Charles Messier (1730 – 1817)

Charles Messier wurde am 26.6.1730 als zehntes von zwölf Kindern in Badonviller geboren. Als er 11 Jahre alt war, starb sein Vater, bald darauf musste er die Schule verlassen, um Geld zu verdienen.

Da er in seiner Heimatstadt keine Arbeit finden konnte, verließ er sie mit 21 Jahren und ging nach Paris. Nicholas Delisle, der 1747 nach Frankreich zurückgekehrt war und eine kleine Sternwarte auf dem Hôtel de Cluny errichtet hatte, stellte Messier im Herbst 1751 ein: wahrscheinlich auf Grund seiner hübschen, gut leserlichen Handschrift und seinem Zeichentalent. Seine Aufgabe war die Beobachtungen der Sternwarte aufzuzeichnen, trotzdem hatte seine erste Beschäftigung bei Delisle nichts damit zu tun: Er erstellte für ihn die Kopie einer Karte der chinesischen Mauer

Es war aber doch die Sternwarte und ihre Geräte, die Messier anzogen. Damit begann sein Interesse an der Astronomie. Wie er später in seinen Memoiren schreibt, beeindruckten ihn der Komet von 1744 und die Sonnenfinsternis von 1748 und regten sein Interesse an der Astronomie stark an.

Von Delisle’s Sekretär, Libour, wurde er in die Benutzung der Sternwarteninstrumente eingeführt. Dieser zeigte ihm auch, wie er Aufzeichnungen über die Arbeit der Sternwarte anfertigen sollte. Von Delisle selber bekam er Unterricht in Astronomie; besonders schärfte ihm dieser aber ein, für jede Beobachtung eine exakte Positionsbestimmung zu machen. 1754 erhielt er eine Anstellung als Schreiber beim Arsenal der Marine, sein Gehalt war zu dieser Zeit aber recht bescheiden, er erhielt nur 500 Francs. Zu seinen Aufgaben gehörte unter anderem, Karten zu zeichnen. Messier blieb aber der Astronomie treu. Besonders gefiel ihm die Beobachtung von Kometen; die Geräte der Sternwarte waren zwar veraltet, aber ihr großer Durchmesser und ihr recht großes Gesichtsfeld ließ sie für Kometenbeobachtungen geeignet erscheinen.

Messier glaubte. gerade hier eine Aufgabe gefunden zu haben; er war der Meinung, dass man als Entdecker von Kometen zu Ruhm kommen könnte. Delisle hatte Berechnungen angestellt, um Halley’s Kometen aufzufinden. Diese stützten sich auf die Beobachtungen von 1531, 1607 und 1682. Auf einer Sternkarte zeichnete er die möglichen Positionen des Kometen ein und gab diese Messier mit dem Auftrag, den Kometen zu suchen, aber nichts darüber bekannt zu geben.

1758 fand Messier einen Kometen, den er vom 15.8. bis zum 2.11. durchgehend beobachtete. Die Entdeckung des Halleyschen Kometen durch Palitzsch und die Bestätigung durch andere Astronomen erreichte Paris durch Kommunikationsschwierigkeiten nicht. Messier setzte also seine Arbeit im Januar 1759 fort, da in den letzten beiden Monaten des vorherigen Jahres die Beobachtungen durch das schlechte Wetter unterbrochen werden mussten. Am 1.4.1759 entschloss sich Delisle endlich, die Beobachtungen seines Assistenten Messier bekannt zu geben. Die späte Bekanntgabe der Beobachtungen stießen in Frankreich jedoch auf Skepsis. Wenn Messier den Kometen am 21.1. beobachtet hatte, warum gab er es erst am 1.4. bekannt?

Messier muss gefühlt haben, dass diese Angelegenheit – obwohl er in eigener Sache keine Ansprüche gestellt hatte – seinen Ruf nicht verbessern, sondern nur verschlechtern musste. Falls er irgendwelchen Groll gegen Delisle hegte, verschwieg er ihn jedoch. Auch nach der zweiten Kometenentdeckung, die durch Delisle nicht bekannt gegeben wurde, ertrug er auch diese Enttäuschung mit stoischer Ruhe. Kurz danach setzte sich Delisle zur Ruhe.

Messier bekam zwar nicht seinen Posten und damit keine Gehaltserhöhung, aber er durfte mit den Geräten der Sternwarte weiter beobachten. 1761 beobachtete er den Venusdurchgang und schrieb einen Bericht darüber. Er beobachtete auch den Saturn und seine Ringe, aber seine „große Liebe“ gehörte jedoch den Kometen: Er beobachtete den Kometen von 1763 und am 3.1.1764 gelang ihm die erste Neuentdeckung eines Kometen.

Die nächste Entdeckung folgte 1766 mit dem bloßen Auge! Messier korrespondierte während dieser Zeit mit Astronomen aus Deutschland, England und Russland. So wurde er schließlich als Kometenentdecker bekannt und wurde bald darauf Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften. Am 6.12.1764 wurde er Mitglied der Royal Society.

In die Französische Akademie der Wissenschaften wurde er jedoch noch nicht aufgenommen. Trotzdem führte Messier unbeirrbar seine Beobachtungen fort. In mondlosen Nächten beobachtete er Kometen und kometenähnliche Gebilde: Nebel und Sternhaufen. Er fand, während er den Kometen von 1758 beobachtete, den Crab-Nebel im Stier. Er machte sich eine Notiz darüber, um ihn später nicht mit einem Kometen zu verwechseln.

Bei der Beobachtung des Kometen von 1760 entdeckte er ein nebeliges Objekt im Wassermann. Dieses Gebilde notierte er sich ebenfalls und im Jahr 1764 beschloss er, möglichst viele dieser Objekte aufzuzeichnen und zu katalogisieren, um das Aufsuchen von Kometen zu vereinfachen:

Der Messier-Katalog war geboren!

Zu diesem Zweck beobachtete er zunächst 16 Objekte, die Hevelius im „Prodomus Astronomiae“ beschrieben hatte. Jedoch nur wenige dieser Objekte existierten wirklich. Danach suchte er Objekte auf, die Halley, Maraldi, de Chéseaux, Lacaille und Le Gentil beobachtet hatten. Bis Ende Oktober 1764 hatte er 40 solcher Objekte zusammengestellt, davon waren 18 von ihm selbst entdeckt. Im Januar 1765 fand er ein weiteres Objekt, südlich des Sternes Sirius: M 41. In den darauffolgenden Jahren scheint er keine weiteren Objekte in seine Liste eingefügt zu haben. Erst im März 1769 fügte er vier weitere Objekte dazu, vermutlich um auf eine Stückzahl von 45 zu kommen: M 42/43 (Orion-Nebel), M 44 (offener Sternhaufen im Krebs), M 45 (Plejaden).

Am 8.8.1769 entdeckte Messier seinen nächsten Kometen. Er fertigte eine Karte mit der Bahn des Kometen an, welche allerdings erst 1775 in den „Memoirs“ der Französischen Akademie veröffentlicht wurde.

Zum gleichen Zeitpunkt sandte er die Aufsuchkarte sowie einen Brief, in dem er die Entdeckung verkündete, an den König von Preußen. Dieser war darüber sehr erfreut und schickte ihm einen Dankesbrief. Kurz darauf wurde Messier in die Berliner Akademie der Wissenschaften aufgenommen.

Im Juni 1770 entdeckte Messier einen weiteren Kometen; auf Grund dieser Beobachtung wurde er endlich Mitglied der Französischen Akademie der Wissenschaften. 1771 wurde sein Katalog mit den 45 nebeligen Objekten erstmals veröffentlicht. Danach ernannte man ihn zum Astronomen der Marine, was ihm eine beträchtliche Gehaltserhöhung einbrachte.

Kurz nach der Herausgabe seines Kataloges fand er vier weitere Objekte, die es ihm wert erschienen, mit aufgenommen zu werden. Den nächsten Kometen entdeckte Messier 1779, allerdings war dieser bereits 12 Tage früher von Bode in Berlin beobachtet worden. Bei der Suche nach dem Kometen entdeckte Messier drei weitere Objekte für seinen Katalog: M 58, M 59 und M 60.

1780 begann Messier nach weiteren Objekten für seinen Katalog zu suchen. Dabei wurde er von Méchain unterstützt. Im April 1781 bestand sein Katalog bereits aus stattlichen 100 Objekten.

Kurz darauf stürzte Messier leider bei einer Wanderung in einer Grotte und wurde schwer verletzt. Ein ganzes Jahr und drei Tage konnte er sein Observatorium nicht betreten. Erst am 9.11.1782 kehrte er wieder zurück und beobachtete drei Tage später den Merkurdurchgang. Am 27.9.1793 entdeckte er einen weiteren Kometen im Schlangenträger. Messier schickte seine Berechnungen an den Mathematiker de Saron. Dieser befand sich jedoch als Gegner der Revolution im Gefängnis und konnte Messier nur noch diese eine Bahnberechnung übermitteln, bevor er als Opfer der Revolution auf der Guillotine endete. Am 12.4.1798 entdeckte Messier einen weiteren Kometen in der Nähe der Plejaden. 1806 wurde ihm von Napoleon das „Kreuz der Ehrenlegion“ verliehen. Kurze Zeit danach setzte sich Messier zur Ruhe. 1815 erlitt er einen Schlaganfall, der ihn teilweise lähmte. 1817 kam die Gicht hinzu; Charles Messier starb in der Nacht vom 11. auf den 12. April 1817.

Charles Messier entdeckte während seines Lebens 21 Kometen. Moderne Astronomen, mit ihren riesigen Teleskopen, bringen es vielleicht auf 15 Stück. Dabei benützte er nie große Teleskope wie nach ihm Herschel, sondern kleinere mit einem Spiegeldurchmesser von etwa 20 cm. In den späteren Jahren beobachtete er mit Refraktoren bei ca. 120facher Vergrößerung.

Messiers Zeitgenossen

Joseph Nicholas Delisle (1688-1768)

stellte Messier 1752 als Beobachtungsgehilfen ein. Dass Messier im Winter 1758/59 den Halleyschen Kometen nicht fand, lag zweifelsohne an Delisle’s schlechter Organisation. Aber zu der Zeit war dieser schon über 70 Jahre alt. 1761 setzte sich Delisle zur Ruhe und er starb am 12.9.1768 an einem Schlaganfall.

Johann (Hevel) Hevelius (1611-1687)

war ein reicher Brauer und Ratsherr in Danzig. Er baute sich eine Sternwarte, die er Sternenburg nannte. Dort installierte er ein Luftfernrohr mit 39 m Brennweite. In den Werken, die 1690 von seiner zweiten Frau nach seinem Tode veröffentlicht wurden, waren Positionsangaben für 16 Sternhaufen und Nebel, von denen aber nur zwei existierten: M 31 und M 44.

Johann Elert Bode (1747-1826)

wurde in Hamburg geboren. Er schrieb mehrere Bücher, u.a. auch „Nebelige Sterne und Sternhaufen“. In diesem Katalog beschreibt er 75 Objekte, die zum Teil von Hevelius übernommen waren. Nur zwei Drittel der Objekte in seinem Katalog existierten wirklich. Nach fast 40-jähriger Leitung der Berliner Sternwarte trat er 1825 in den Ruhestand.

Jean Baptiste Gaspard de Saron (1730-1794)

war der letzte Präsident des „Parlament de Paris“ Er wurde am 20.4.1794 auf der Guillotine hingerichtet. Sein Interesse an Kometen und Kometenbahnen ließ ihn mit Messier bekannt werden und zwischen den beiden entwickelte sich eine tiefe Freundschaft. Seine letzten Berechnungen machte er im Gefängnis, für den Kometen, den Messier am 27.9.1793 im Schlangenträger entdeckt hatte.

Pierre Francoise Andre Méchain (1744-1805)

war – wie Messier – ein Kometenbeobachter. Er entdeckte etwa 10 Kometen. Nebel und andere Objekte gab er an Messier weiter, damit dieser sie in seinen Katalog aufnehmen konnte. Die beiden waren eng befreundet.