EMBERGER ALM – ein Beobachtungswochenende in Kärnten 2014

Einmal den Helix-Nebel richtig beobachten. Aber wo? Also rein ins Internet und ein bisschen recherchieren. Und in einem Astro-Forum wurde ich schließlich fündig. Die Emberger Alm in Kärnten. Hätte mir eigentlich sofort einfallen müssen, da ich vor einigen Jahren schon mal da war. Der Entschluss war gefasst und ich begann sofort damit, Pläne zu schmieden.

Natürlich wollte ich meine Euphorie mit jemandem teilen. So beschloss ich, Rudolf Sanda zu fragen, ob er Interesse hätte, an meinem Kurztrip auf 1800 m Seehöhe teilzunehmen. Er war sofort Feuer und Flamme und so konnte ich endlich unsere Zimmer reservieren. An einem Vereinsabend schloss sich dann noch Helmut Purtscher an. Er war von der Idee ebenfalls angetan, da er einige Objekte mit seinem Groß-Fernglas beobachten wollte. Es wurden noch letzte Einzelheiten besprochen und dann konnte es losgehen.

23.10.2014: Endlich war es soweit. Der Tag der Anreise war gekommen. Um 7.30 Uhr ging es los. Um mich kurz zu fassen – von St. Pölten bis Salzburg starker Dauerregen. Aber dann wurde es endlich besser. Auf der Tauern-Autobahn Richtung Süden ging der Regen allmählich in Schneefall über. Gott sei Dank kein Aquaplaning mehr!!! Und schon stand ich über zwei Stunden im Stau. Der starke Schneefall sorgte nämlich dafür, dass der Tauern- und auch der Katschbergtunnel gesperrt waren, da die Räumfahrzeuge den Schneemassen nicht gewachsen waren.

Um 14.40 Uhr war es dann geschafft. Mit etwas Verspätung kam ich in der Dünhofen-Hütte auf 1870 m Höhe an, wo ich herzlich von Helmut und Rudolf begrüßt wurde, die natürlich die regen- und schneefreie Route gewählt hatten. Von der Wirtin gab es dann mal nen Schnaps. Danach wurde das Zimmer bezogen. Mit Sterneschauen war leider nix, da ein „leichter“ Schneesturm tobte.

Interessanterweise war keiner von uns wegen des schlechten Wetters frustriert. Nach dem Abendessen vor dem offenen Kamin wurde gefachsimpelt und auf Rudolfs Laptop eine Doku über unsere Milchstraße angeschaut. Um etwa 22.00 Uhr ging es dann erschöpft aber glücklich ins Bett.

24.10.2014: Um 8.00 Tagwache. Beim Blick aus dem Fenster schlug mein Herz plötzlich schneller. Ein Panorama, wie es nur selten zu sehen sein mag. Dazu strahlend blauer Himmel, der von keinem Wölkchen getrübt wurde. Um 9.00 Uhr gab es Frühstück. Danach machten wir eine zweistündige Wanderung durch Schnee und Eis.

Wunderbar in dieser grandiosen Landschaft. Nach dem Mittagessen hieß es dann sonnenbaden. Bei +25°C im Schnee mit T-Shirt. Noch ein bisschen diskutieren und um 17.00 Uhr Abendessen. Dann endlich Teleskope aufbauen und warten dass es finster wird. Rudolf hatte seinen 8-Zoll-Newton mit, Helmut sein gewaltiges Groß-Fernglas und ich meinen 12-Zoll-Dobson.

Um 18.30 Uhr dann das erste Objekt. Noch in der Abenddämmerung wurde M-13 im Herkules geschaut. Danach ging es weiter in die Andromeda zum offenen Sternhaufen NGC-752. Da dieser recht groß ist, wirkte er am schönsten in Helmuts Fernglas. Jetzt ging es in die Leier zu M-57. Im 12-Zöller ein prächtiger Anblick. Seine längliche Form war sehr gut zu erkennen, was bei nicht so dunklem Himmel nicht immer möglich ist. Jetzt waren h und chi Persei an der Reihe. Der Doppel-Haufen ist jedes Mal wieder ein Genuss. Egal mit welcher Optik. Jetzt mal was Schwierigeres versuchen. M-33 im Dreieck. Und siehe da, im 12-Zöller kein Problem. Sogar Spiralarme waren andeutungsweise zu erkennen.

Und nun der Cirrus-Nebel NGC-6960 im Schwan. Bereits ohne Filter war der zarte Nebelstreifen bei 52 Cygni recht gut zu beobachten. Mit O-III dann ein Traum. Schwächste Filamente konnten betrachtet werden. Zurück zur Andromeda. NGC-404, Mirachs Geist. Diese Galaxie liegt sehr nahe an Mirach, einem der hellsten Sterne in Andromeda. Sie ist nur dann sichtbar, wenn man den Stern aus dem Gesichtsfeld verbannt. Weiter zu M-27, den Hantel-Nebel im Füchschen. Selbst seine beiden schwachen Bögen waren ohne Filter zu beobachten.

Danach weiter zu den Fuhrmann-Sternhaufen M-36, M-37 und M-38. Sie waren ebenfalls mit jeder Optik herrlich anzuschauen. Nochmal in den Herkules zum Kugelhaufen M-92. Dieser hat ein sehr helles, dichtes Zentrum. Der Haufen wird unverständlicherweise meistens nicht beobachtet, obwohl er zu den schönsten seiner Art des nördlichen Sternenhimmels zählt.

Und dann endlich das Objekt meiner Begierde. Der Helix-Nebel NGC-7293 im Walfisch. Ohne Zweifel eines der Highlights des Abends. Nach anfänglichen Schwierigkeiten beim Aufsuchen erschien er schließlich doch noch im Okular. Ein absolutes Aha-Erlebnis. Sehr groß, relativ schwach, aber dennoch direkt zu halten. Auch in Helmuts Fernglas wunderschön.

Nun wurde versucht, den winzigen Planetarischen Nebel Pease-1 im Kugelsternhaufen M-15 zu sichten. Selbst bei etwa 250facher Vergrößerung blieb es bei dem Versuch. Da muss wohl noch größere Optik her. In den Fischen wurde noch M-74 beobachtet. Die schwache aber große Galaxie zeigte im 12-Zöller deutlich ihre Spiralstruktur. Zum Zentrum hin wird sie kaum heller.

Ab in den Stier zu M-1, den Krabben-Nebel. Als schwaches Gespinst erschien er bei 70fach im 12er. Da er aber noch recht tief stand, lohnte sich eine längere Beobachtung diesmal nicht. Die nächste Galaxie, M-77 im Walfisch. Beobachtet man diese im Okular bei 70fach sehr klein wirkende Sterneninsel, weiß man vielleicht gar nicht, welches „Monstrum“ man hier vor sich hat. In ihrem Zentrum befindet sich ein hypermassives Schwarzes Loch.

Das zweite absolute Highlight schließlich war M-31, der Andromeda-Nebel. In Helmuts Riesen-Fernglas konnte man sich gar nicht satt sehen. Seine feinen und zarten Strukturen reichten von Bildrand zu Bildrand. Die beiden Begleitgalaxien M-32 und M-110waren ebenfalls noch im selben Gesichtsfeld zu beobachten.

Und dann gab es Schwierigkeiten. Jeder Stern hatte plötzlich einen Nebel um sich herum. Mein Fangspiegel war total angelaufen. Rudolf und Helmut hatten das gleiche Problem. Also wurde vorsichtig die Optik gereinigt. Doch nach etwa zwei Minuten dasselbe Spiel. Wir beschlossen noch eine halbe Stunde abzuwarten.

Um etwa 22.40 Uhr war dann leider endgültig Schluss. Mein Fangspiegel war komplett vereist. Helmuts Fernglas ebenfalls. Es blieb uns also nichts anderes übrig, als unsere Geräte zu verstauen. Dennoch waren wir keineswegs schwermütig, denn die Objekte, die wir beobachten konnten, waren schon bemerkenswert. Da nicht nur unsere Gerätschaft unter der feuchten Kälte leiden musste, saßen wir noch einige Zeit vor dem Kamin und ließen den vergangenen Tag Revue passieren. Ein letzter Blick nach draußen zeigte nur noch Nebel. 25.10.2014: Der Morgen begann so, wie der Abend geendet hatte. Alles grau in grau. Also erst mal ausgiebig frühstücken. Danach wurden verschiedene Sternkarten studiert. Wenigstens der Gesprächsstoff kam uns nicht abhanden. Helmut und ich diskutierten leidenschaftlich über extraterrestrisches Leben. Z.B. ob es mit den bis heute bekannten physikalischen Gesetzen möglich sei, dass diese uns besuchen könnten.

Nach dem Mittagessen war das Wetter plötzlich viel besser geworden. Sogar die Sonne kämpfte sich durch den zähen Nebel. Der Himmel wurde wieder strahlend blau. So etwas wie Hoffnung regte sich in uns. Diese wurde allerdings gegen 16.00 Uhr zunichte gemacht. Leider war wieder alles im Nebel versunken.

Und so musste wieder mal Rudolfs Laptop herhalten. Diesmal war eine Doku mit Prof. Lesch über den Urknall an der Reihe. Es waren sehr kurzweilige zwei Stunden. Dann kam plötzlich der „Einbruch“. Rudolf und ich waren mit einem Schlag so müde, dass wir entschlossen, ins Bett zu gehen.

26.10.2014: Der Morgen der Heimreise war gekommen. Wieder lag die Welt im Nebel verborgen. Wir nahmen noch ein herzhaftes Frühstück zu uns und packten die letzten Utensilien in unsere Autos. Schweren Herzens verabschiedeten wir uns von der Wirtin, die sich die ganze Zeit so gut um uns gekümmert hatte. Und obwohl wir von drei Nächten nur eine nutzen konnten, so genossen wir dennoch jede einzelne Minute. Das unvergessliche Panorama, das – zumindest tagsüber – recht schöne Wetter, ja sogar den Schneesturm am Donnerstag.

Zum Schluss sei noch gesagt, dass wir entschieden haben, diesen oder ähnlichen Trip nächstes Jahr auf alle Fälle zu wiederholen. Dann vielleicht im Sommer. Und jedem, ob Hobby-Astronom oder Natur-Liebhaber, ist die Emberger Alm sehr zu empfehlen. Die einzigartige Lage wird für jeden ein unvergessliches Abenteuer werden.

Also bis zum nächsten Mal und clear skies

Ihr und Euer Wolfgang Aron

Messwerte während der Beobachtung

von Rudolf Sanda