Das schwankende Osterdatum

Neben Weihnachten bildet Ostern zweifellos das wichtigste Fest der christlichen Kirche. Doch während Weihnachten immer am 25. und 26. Dezember gefeiert wird, läuft das Osterdatum ständig zwischen 24. März und 25. April hin und her. Verantwortlich hierfür ist der Mond, der sich beim Osterdatum noch einen letzten Rest seiner einstmals beherrschenden Stellung als Zeitmesser erhalten hat.

Und das kam so:

Im Jahre 325 n. Chr. tagte in Nikäa, in der heutigen Türkei, das erste Konzil der frühen Christenheit. Einer seiner Hauptaufgaben war die Festlegung des Osterdatums, um das es damals sehr viel Streit in den verschiedenen Kirchengemeinden gab. Deshalb entschloß man sich zu einer festen Osterregel: Ostern sollte immer am ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond nach Frühlingsanfang gefeiert werden. Der Grund dafür findet sich in der Bibel. Nach der Überlieferung wurde Jesus Christus am jüdischen Passafest gekreuzigt und stand am darauffolgenden Sonntag von den Toten auf. Das Passahfest aber fiel nach dem jüdischen Kalender immer auf den ersten Vollmond nach Frühlingsanfang. Nun war jedoch die exakte Mondbewegung damals nur sehr ungenau bekannt. Um das Osterdatum jedoch auf große Zeiträume vorher berechnen zu können, entschloß man sich den Frühlingsanfang auf den 21. März festzulegen. Die Mondphasen sollten mit einer vereinfachten Rechnung bestimmt werden. Die ungenauen Berechnungen der Mondphasen führten jedoch zu erhebliche Mängel, und die vorherbestimmten Ostervollmonde wichen immer mehr von der Wirklichkeit ab. Die Gläubigen sahen im Frühling einen Vollmond am Himmel leuchten, aber Ostern fand trotzdem nicht am darauffolgenden Sonntag statt. Denn der damals berechnete Vollmond fiel auf einen anderen Tag und ergab dadurch auch ein anderes Osterdatum. Dieser Fehler wurde schließlich so auffällig, daß sich die Kirche in Rom zur Änderung des damaligen Julianischen Kalenders entschloß. Papst Gregor XIII führte am 24. Febr. 1582 den noch heute gültigen Gregorianischen Kalender ein. Dieser besagte folgendes: „Damit es nicht wieder zu Abweichungen vom Sonnenlauf komme, sind zusätzlich zum 1 Schalttag alle 4 Jahre, die vollen Jahrhunderte keine Schaltjahre, es sei denn, sie sind ohne Rest durch 400 teilbar.

Doch warum schwankt das Osterdatum immer noch zwischen 24. März und 25. April? Dazu ist eine Erklärung über den Lauf des Mondes um die Erde und des Laufes der Erde um die Sonne notwendig. Einen vollen Umlauf des Mondes um die Erde also Vollmond, Halbmond, Neumond usw. nennt man einen synodischen Monat und beträgt exakt 29 Tage, 12 Stunden und 44 Minuten. Doch zur Berechnung unseres Kalenders wird der Umlauf der Erde um die Sonne herangezogen. Die Erde benötigt dazu genau 365 Tage, 5 Stunden und 48 Minuten. Hinter diesen beiden Zahlenreihen verbirgt sich der Grund für die Vielfalt der Kalender. Eine ganz Wissenschaft, die sogenannte Chronologie, die Wissenschaft der Zeitmessung und der Kalendersysteme, verdankt ihnen ihre Entstehung und Existenz. Ja, man kann tatsächlich sagen: Nur weil Jahr und Monat keine ganze, sondern im Gegenteil eine gebrochene Anzahl von Tagen enthalten, brauchen wir überhaupt einen Kalender. Denn in der Praxis kann man nur mit vollen Tagen rechnen. Ein Jahr kann nicht nach 365 Tagen, 5 Stunden, 48 Minuten und ein Monat nicht nach 29 Tagen, 44 Minuten beendet werden. Betrachten wir einmal den Jahreswechsel. Wenn wir das Jahr ständig nach 365 Tagen beendeten würden, so würde allmählich das exakte Neujahr immer weiter verrutschen, denn jedes Jahr würden uns über 5 Stunden fehlen. Daher muß man hin und wieder das Jahr länger machen, um den Fehler auszugleichen. Man muß einen Schalttag hinzufügen, der das davongelaufene Sonnenjahr wieder einholt. Das gleiche Problem stellt sich, wenn man versuchen wollte, die Monate mit dem Mondlauf zu kombinieren. Kombinieren bedeutet, daß der erste Tag eines Monats immer mit einer bestimmten Mondphase, etwa dem Vollmond oder dem Neumond zusammenfallen soll. Aber auch ein Monat kann nur nach vollen 29 Tagen enden. Genau wie beim Jahr laufen die Mondphasen den zu kurzen Monaten davon. Auch hier muß wieder ein Schalttag her, um die zu kurz berechneten Monate zu verlängern. Werden nun zur Erstellung unseres Kalenders der Lauf der Erde um die Sonne und der Lauf des Mondes um die Erde herangezogen so sind wahrlich astronomische Berechnungen notwendig um einen Einklang mit unserer Zeitrechnung und der Natur des Universums notwendig. Durch die Festlegung des Frühlingsbeginns am 21. März nach der uns zu Grunde liegenden Kalenderrechnung nach dem Sonnenlauf und dem Unterschied der Mondphase, ergibt sich eine Schwankungsbreite des Osterfestes am ersten Sonntag des ersten Vollmondes nach Frühlingsbeginn von ungefähr 4 Wochen.

Nach dem Buch: Der Kalender im Wandel der Zeiten von Joachim W. Ekrutt

Zusammenfassend ergibt sich für den schwankenden Ostertermin folgende mathematische Erklärung:

Um den Ostertermin zu berechnen sind zwei astronomische Konstanten notwendig.° Die Jahreslänge von und bis zum Zeitpunkt des Frühlingsanfangs am 21. März (Frühlings-Tagundnachtgleiche): das sind 365,2422 mittlere Sonnentage

° und ein Mondmonat: das sind 29,5306 mittlere Sonnentage

Aus der komplizierten „Gauß`schen Osterformel“ welche im Jahre 1800 von Carl Friedrich Gauß entwickelte wurde , und den beiden oben angeführten Konstanten läßt sich für jedes Jahr der Ostersonntag berechnen.

OSTERFESTTABELLE

2000-04-23 2001-04-15 2002-03-31 2003-04-20 2004-04-11 2005-03-27 2006-04-16 2007-04-08 2008-03-23 2009-04-12 2010-04-04

Der Ostersonntag ist ein sogenannter unregelmäßiger Feiertag. Alle anderen unregelmäßigen Feiertage eines Jahres können von diesem Tag abgeleitet werden.

° Aschermittwoch ist 46 Tage vor Ostern

° Pfingsten ist 49 Tage nach Ostern

° Chr. Himmelfahrt ist 10 Tage nach Ostern

° Fronleichnam ist 11 Tage nach Pfingsten