Der Weihnachtsstern

Im nüchternen Zeitalter der Raumfahrt ist man leicht geneigt, die Geschichte des Sterns von Bethlehem als fromme Legende abzutun. Die Frage bleibt jedoch: Gab es zur Zeit von Christi Geburt ein Ereignis am Sternenhimmel, das als Stern von Bethlehem gedeutet werden kann?

Wie wir wissen, ist den Historikern bei der Bestimmung des Geburtsdatums Christi einst ein Fehler unterlaufen. Nicht im Jahre 0 oder 1 erblickte der Gottessohn das Licht der Welt, sondern schon im Jahre -6 astronomischer Zeitrechnung.

War das damals beobachtete Himmelsereignis ein heller Komet, ein leuchtender Stern oder eine seltene Planetenkonstellation?

1301 n. Chr. malte der florentinische Künstler Giotto di Bondone den Stern von Bethlehem als Kometen und förderte damit die falsche Auffassung, es sei der Komet Helley gewesen. Nachdem der modernen Astronomie aber die Umlaufbahn des Kometen Halley bestens bekannt ist, kann man nachweisen, daß der Komet zum entsprechenden Zeitpunkt nicht sichtbar war. Der Planet Venus ist nach Sonne und Mond das hellste Objekt am Himmel. Nachdem der Planet innerhalb der Erdbahn die Sonne umkreist, ist die helle Venus nur morgens oder abends zu sehen. Es wäre also denkbar, daß der Planet Venus den drei Weisen den Weg gewiesen hat. Die Erzählungen vom Weihnachtsstern basiert auf eine Stelle des Matthäus-Evangeliums. Dort wird beschrieben, daß die Weisen von den Aufgängen her kamen. „Von der Aufgängen“ bedeutet aus dem Osten. Im Osten geht die Sonne und auch alle anderen Himmelsobjekte auf. Von Palästina aus gesehen lag Babylon in östlicher Richtung. Das bedeutet, daß der Weihnachtsstern in westlicher Richtung zu sehen war. Berechnungen zeigten aber, daß zum entsprechenden Zeitpunkt im Jahre -6 die Venus nicht im Westen als am Abendhimmel zu sehen war.

Lange forschten die Gelehrten, was wohl der Weihnachtsstern gewesen sein mochte. Erst die Entzifferung von Keilschriften auf Tontäfelchen, die einen tieferen Einblick in die spätbabylonische Astronomie ermöglichte, hat eine Version bekräftigt, die der bedeutende Astronomen Johannes Kepler (1571-1630) berechnete: Die dreifache Begegnung (Große Konjunktion) der Planeten Jupiter und Saturn im Sternbild der Fische im Jahre -6. Damals wurde der Lauf der Planeten als Willensäußerungen von Gottheiten gedeutet. Jupiter wurde von den spätbabylonischen Astronomen als Stadtgottheit von Babylon verehrt und hieß Marduk, Saturn (Kewan) wiederum stand für die Israeliten. Das Sternbild Fische symbolisierte Palästina. Diese „Große Konjunktion“ – so nahe Vorübergänge der beiden Planeten, daß sie fast zu einen hellen Lichtpunkt verschmelzen – (ein seltenes Ereignis am Himmel) war wohl für die Babylonier ein Zeichen, daß ein Thronfolger in Jerusalem zur Welt gekommen sein müsse. Im Osten von Israel lag Mesopotamien und dort war Chaldäa das Zentrum der Astronomie. Die später zu den hl. drei Königen gewordenen Magier waren also antike Astronomen, die wohl auf Grund ihres Wissens eine besondere Planetenkonstellation im Voraus berechnen konnten. Immer wieder tauchen andere Erklärungsversuche über den „Stern von Bethlehem“ auf. Aber die astronomischen Fakten lassen die besondere Planetenkonstellation Jupiter Saturn am schlüssigsten erscheinen.