FINNLAND und NORDWEGEN – Das Polarlicht ruft 2014

Schon lange, vor allem seit einer Polarlichtsichtung hier in Niederösterreich im Jahr 2003 und einem Vortrag bei einem Vereinsabend vor einigen Jahren war es mein Wunsch das Phänomen der Polarlichter zu erleben.

Da bekannter weise die Polarlichter, auch Aurora Borealis genannt, in Österreich selten auftreten ist dafür eine Reise in den Norden Europas notwendig. Wittmann Travel aus Hamburg bietet solche Polarlichtreisen an. So entschlossen sich nun 2 Antaresmitglieder und zwar Thomas Gradl und Norbert Rainer dieses Jahr zu einer Polarlichtreise von 10 Tagen, d.h. vom 27. Februar bis 8. März 2014. Um möglichst erfolgreich Polarlichter beobachten zu können, ist es ratsam möglichst in der Phase eines Sonnenfleckenmaximums bzw. auch noch 1-3 Jahre nach dem Maximum eine Polarlichtreise zu unternehmen.

Da im Jahr 2013 das letzte Sonnenfleckenmaximum stattfand, ist es zurzeit günstig. Vom Wetter und Klima sowie der Tages- und Nachtdauer ist die Zeit Februar und März die günstigste Zeit für Polarlichtsichtungen, sind die Nächte doch noch lange genug, die Tage im Norden aber auch schon etwas länger für ein Tagesprogramm. Auch sollte zu dieser Zeit normalerweise das Wetter ein stabiles Russlandhoch ausbilden, was für kalte Temperaturen sorgt, und somit für einen wolkenfreien Himmel.

Normalerweise – doch was ist schon normal in diesem Winter 2013/2014? Kein Russlandhoch, fast 2 Monate lang Südwindströmung in Österreich und viel zu warm – auch in Finnland und Norwegen! Die Wetterprognosen bei der Abreise verheißen nichts Gutes! Fast immer Wolken und Nebel im Urlaubsgebiet. Unter diesen Voraussetzungen flogen wir nun mit Finnair von Wien nach Helsinki um am Flughafen Helsinki unseren Reiseleiter Joachim Biefang vom Reisebüro Wittmann Travel aus Hamburg, sowie die restlichen Teilnehmer der Gruppe, welche auch von verschiedenen Destinationen aus Deutschland angeflogen waren, zu treffen. Die nun insgesamt 20 Personen umfassende Gruppe flog mit dem nächsten Anschlussflug von Helsinki in den Norden Finnlands nach Ivalo. Unter uns nur geschlossene Wolkendecke! Nach der Ankunft in Ivalo und dem Verlassen des Flughafengebäudes endlich Winter in diesem Winter 2013/2014. Kalt, Schnee und Eis. Wie erwartet. Nach einer kurzen Verzögerung, wegen eines nicht mitgereisten Gepäckstückes ging es mit dem Bus über schneebedeckte Fahrbahnen ca. eine ¾ Stunde von Ivalo nach Inari zu unserer Unterkunft im Hotel Kultahovi.

Das Hotel Kultahovi liegt sehr nett am Fluss Juutuanjoki, welcher ca. 500 m flussabwärts in den Inarisee mündet. Sofort nach dem Abendessen, erkundeten wir noch unseren Polarlichtbeobachtungsplatz am Ufer des dick zugefrorenen Flusses Juutuanjoki, welcher allerdings auf Höhe des Hotels wegen Stromschnellen auch teilweise offene Wasserflächen zeigte.http://www.hotelkultahovi.fi/

Leider zeigte sich der Himmel komplett bedeckt. Trotzdem genossen wir am ersten Abend die ruhige Stimmung am Flussufer und das erfolgreiche Ankommen im Quartier. Nach einigen Minuten Dunkeladaption der Augen konnten wir überraschenderweise doch einige grünliche Aufhellungen über dem Nordufer des Flusses wahrnehmen – ein Polarlicht. War doch just an diesem Abend ein mittlerer Polarlichtsturm aufgrund erhöhter Sonnenaktivität. Die Skala für die Polarlichtaktivität nennt sich Kp-Index, wobei der Wert Null keine Polarlichtaktivität bedeutet und der maximale Wert 9 ein besonders starker Polarlichtsturm ist. An diesem Abend herrschte Kp-Index 5.

Soweit zufrieden, unter diesen bedecken Umständen schon ein Polarlicht „erahnt“ zu haben beendeten wir diesen Tag. Die Tagesaktivitäten des folgenden Tages bestanden aus dem Besuch des interessanten Samenmuseums in Inari gleich in der Nähe und Wanderungen über den zugefrorenen Inarisee sowie Wanderungen entlang des Flusses Juutuanjoki.

Am späten Nachmittag dieses Tages lockerte die Bewölkung rasch auf, und die Spannung stieg. Sind heute Polarlichter zu sehen?Der Kp-Index für den Abend des 28. Februar war zwar nur bei 1 bis 2 doch nach dem Abendessen um ½ 6 ein erster Blick auf den inzwischen wolkenlosen Himmel. Sofort bei Verlassen des Hotels war ein großes Band zu sehen – ein tolles Polarlicht – wow!! Schnell warm anziehen – die Kamera und das Stativ holen und ab zum Flussufer. Nachdem sich die Augen wieder nach einigen Minuten an die Dunkelheit gewöhnt hatten, wird der Ausmaß und die Pracht der Polarlichter sichtbar. So sieht das also aus! Zahlreiche Bögen ziehen über die Himmel, sind in ständiger Bewegung und Veränderung, kommen und gehen, werden intensiver grün und verblassen wieder.

Bald sind alle am Ufer und es wird eifrig fotografiert. Einzelfotos und Fotoserien um damit dann später Filme zu produzieren. Thomas bleibt an seinem gewählten Standort um Fotoserien zu machen, Norbert wechselt öfters den Standort um die Stimmung des Abends möglichst gut einzufangen. Nach ca. 2 Stunden ziehen Wolken auf, die eine Pause erzwingen, doch dann klart es nochmals auf und es kann noch nach Belieben weiterbeobachtet werden diese Nacht.

So sind wir froh, auf jeden Fall bei dieser Reise zumindest diese eine Polarlichtnacht erlebt zu haben, sind doch die Wettervoraussagen für die nächsten Tage nicht sehr günstig. Die Wettervorhersage sollte sich für Inari leider auch bewahrheiten. Trotz des speziellen Mikroklimas, durch den zugefrorenen See, welcher eigentlich eher für klaren Himmel sorgen sollte, als anderswo konnten wir die 3 weiteren Nächte in Inari keine Polarlichter mehr beobachten.

Trotzdem war der Aufenthalt nicht langweilig. Es gab vielerlei interessante Aktivitäten wie eine Snowmobil Safari über den Inarisee und durch die Wälder zur Pielpajärvi Wilderness Church einer alten Holzkirche und nach Pielpavuono zu einer originellen Würstelgrillerei in einer Holzhütte am Flussufer. http://visitinari.fi/

Ein weiterer Ausflug führte uns zu einer Sami Familie mit Rentierfarm. www.facebook.com/inarireindeerfarm Dort konnten wir die Rentiere kennen lernen, eine Schlittenfahrt mit den Rentieren unternehmen und die Sami-Kultur in einer Kota-Hütte bei Tee und Samimusik kennen lernen.

Weiters gelang eine Langlauftour entlang und über den Inarisee. Am letzten Tag in Inari stand ein Besuch einer Huskyhundefarm am Programm. http://www.siperia.eu/

Auch diese Schlittenfahrt mit den Husky durch die Wälder und auf zugefrorenen Wasserflächen war ein tolles Erlebnis. Es war auch noch genügend Zeit für Saunabesuche und erste Bearbeitungen der schon gewonnenen Polarlichtfotos. Am 4. März, dem Tag unserer Abreise aus Inari zeigte sich morgens endlich das Wetter von seiner heiteren Seite. Bei Temperaturen von nur ca. minus 10 Grad und strahlendem Sonnenschein fuhren wir entlang des Inarisees nach Norden mit Elchsichtung neben der Straße.

Weiter ging es über die finnisch-norwegische Grenze bei Näätämä und entlang des Munkfjords sowie des Neidenfjords nach Kirkenes, einer Kleinstadt bei Langfjord. Beginn- bzw. Endstation der Hurtigrutenschiffe. Von einem Hügel aus konnten wir ein Schiff beim Ablegen beobachten – vielleicht auch mal eine Reise wert.

Von Kirkenes aus ging es wieder Richtung Süden durch tolle schneebedeckte Berglandschaft in das Pasviktal nach Svanvik, unserem Aufenthaltsort für die nächsten 4 Nächte. Svanvik ist eine kleine Ortschaft in Norwegens kleinem Zipfel östlich des Inarisees zwischen Finnland im Westen und dicht an der Grenze zu Russland im Osten. Bald hatten wir unser Quartier im dortigen Nationalparkzentrum in Svanhovd bezogen – und es war wolkenlos!!

Nach dem reichhaltigen Abendessenbuffet, wir waren fast die einzigen Gäste dort, und erster Besichtigung des im Gebäude integrierten und jederzeit frei zugänglichen Naturparkmuseums, ein Blick auf den Himmel. Sind schon Polarlichter zu sehen? Wie hoch ist der Kp-Index? Also mal nachsehen unter AKM – Polarlichtvorhersage: http://www.meteoros.de/polar/polwarn.htm Der Kp-Index für die Zeit von 22 bis 24 Uhr steht bei 2 bis 3. Also durchaus günstig, ist das Polarlichtoval um Mitternacht doch am breitesten und somit sind jeweils um Mitternacht meistens die schönsten Polarlichter zu sehen.

Von der Terrasse des Nationalparkzentrums konnten wir an diesem Abend auch wirklich bei moderaten minus 16 Grad imposante Polarlichter sehen. Bänder – Bögen welche sich dauernd verändern, im Osten erscheinen und meistens Richtung Westen wandern und wieder verschwinden. Sobald sich etwas besonderes tat, wie z.B. eine Korona erschien, wurden mit einem Funkgerät die Teilnehmer, welche sich gerade im Haus erholten und aufwärmten gewarnt, doch möglichst rasch auf die Terrasse zu kommen um das Spektakel zu sehen.

Eine Korona ist ein besonders schnelles Polarlicht direkt im Zenit mit ringförmigen Strahlen. Eine wirklich tolle Nacht!

Leider waren uns weitere Polarlichtnächte in Norwegen nicht vergönnt, das Wetter spielte nicht mit. Dafür war eine schöne Königskrabbentour mit Verkostung der Königs- oder auch Kamatschka-Krabbe ein tolles Erlebnis.http://www.kirkenessnowhotel.com

Vorträge über Polarlichter, astronomische Themen und Reisen von Joachim Biefang als Abendprogramm während der ganzen Reise vertieften das Wissen über Polarlichter wesentlich und weckten das Interesse manch neuer Reise in der Zukunft.

Ebenso eindrucksvoll, die Besichtigung des Snowhotels bei Kirkenes. http://www.kirkenessnowhotel.com/

Bei Tauwetter und Regen !!! traten wir am 8.März über Inari – Ivalo – Helsinki und Wien die Heimreise an.

Mit vielen schönen Eindrücken und froh, trotz diesen teilweise doch widrigen Wetterbedingungen die Polarlichter gesehen zu haben, hat uns nun der Alltag wieder.

Eines ist uns leider entgangen – minus 30 Grad!

Die Reisenden und Fotografen: Norbert Rainer und Thomas Gradl