Dämmerung und Dämmerungserscheinungen

Der Übergang vom Tag zur Nacht bzw. von der Nacht zum Tag erfolgt nicht plötzlich, sondern es treten eine Reihe von Dämmerungserscheinungen auf. Beim Übergang vom Tag- zum Nachthimmel beobachtet man einzelne Unstetigkeitsstellen in Gestalt von Dämmerungsbögen. Diese entstehen durch Reflexion der Strahlen der unter dem Horizont stehenden Sonne an verschieden hohen Unstetigkeitsschichten der Atmosphäre. Der erste oder auch leuchtende Dämmerungsbogen verschwindet am Horizont bzw. taucht auf, wenn die Sonne einen Stand von etwa 6°…7° unter dem Horizont erreicht hat. Man bezeichnet diesen Zeitpunkt als Ende bzw. Beginn der bürgerlichen Dämmerung. Die Schichtgrenze, die diesen leuchtenden Dämmerungsbogen verursacht, liegt bei etwa 11 bis 12 km Höhe und ist die Grenze zur Stratosphäre, die sogenannte Tropopause. Bei einem Sonnenstand von 17° bis 18° unter dem Horizont sinkt der zweite oder auch Hauptdämmerungsbogen unter den Westhorizont, bzw. erscheint dieser Dämmerungsbogen am Morgen am Osthorizont. Dieser Zeitpunkt ist das Ende oder der Beginn der astronomischen Dämmerung. Zwischen deren Ende und Beginn herrscht vollkommene Dunkelheit, so daß in dieser Zeit die mit bloßem Auge sichtbaren Sterne beobachtbar sind. Trotzdem kann man bei einem Sonnenstand von 24° unter dem Horizont noch das Verschwinden eines Nachtdämmerungsbogens beobachten. Die diese Dämmerungserscheinungen verursachenden Schichtgrenzen in der Atmosphäre liegen etwa bei 60 km (Stratopause) und bei 130 km Höhe. Selbst nach Abschluß dieser Erscheinungen ist die ganze Nacht über noch ein mehr oder weniger starkes Nachthimmelslicht vorhanden, dessen wechselnde Intensität dem aufmerksamen Beobachter auffällt.

Die Dauer der Dämmerung wird bestimmt durch die Steilheit der scheinbaren täglichen Sonnenbahn zum Horizont. Deshalb dauert in den tropischen Zonen die Dämmerung nur kurze Zeit, weil dort die Sonnenbahn sehr steil auf dem Horizont steht. Neben der geographischen Breite des Beobachtungsorts bestimmt noch die jeweilige Deklination der Sonne die Länge der Dämmerungserscheinungen.So steht die Sonne zur Sommersonnenwende in mitteleuropäischen Breiten selbst um Mitternacht nur so wenig unter dem Nordhorizont, daß die ganze Nacht über Dämmerung ist.

Es läßt sich aus der Erfahrung heraus eine mittlere Zeitdauer angeben, die nach Sonnenuntergang verstrichen sein muß, bevor in der Nähe des Zenits Sterne einer bestimmten Größe zu sehen sind. Diese Zahlen gelten für mondlose Nächte und vollkommen klaren Himmel. Sie sind als unterste Grenze aufzufassen, vor der die Sterne der betreffenden Größe nicht sichtbar werden.

(8 min – 1 mag; 18 min – 2 mag; 32 min – 3 mag; 45 min – 4 mag; 60 min – 5 mag; 80 min – 6 mag)