem späteren Flug weiterfliegen. Dass ein Koffer nicht mitgeflogen ist, war uns zu diesem Zeitpunkt nicht mehr wichtig. In der Nacht wurde jedoch unser fehlender Koffer ins Hotel nachgeliefert.

02.02.2014 ANTOFAGASTA – CALAMA – Valle de la Luna

Nach 11 Stunden Schlaf sind wir fit und fahren 450 km zu unserer ersten Sehenswürdigkeit „Valle de la Luna“. Wir verfahren uns zwar auf einer Schotterpiste, entdecken dafür aber eine tolle Salzschlucht. Valle de la Luna ist zwar schön, aber im Vergleich zu den Canyons in den USA nicht besonders spektakulär.

Dafür haben wir entlang der 450 km lange Züge die von den Minen das abgebaute Kupfer transportieren, Friedhöfe, viele zerfetzte LKW-Autoreifen und an die 250 Gedenkstätten für verunglückte Autofahrer in den ungewöhnlichsten Varianten gesehen. Das lässt bei langer Autofahrt schön langsam ein ungutes Gefühl aufkommen.

03.02.2014 CALAMA – SAN PEDRO – Salzsee Salar de Atacama

Wir verbringen drei Tage in San Pedro. Heute machen wir einen Ausflug zum Salzsee „Salar de Atacama“. Die Sonne brennt, die Luft ist trocken und mir ist heiß. In der weißen Salzwüste zeigen die Ablagerungen und auch das Wasser ungewöhnlich viele Farben. Von blassrosa bis braun, hellgrün, türkis und blau. Das Salz glitzert an der Oberfläche und Flamingos stehen im heißen Wasser. Der Salzstock selbst ist unter der Oberfläche 1400m!! tief. Ein ungewöhnlicher, für uns lebensfeindlicher Ort und ich war froh, als wir wieder zurückfahren.

Am Rückweg entdecke ich überrascht das Hinweisschild zu ALMA. Ein Schranken versperrt die Auffahrt, ohne Genehmigung keine Chance hinzukommen. Schade!!

San Pedro ist ein kleiner Ort, der in der Hochsaison von Touristen überschwemmt wird. Kein Wunder, denn von hier kann man am besten in die Salzwüste, zu den Geysiren und Seen im Hochgebirge fahren und mehrtägige Reisen nach Bolivien unternehmen. Am meisten fallen in San Pedro die vielen freilaufenden Hunde in allen Rassen von groß bis klein auf.

Auch gibt es eine Meteoritenausstellung und ein Beobachtungsabend um € 25,- pro Person wird angeboten. Das spare ich mir, um € 25,- muss ich nicht die Objekte sehen, die ich großteils auch zu Hause sehen kann. Zudem leuchtet der Mond schon sehr hell.

04.02.2014 – SAN PEDRO – Lagunas MISCANTI und MINIQUES

Unser nächstes Ziel sind die 100km entfernten Seen mit dem Namen „Laguna Miacanti“ und „Laguna Miniques“. Etwa 70 km sind asphaltiert und geradeaus, dann jedoch beginnt eine mühsame steil bergauf gehende Schotterstraße. Die letzten 7km sind abenteuerlich, denn unser kleiner Mazda ist nicht besonders gut für Sandpisten geeignet. Auf 4200m angekommen, entschädigt uns jedoch ein toller Anblick zweier tiefblauer Seen, die von schneebedeckten Vulkankegeln eingefasst sind. Ich genieße die Ruhe und fühle mich wie am Dach der Welt, obwohl mir beim Herumwandern etwas die Puste ausgeht. Auf der Rückfahrt sehen wir noch einmal von oben den Salzsee „Salar de Atacama“ und bewundern das über 5.000m hohe Andengebirge.

05.02.2014 SAN PEDRO – Geysire EL TATIO

Heute haben wir eine Fahrt zu den 4300m hohen Geysiren „El Tatio“ geplant. Um 4:00h Früh holt uns ein kleiner Reisebus ab, da unser Mazda2 für diese Strecke nicht geeignet ist. Rasant geht es die 100 km bergauf. Wir müssen rechtzeitig vor Sonnenaufgang bei den Geysiren sein, da etwa zwei Stunden später die Ausbrüche versiegen. Unser Bus schlingert teilweise die Sandpiste entlang und stellenweise rüttelt uns die Waschbrettpiste ziemlich durch. Manchmal geht es steil bergauf, manchmal beängstigend rasant in der Dunkelheit bergab. Zwei Stunden später, am Hochplateau angekommen, sind wir mit hunderten anderen bei weitem nicht die einzigen. Es gibt viele nette kleine dampfende Ausbrüche. Sie sind jedoch bei weitem nicht so spektakulär, wie wir sie vom Yellowston Nationalpark in den USA erlebt haben. Aber „ El Tatio“ ist das höchstgelegene Geysir Feld der Welt und man kann sogar auf 4300m Höhe im warmen Wasser baden. Zudem können wir Lamas, Alpaccas, einen Fuchs und Andenflamingos sehen.

Erst bei der Rückfahrt im Tageslicht wurde uns jedoch die abenteuerliche Strecke bewusst. Es war ein schöner Ausflug, den man nicht auslassen sollte. In unserem kleinen Reisebus lernen wir zudem eine nette chilenische Familie kennen, die uns zu einem Abendessen einlädt, wenn wir in Santiago sind.

08.02. ANTOFAGASTA – Observatorium Paranal

Das „Paranal“ Observatorium befindet sich auf dem Berg Paranal, etwa 120km südlich von Antofagasta auf 2600m Höhe. Man fährt ca. 2 Stunden auf gut ausgebauter asphaltierter Straße. Die letzten 5 km geht es bergauf, bis man zum Basislager kommt. Dort muss man die Besuchsbewilligung abgeben, welche man etwa zwei Monate vorher bei der ESO beantragen muss. Bei unserer Führung sind rund 70 Besucher angemeldet und wir fahren in einem Konvoi die letzten 4 km bergauf zu den Teleskopen.

Alle müssen einen ESO Helm tragen, wobei mir die Sinnhaftigkeit dazu nicht einfällt. Zuerst werden uns die Wohn- und Arbeitsbereiche der Astronomen gezeigt.

Dann fahren wir zu vier Kuppeln der Teleskope Antu, Kueyen, Melipal und Yepun und der vier 1.8m Auxiliary Teleskope. Anschließend können wir das 8.2m Kueyen Teleskop im Inneren bewundern.

Nach drei Stunden informationsreicher Führung bekommen wir noch einen schönen Informationsvortrag über die Observatorien der ESO, wobei unter anderem auch Österreich als Mitgliedland erwähnt wurde.

Glücklich endlich Paranal gesehen zu haben, fahren wir wieder zurück nach Antofagasta.

Informationen zu den ESO Observatorien: www.eso.org

10.02.2014 ANTOFAGASTA – SANTIAGO de Chile – VALPARAISO

Nach 1800km über asphaltierte, sandige, staubige, kiesige und steil bergaufgehende Schotterstraßen und vielen tollen Eindrücken, beenden wir unsere erste Tour. Wir geben unser Mietauto zurück, fliegen zwei Stunden zurück nach Santiago und fahren mit einem neuen Mietauto in die 100km entfernte 300.000 Einwohner Küstenstadt Valparaiso.

11.02.2014 VALPARAISO – Hacienda LOS ANDES

Von Valparaíso fahren wir über 400 km nach NO, auf meist sehr guten Straßen, in die Berge. Auf der Autobahn gibt es eigenartige Gepflogenheiten. Es gibt nicht nur Radfahrer und Jogger, Autobushaltestellen, Menschen die Süßigkeiten, Käse und geschlachtete Ziegen!! anbieten, sondern auch Einfahrtsmöglichkeiten in private Grundstücke, wo man dann Kaffee trinken oder auch etwas essen kann.

Am Weg zur Hacienda Los Andes bleiben wir auch bei einem Weingut stehen und verkosten einige gute Weine.

Wir übernachten in der „Hacienda Los Andes“ (eine der 10 besten Haciendas in Chile), die dem Belgier Daniel Verschatse gehört. Er bietet neben Ausflügen zu Pferd auch Himmelsbeobachtung mit 3 tollen Teleskopen an. Sein persönliches Interesse ist jedoch die Astrofotografie. Und dafür stehen Topgeräte zur Verfügung. Leider ist fast Vollmond, daher macht für mich eine fotografische Nacht keinen Sinn.

Informationen zur Hacienda Los Andes: www.haciendalosandes.com

Astroaufnahmen Daniel Verschatse: www.verschatse.cl

12.02.2014 Hacienda LOS ANDES – Tal EQUI

Über eine Bergkette, deren kurvenreiche Straße laut Karte nur mit Allrad zu befahren ist, fahren wir mit unserem Mazda2 Automatik mit 25km/h die 50 km von der „Hacienda Los Andes“ in das berühmte „Tal Elqui“. Die Fahrt ist zwar mühsam, bietet aber ein tolles Panorama. Von weitem ist auch das Observatorium Cerro Tololo hoch auf einem Bergplateau zu sehen.

Nach etwa 2 ½ Stunden erreichen wir das „Tal Equi“ und uns bietet sich ein ungewöhnlicher Anblick. Elqui ist eingebettet zwischen kahlen Bergen. Das Tal entlang gibt es tiefes Grün von angelegten Weingärten, die sich den Hang der Berge hinauf ziehen. Wir fahren bis zum Ende des Tales und möchten eine bekannte Destillerie besuchen. Aber überraschender Weise ist der kleine Ort völlig überrannt von chilenischen Touristen, sodass es uns nicht möglich ist, einen Parkplatz zu finden. Wir fahren wieder das Tal zurück und weiter nach La Serena.

14.02.2014 LA SERENA – Observatorium LAS CAMPANAS 2600m

Von La Serena fahren wir die Route 5 Richtung Norden. Bergauf und bergab zieht sich eine endlose Reihe an LKW`s und Bussen und macht das Weiterkommen beschwerlich. Nach ca. 110km zweigen wir auf eine Schotterstraße ab und es geht noch 50 km eine traumhaft schöne aber steile Straße bergauf. Von weitem sieht man immer wieder die vielen Kuppeln vom Observatorium La Silla wie kleine Pilze schimmern.

Auf „Las Campanas“ erwartet uns bereits Miguel Roth, Direktor des Observatoriums, und lädt uns zum Mittagessen ein. Anschließend führt uns Miguel durch die wunderschöne Anlage.

Wir besichtigen das 2.5m Irenee du Pont Teleskop und bestaunen die beiden gewaltigen 6.2m Magellan Teleskope.

Miguel lässt eines der beiden Teleskope zu uns schwenken und den Spiegel öffnen. Das war für mich ein tolles und einmaliges Erlebnis. Miguel zeigt uns noch das Gebäude zwischen den beiden Teleskopen, in welchem die Spiegel gewaschen und neu bedampft werden. Weiters sehen wir den Arbeitsbereich und bekommen noch eine schöne Animation vom zukünftigen Großprojekt, dem 28m Giant Magellan Teleskop zu sehen.

Wir dürfen als Gäste auf Las Campanas übernachten. Leider ist gerade Vollmond und ich kann zwar schöne Mondaufgang und Sonnenuntergang Aufnahmen machen, Astrofotografie ist jedoch nicht möglich. Besonders beeindruckend war für mich jedoch, gleichzeitig auf der einen Seite den Mond über den Bergen aufgehen und auf der anderen Seite die Sonne untergehen zu sehen. Und am nächsten Morgen war das gleiche umgekehrt zu beobachten, wobei ich tolle Stimmungsaufnahmen machen konnte. Die Astronomen auf Las Campanas sind sehr nett und hilfsbereit. Ich bin am Abend gleich eingeladen worden, bei ihren Forschungsprogrammen dabei zu sein und bei wärmendem Kaffee Fachgespräche zu führen.

Ich habe mich auf „Las Campanas“ sehr wohl gefühlt und bin Miguel Roth sehr dankbar für seine tolle Führung und für die Möglichkeit, mit meinem Mann auf Las Campanas übernachten zu dürfen.

Am nächsten Tag fahren wir gegen Mittag etwa eine Stunde zu unserem nächsten Besichtigungsprogramm, nach La Silla.

Informationen zu Las Campanas: www.lco.cl

15.02.2014 Observatorium LAS CAMPANAS – Observatorium LA SILLA 2400m

Etwa 4 km vor „La Silla“ befindet sich der Schranken der ESO, wobei eine Durchfahrt – wie am Paranal – nur mit Voranmeldung und einer schriftlichen Genehmigung gestattet ist. Um 14h fahren wir mit vier anderen Autos im Konvoi die steile und in Spitzkehren angelegte Straße 2400m hinauf zu den Observatorien.

Uns erwartet bereits ein englischsprachiger Führer. Zu Beginn werden der Arbeitsbereich der Astronomen und ein kleiner Film über die ESO und die jeweiligen Observatorien gezeigt. Anschließend fahren wir zum 3.5m NTT (New Technology Telescope).

Dann geht es zum 3.6m ESO Teleskop, wobei wir mit einem alten Lift das 12 Stockwerk hohe Gebäude hinauffahren. Ich muss sagen, die Teleskope mit ihren alten Montierungen erzeugen mehr WOW Effekt, als die modernen Teleskope mit ihren schlankeren Montierungen.

Zum Schluss besichtigen wir noch das 15m Swedish–ESO Submillimeter Telescope SEST. Nach einer dreistündigen sehr informativen Führung fahren wir wieder zurück nach La Serena.

Informationen zu den ESO Observatorien: www.eso.org

16.02.2014 LA SERENA – LOS ANDES 450km

Wir fahren auf der Autobahn 450km nach Los Andes. Die Fahrt ist kurzweilig, denn es gibt nicht nur Süßes, Obst und Gemüse, Oliven, Wein, Öl, Honig und Käse zu kaufen, sondern es werden auch am Straßenrand geschlachtete Ziegen angeboten. Momentan stehen wir auf der Autobahn, denn es gibt vor uns eine Demonstration. Aber nach etwa 20 Minuten können wir wieder weiter fahren. Noch zu erwähnen sind die Radfahrer, wobei uns einer als Geisterradfahrer auf der Mittelleitplanke entgegenkommt. Naja, Chile ist wohl etwas anders.

17.02.2014 LOS ANDES – PORTILLO

Portillo, der Austragungs- und Trainingsort für die weltbesten Schifahrer. Das müssen wir sehen, schließlich ist Portillo nur 60 km von Los Andes entfernt. Zudem gibt es eine spektakuläre Passstraße auf 4300m Höhe. Wir hoffen von dort aus den höchsten Berg Amerikas zu sehen, der sich an der Grenze in Argentinien befindet, den 6.962m hohen „ Aconcagua“. Unendliche viele LKW`s quälen sich die Serpentinen empor, um über den Pass nach Argentinien zu fahren.

Portillo ist so was von enttäuschend. Natürlich gibt es jetzt im Hochsommer keinen Schnee. Aber nur ein großes altes Hotelgebäude, ein paar kleine Logges und absolut trostlose Berghänge zu sehen, kamen etwas überraschend. Auch unsere Passstraße konnten wir nicht fahren, da bereits bei Portillo der Grenzübergang zu Argentinien war, obwohl sich die Grenze erst nach dem Pass befand. Nun, manchmal hat man halt Pech, wir fahren zurück zu unserem Hotel und verbringen den restlichen Tag mit entspannen.

18.02. und 19.02. 2014 SANTIAGO de Chile

Santiago ist ein bisschen wie Wien. Es gibt im Zentrum schöne alte Gebäude, wunderschöne Fußgängerzonen mit vielen Bäumen und Parks. Unzählige Geschäfte und Verkaufsstände bieten allerlei Krimskrams und unendlich viele Fastfood Lokale reihen sich aneinander.

Dazu werden immer wieder Musik- und Tanzeinlagen geboten. Es gibt gefühlt doppelt so viele Menschen auf den Straßen als in Wien. Überall ist die Polizei zu Pferd und mit Hunden präsent. Sie sind aber sehr zurückhaltend und freundlich. An einem der unzähligen kleinen Plätze werden an Tischen Wahrsagerei und Kartenlesen angeboten. An einem anderen Platz stehen etwa 50 Tische, an denen Schach gespielt wird. Es gibt aber auch moderne Viertel mit gläsernen Hochhäusern. Wir entdecken ein Shoppingcenter der luxuriösen Art.

In einem der Geschäfte werden Mäntel, Pullover und Schals aus Vicuna Wolle angeboten. Ein Mantel aus 100 % Vicuna Wolle kostet zum Beispiel € 10.000,-. Wir werden sehr ausgiebig über die Verarbeitung dieser besonderen Wolle informiert. Vicunas sind in etwa wie Alpakas aber kleiner. Sie können nur alle zwei Jahre geschoren werden, wobei eine Schur etwa 120g Wolle ergibt. Ein Mantel benötigt die Wolle von 20 Vicunas, daher der doch sehr hohe Preis. Der Mantel ist besonders weich, fein und leicht, jedoch bei uns kaum tragbar, weil diese Wolle keiner Nässe ausgesetzt werden darf.

Wir besuchen auch einige Kirchen. Chilenische Kirchen sind bei weitem nicht so prunkvoll wie in Europa. Es ist meist dunkel, fast düster aber manchmal gibt es wunderschöne Parkettböden in der gesamten Kirche.

Nach 2000 km Rundfahrt mit dem Auto fliegen wir am nächsten Morgen ca. 1000km in den Süden, in das grüne Herz von Chile.

20.02. bis 26.02. 2014 SANTIAGO – TEMUCO – PUERTO MONTT – SANTIAGO

Nach eineinhalb Stunden Flug entlang der Andenberge Richtung Süden landen wir im sommerlichen „Europa“. Es sieht aus wie bei uns. Riesige Baumalleen säumen die Straße. Auf grünen Weideflächen grasen Kuhherden, Pferde und Schafe. Rundherum ragen bewaldete Berge empor. Einige Vulkane glänzen schneebedeckt in der Sonne und viele Seen ziehen sich über das ganze Gebiet.

Noch weiter südlich, in Patagonien, ragen die Gipfel der eisbedeckten Berge mit Gletschern an ihren Abhängen, empor. In das Land tief eingeschnittene Fjorde ziehen sich entlang dem Küstengebiet. Leider können wir aus Zeitgründen Patagonien nicht mehr erkunden.

Zum ersten Mal nach drei Wochen sehen wir Wolken und es wird besonders in der Nacht spürbar kühler. Wir erkunden den „Lago Villarrica“ und fahren zum leicht rauchenden 2800m hohen Vulkan mit dem Namen Villarica. Auf einer Schotterstraße fahren wir hinauf zu einem romantischen See und genießen die Umgebung.

Am nächsten Tag möchten wir den „Lago Rancho“ umrunden. Die Straßen sind normal eingezeichnet. Jedoch erwartet uns eine böse Überraschung. Von etwa 200km sind 70 km noch Baustelle und wir plagen unseren kleinen nur 50 PS starken Chevrolet Spark bergauf und bergab. Die unfertigen Straßen sind mit gewaltigen Schlaglöchern versehene Schotterwege. Statt den geplanten zwei Stunden dauert die Fahrt über vier Stunden. Zum Schluss überrascht uns noch eine mit der Hand über den Fluss gezogene Rollfähre, auf der genau vier Autos Platz finden. In dieser Gegend ist laut Reiseführer der Tourismus noch nicht angekommen und das merken wir auch. Es gibt wenige Lokale, niemand spricht Englisch und wir werden ein bisschen erstaunt betrachtet. Aber unser kleines Hotel befindet sich direkt am See mit toller Aussicht. Auch das Frühstück ist erstaunlich vielfältig mit Toast, Schinken, Käse und Kuchen.

Am „Lago Llanquihue“ hat man das Gefühl, man befindet sich auf einem unserer touristisch sehr frequentierten bekannten Seen. In den kleinen Orten rund um den See reihen sich Pensionen, Kaffeehäuser, Restaurants, Hotels und Souvenirläden aneinander. Wir fahren entlang des Sees und nähern uns dem bekannten 2850m hohen „Vulkan Osorno“. Eine schmale steile Straße führt 13 km den Vulkan fast bis zum Gletscher hinauf. Es ist relativ kalt aber wir genießen den wunderbaren Rundumblick.

Heute besuchen wir die bekannte „Insel Chiloe“, auf der es über etwa 300 Jahre alte 150 Holzkirchen gibt. 17 davon wurden zum Weltkulturerbe ernannt.

Zudem möchten wir Pinguine beobachten und die berühmten Pfahlbauten an der Küste sehen. Auf der Strecke wird der Benzin knapp und die nächsten 150 km sind weit und breit keine Tankstellen zu sehen. Plötzlich zeigt die Tankanzeige, statt noch für 60 km Benzin vorhanden, gar keinen Benzin mehr an. Wir werden nervös und rechnen damit, jederzeit stehen zu bleiben. Nach etwa 30km kam die Fähre zum Übersetzen auf die Insel in Sicht. Auch hier keine Tankstelle. Auf der Fähre erklärt uns der Kapitän, dass es auf der Insel nach etwa 1 km Benzin gibt. Wie auf rohen Eiern fahren wir von der Fähre und suchen verzweifelt nach dieser Tankstelle. Plötzlich sehen wir bei einem Privathaus, dass in ein Auto aus einer 2l Flasche Benzin eingefüllt wird. Wir sind richtig!!! Erleichtert lassen wir uns 5l einfüllen und fahren in die nächste Stadt um unseren Tank bei einer richtigen Tankstelle wieder auffüllen zu lassen.

Die Insel Chiloe ist in den Reiseführern als eine der schönsten Inseln, mit dichten Wäldern und wilden Küsten beschrieben. Doch für uns sah es nicht anders aus als in Mitteleuropa. Aber für die Chilenen ist die Insel wohl eines der begehrtesten Ziele, denn hunderte junger Tramper und Tramperinnen versuchen an den Straßenrändern, oft schon verzweifelt, von Autofahrern mitgenommen zu werden.

Nach 1800km Rundfahrt geben wir unser Auto am Flughafen zurück und fliegen, wegen Nebel mit 4 Stunden Verspätung, nach Santiago.

27.02. und 28.02. 2014 SANTIAGO – MADRID – WIEN

Zwei Tage verbringen wir noch in Santiago, bevor unsere Reise durch Chile zu Ende geht. Zum Abschied werden wir von unserer chilenischen Familie, die wir bei der Fahrt zu den Geysiren ganz im Norden kenngelernt haben, zum Abendessen eingeladen. Unsere Gastgeber sind sehr großzügig, es gibt viel zu Essen und zu Trinken. Für führen eine angeregte und interessante Unterhaltung über die Unterschiede der chilenischen und österreichischen Lebensverhältnisse und verabschieden uns gegen Mitternacht mit dem Wissen neue Freunde gewonnen zu haben. Am nächsten Tag treten wir mit einem lachenden und einem weinenden Auge, die über 20 Stunden dauernde Rückreise nach Österreich an.

Unsere Reise zusammengefasst

  • In 28 Tagen 2/3 Chile`s von N nach S bereist
  • 22 unterschiedliche Unterkünfte, davon bei 21 Unterkünften Wifi (Internetzugang) vorhanden
  • 10 Flüge, 6000km mit drei Autos, 3 Polizeikontrollen, 2x Fähre
  • 26 Tage Sonne, 2 Tage Regenwolken ohne Regen, 5° bis 33°
  • 2x 4300m Höhe, 2x 2600m Höhe
  • Paranal, La Silla, Las Campanas, davon 1x auf Las Camapans über Nacht
  • Hunderte junge/r Autostopper/Innen
  • Im Norden mindestens 250 Gedenkstätten
  • Hunderte streunende Hunde
  • Viele Vulkane, Seen, Lamas, Alpaccas, Vicunas, Füchse, Wildschweine
  • Freundliche und hilfsbereite Chilenen
  • 4000 Fotos

Es war eine sehr schöne, abwechslungsreiche und interessante aber auch teilweise anstrengende Reise mit vielen neuen Erfahrungen und Eindrücken. Nicht nur die Observatorien, auch die überwältigende Natur und die freundlichen Menschen sind es wert, Chile zu bereisen.

Gabi Gegenbauer

Was nicht im Reiseführer steht

  • Beim Einreisen in Santiago de Chile unbedingt 4 Stunden Umsteigezeit einplanen wenn man weiterfliegen will. Auch bei einem Direktflug zu einem anderen Ziel in Chile. Man muss erst die Einreiseprozedur erledigen (vor uns waren in der Schlange ca. 500!! andere Reisende), die Koffer abholen, auschecken und bei der Fluglinie wieder neu einchecken.
  • Spanischkenntnisse sind von Vorteil, Englisch wird selten gesprochen auch nicht unbedingt an der Hotelrezeption oder bei Übernahme von Mietautos.
  • Die Chilenen sind sehr hilfreich und freundlich, auch wenn sie lieber etwas falsch erklären, als zu sagen, sie wissen es nicht. Touristen aus Europa sind in manchen Gebieten noch sehr selten in Chile.
  • Im Norden und im Süden von Chile gibt es sehr viele freilaufende Hunde in den Städten. Besonders in San Pedro sind viele Rassen vertreten, von ganz kleinen Hunden bis zu Schäferhunden. Alleine dort haben wir mindestens 150 Hunde auf den Straßen gesehen.
  • Die Betten sind auch in Mittelklasse Unterkünften angenehm weich und es ist immer sehr sauber. Auf gepflegtes Frühstück wird jedoch wenig wert gelegt. Im Norden Chiles gibt es Orangensaft, Nescafe, einen kleinen Toast und einen Minikuchen. Im Süden bekommt man Schinken, Käse und Avocado dazu.
  • WiFi gibt es in jedem Hotel und in einigen Restaurants, meist ist die Verbindung gut, manchmal geht es gar nicht.
  • Auf der Autobahn ist vieles möglich: Verkäufer von Süßem, Obst, Gemüse, Wein, geschlachteten Ziegenhälften, Radfahrer, Jogger, offizielle Autobushaltestellen, private Ein- und Ausfahrten zu Restaurants, Tankstellen auf der linken Seite und man kann immer stehen bleiben.
  • Auf den Landstraßen gibt es Gedenkstätten für verunglückte Autofahrer. Besonders im nördlichen Bereich von Chile, von Antofagasta nach Calama und in der Atakamawüste waren etwa 250 zu sehen. Richtung Süden werden diese Gedenkstätten jedoch immer weniger. Die Chilenen sind eigentlich disziplinierte Autofahrer, denn auf der Autobahn fährt niemand schneller als 120km/h. Nur das Reisverschluss System beim Einordnen ist ihnen fremd.
  • In San Pedro und auf der Insel Chiloe gibt es viele junge Rucksacktouristen, oft zu viert und mehr, die mitgenommen werden möchten.