Die Entstehung der 7-Tage-Woche

1. TEIL:

Anfänge

Die Sumerer und ihre Kulturnachfolger, die Babylonier, waren die ersten, die unserem Wissen nach die Sterne und die Planeten (dazu gehören in dieser Betrachtung auch Erdmond und Sonne) genau beobachteten. So wurde der Abend- und Morgenstern richtig als ein Planet erkannt und nach der Liebesgöttin Innana (sum.) bzw. Ischtar (bab.) benannt. Jupiter strahlt zwar nicht so hell wie Venus ist aber meist die ganze Nacht zu sehen. Er wurde nach dem Hauptgott des babylonischen Pantheons, Marduk, benannt. Ihm entspricht der griechische Göttervater Zeus bzw. römisch Jupiter. Der zur Bezeichnung des vierten Planeten benutzte Unterweltgott Nergal wurde griechisch zu Ares, römisch zu Mars. Entsprechende Übernahmen lassen sich für Hermes-Mercurius und Kronos-Saturnus finden.

Mondkalender

Im alten Babylon wurde ursprünglich ein reiner Mondkalender verwendet, wobei der Neumond der Monatsbeginn war. Bei Vollmond, der nach diesem Kalender immer zur Monatsmitte war, gab es Feiern (der Name dafür war „sappatu“, davon leitet sich der „Sabbat“ ab). Neben dem Neumond und dem Vollmond gibt es ja noch zwei andere Erscheinungen im Mondzyklus, nämlich die zwei Halbmonde. Zwischen den vier Vierteln des Mondzyklus liegen somit je ca. sieben Tage (nicht genau natürlich, da der Mond für einen Durchlauf durch den Phasenzyklus 29,53 Tage braucht = synodischer Monat).

Planeten

Die babylonischen Astronomen kannten sieben Himmelskörper, die sich gegen den Fixsternhimmel bewegten, Sonne, Mond, Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn (die heute gebräuchlichen Namen der Planeten kommen von römischen Göttern). Das Vorhandensein von sieben beweglichen Himmelskörpern und sieben Tagen zwischen den einzelnen Mondphasen mag den Ausschlag gegeben haben, daß von den Babyloniern die 7-Tage-Woche mit einem Ruhetag am Ende eingeführt wurde.

Zusammenfassung

Zusammenfassend kann gesagt werden, daß die Einteilung der Woche in sieben Tage, die nach den sieben Planeten benannt wurden (diese hießen wieder nach den Hauptgöttern) aus Babylon stammt und den Griechen und Römern z.T. durch Vermittlung der Juden bekannt wurde. Unsere keltischen und germanischen Vorfahren lernten diese Namen als Lehnübersetzung aus dem Griechischen oder Lateinischen im Zuge der christlichen Missionierung oder auch schon vorher kennen. Genaueres zur Herkunft unserer Wochentagsnamen folgt im zweiten Teil dieses Artikels.

Warum gibt es überhaupt Kalender mit Tagen, Wochen, Monaten?

Astronomisch gesehen ist unser Kalender das Produkt zweier Zahlen: 1 Jahr enthält 365,24219879 Tage = 365 Tage, 5 Stunden, 48 Minuten, 46,0 Sekunden. 1 Monat enthält 29,530589 Tage = 29 Tage, 12 Stunden, 44 Minuten, 2,9 Sekunden. Hinter diesen beiden Zahlen verbirgt sich der Grund für die Vielfalt der Kalender. Eine ganze Wissenschaft, die sogenannte Chronologie, die Wissenschaft der Zeitmessung und der Kalendersysteme, verdankt ihnen ihre Entstehung und Existenz. Nur weil Jahr und Monat keine ganze, sondern im Gegenteil eine gebrochene Anzahl von Tagen enthalten, brauchen wir überhaupt einen Kalender!

Tassilo Halbritter

Die Namen der Wochentage

2. TEIL

Montag

Die überragende Bedeutung des Mondes als Zeitgeber geht schon aus den heutigen Bezeichnungen für Monat und Montag hervor, die beide auf die indogerm. Wurzel *menot (das Sternchen vor einem Wort bedeutet in der Sprachwissenschaft, daß diese Form nicht belegt, sondern nur erschlossen ist) für Mond zurückzuführen sind. Während bei den Griechen und Römern die mythologische Bezeichnung des Mondes zum Namen des Wochentages geworden war – griech. hemera Selenes, lat. Lunae dies (daraus ital. lunedi, frz. lundi) – wurde bei der Christianisierung unserer Vorfahren die ausweichende Lehnübersetzung _Mond-tag_ nach der astronomischen Bezeichnung des Himmelskörpers verwendet. Die Verehrung der vorgermanischen und vorkeltischen Mondgöttin Wilbeth zwang zu einer ’neutralen‘ Bezeichnung dieses Wochentages durch die christlichen Missionare, was das Volk nicht davon abhielt, Maria, die Muttergottes ( = Muttergöttin) mit dem Symbol der Wilbeth, der Mondsichel, auszustatten. Die ‚Muttergottes auf der Mondsichel‘ wäre somit die Entsprechung der alten Mondgöttin Wilbeth.

Dienstag

Diesen Wochentag benannten die Griechen und Römer nach ihrem Kriegsgott Ares bzw. Mars. Aus Martis dies wurde ital. martedi und frz. mardi.Der Name des germ. Kriegsgottes lautet *teiwaz, ahd. Ziu (entspricht sprachgeschichtlich dem griech. Zeus, Dios, lat. Deus). So heißt der Dienstag im Engl. Tuesday, schwed. Tisdag, ahd. Ziostag. Darauf geht die heutige schwäbische Bezeichnung ‚Zischtag‘ zurück. *Teiwaz führte als Beschützer der Gerichtsversammlung, des germ. Things, den Beinamen *Thingsus, daraus entstand niederl. dingsdag, mittelniederdt. dingesdach, das von Luther als Dienstag übernommen wurde. In Bayern und Österreich ist östlich des Lech die Bezeichnung ‚Ertag‘ gebräuchlich, die auf ein gotisches areinsdags und dieses wieder auf das griech. Areos hemera (Tag des Ares = Mars = Ziu) zurückgeht.

Mittwoch

Die Römer nannten diesen Tag Mercurii dies (it. mercoledi, frz. mercredi). Die vorchristliche germanische Bezeichnung war nach Odin/Wotan, dem Hauptgott der Germanen. Dän./schwed. onsdag, engl. Wednesday, ndl. woensdag erinnern an den Namen des germanischen Gottes. Die christliche Mission bemühte sich um die Beseitigung heidnischer Vorstellungen und übersetzte die kirchenlateinische Bezeichnung media hebdomas mit Mittwoch.

Donnerstag

Griech. hemera dios (= Zeus) und lat Jovis (= Genitiv von ‚Jupiter‘) dies ergaben ital. giovedi, frz. jeudi. Die Germanen übersetzten den (auch) Donnerer Jupiter mit ihrem Wettergott Thor/Donar. So entstand dän./schwed. torsdag, engl. Thursday, ndl. dondersdag, ahd. Donarestag. Im bairisch-österr. Raum heißt der Donnerstag auch mundartlich Pfinztag, was auf got. painte dags und griech. pempte hemera (fünfter Tag) zurückgeht. Im Neugriechischen (wie auch im Jüdischen) heißen die Wochentage nicht nach alten Göttern, sondern werden einfach durchnummeriert. Die Erinnerung an die altgriechischen Götter wurde wohl auch von der christlichen Mission bereinigt. Bibelworte wie ‚am fünften Tag‘ müßte man eigentlich mit ‚Donnerstag‘ richtig übersetzen, wobei die Zählung mit Sonntag (= 1) beginnt.

Freitag

Die Germanen setzten die Göttin Frigg/Freia (Gattin des Odin/Wotan) der römischen Venus gleich. So entstand aus griech. Aphrodite hemera, lat. Veneris dies (it. venerdi, frz. vendredi) die ahd. Benennung friatag od. frijetag, engl. Friday, dän./schwed. fredag, ndl. vrydag und schließlich das nhd. Freitag.

Samstag

Dies ist der einzige Wochentag für den es zwei hochsprachliche Bezeichnungen im Deutschen gibt: Samstag gilt im Süden (Pfalz, Elsaß, Würtemberg, Bayern, Österreich) und Sonnabend in Nord- und Mitteldeutschland als die schriftsprachliche Bezeichnung. Interessant ist, daß sich die Grenze stetig nach Norden verschiebt. Dem griech. Kronou hemera und dem lat. Saturni dies entspricht germ. *Satertag, das sich in der westfälischen Mundart bis heute so gehalten hat, weiters engl. Saturday und ndl. zaterdag. Da sprachgeschichtlich weder davon noch vom Sabbat (von hebr. ^sabbat, jidd. Schabbes), griech. sabbaton, vulgärlat. sabbatum, got. sabbato, ital. sabato, altslaw. sobota, serbokroat. subota, mhd. sabbactac, sabbiztac unser Samstag abgeleitet werden kann, erfinden manche Sprachforscher eine griech./got. Wurzel *sambato(n), die angeblich auf der syrischen Aussprache des Doppelbeta als My-Beta beruht. Nur, wie kommt diese Aussprache zu uns und woher stammt das ‚m‘ im Samstag wirklich? Die belegten ahd. Formen sambaztag, samiztag oder sambuztag (im Mhd. zu sambeztac, sambztac, sameztac verschliffen) verhelfen zur Auflösung: S’Ambeths’Tag (wobei das Anfangs-s der Rest eines undifferenzierten Artikels ist), was zur alten Erdgöttin Ambeth (auch Anabeth) führt. Weil S’Ambeths-Tag auch als Sabbat-Tag mißverstanden werden konnte, bewahrte es diesen Festtag der alten Erdmutter vor der sprachlichen Austilgung. Franz. samedi und ung. szombat (Lehnwort) zeigen auch das ‚m‘.

Sonnabend

Diese nord- und mitteldeutsche Bezeichnung geht auf mhd. sunnen-abent und diese auf aengl. sunnan-aefen (Vorabend des Sonntags) zurück, die mit der angelsächsischen Mission (Bonifatius) aufs Festland kam. Sie wurde wohl eingeführt, um den heidnischen ‚Saturnstag‘ zu verdrängen, war aber in England nicht erfolgreich!

SONNTAG

Griech. hemera Heliou, lat. dies solis, ahd. sunnuntag, mhd. suntac, engl. Sunday, ndl. zondag, schwed. söndag weisen alle darauf hin, daß dieser Tag der Sonne geweiht war. Der Ersatz dieses ‚heidnischen‘ Namens war kirchen-lat. dominica dies ‚Tag des Herrn‘, was ital. zu domenica, frz. dimanche, altir. domnach führte. Im Ahd. taucht die Bezeichnung ‚frontag‘ als Lehnübersetzung dazu auf, wobei ‚fron‘ soviel wie ‚Herr‘ bedeutet (in ‚Frau‘, ursprüngl. Bedeutung ‚Herrin‘, noch erhalten). Dieser ‚Tag des Herrn‘ hat sich im Deutschen jedoch nicht durchgesetzt, nur in Fronleichnam finden wir diese Wurzel noch vor.

Abschließend ist zu sagen, daß die (gemessen an der Menschheitsgeschichte) junge christliche Heilslehre sich höchst aktiv bemüht hat, die ‚heidnischen‘ Spuren aus dem europäischen Sprachgebrauch zu tilgen oder wenigstens zu verwischen. Allerdings läßt sich mit ein bißchen Kratzen an der Oberfläche noch viel von den frühzeitlichen Gottesvorstellungen finden.