Kalendergeschichte

Unser Weltalter beträgt nach neuesten Messungen (Planck) 13,82 Milliarden Jahre. Um die Zeit zu strukturieren benötigt man die Chronologie, eine Hilfswissenschaft der historischen Wissenschaft. Wirkliche Sicherheit über historische Daten kann nur die astronomische Chronologie (zB historische Berichte über Beobachtungen von Sonnenfinsternissen) liefern und nicht die historische Chronologie.

Als Zeitmesser bieten sich die Bewegungen von Erde, Mond und Sonne/Sterne an, wobei es für die Zeitmessung völlig irrelevant ist, ob sich die Sonne um die Erde oder die Erde um die Sonne bewegt!

Sonnentag: zB von Höchststand bis Höchststand der Sonne, ist länger als der Sterntag, da sich die Erde auf der Bahn um die Sonne etwas weiterbewegt hat und der Höchststand der Sonne dadurch täglich etwa 4 Minuten später erreicht wird.

Sterntag: entspricht der Rotationsdauer der Erde mit 23 Stunden, 56 Minuten, 4,091 Sekunden, ist damit um rund 1/365 kürzer als ein Sonnentag

Tropisches Jahr (Frühlingspunkt-Durchgang): enthält 365,24220 Sonnentage oder 12,36827 synodische Monate

Synodischer Monat (Vollmond bis Vollmond)): enthält 29,53059 Sonnentage

Mit diesen ungeraden Zahlen lässt sich kein praktikabler Kalender konstruieren. Daher verschoben sich die Jahreszeiten, wenn man mit nur 12 Mondmonaten für das Jahr rechnete. Die alten Ägypter verwendeten 12 Mondmonate zu 30 Tagen und 5 zusätzliche Schalttage, das ergibt immerhin 365 Tage, die genaue Korrektur wurde über den heliakischen Siriusaufgang bestimmt.

Der Grieche Meton erkannte, dass 235 synodische Monate 19 tropischen Jahren entsprechen. So wurde folgender Kalender konstruiert: 12 Jahre mit 12 Monaten (= 144) und 7 Jahre mit 13 Monaten (= 91), das sind zusammen 235 Monate

Epoche: Ära mit definiertem Nullpunkt, wie zB unsere christliche Zeitrechnung (vor und nach Christi Geburt) oder die islamische Zeitrechnung nach der Hedschra oder die altrömische nach der Gründung Roms, aber auch solche nach dem Tod des Buddha, Thronbesteigung von Regenten (Diokletian) etc. Rückdatierte Nullpunkte lassen sich nicht immer genau ermitteln und so vermuten wir heute, dass Christi Geburt vermutlich 7 vor Christi stattfand!

Durch unterschiedliche Zeitrechnungen (Nullpunkte, Schaltregeln) entstand schon im römischen Weltreich eine große Konfusion, denn es galt das Mondjahr mit 355 Tagen zu 12 Monaten, dazu musste man jedes 2. Jahr einen Schaltmonat mit 22 oder 23 Tagen einfügen. Durch diverse Fehler hatte sich bis zum Jahre – 47 ein 67-Tage-Fehler angehäuft. Erst unter Julius Cäsar wurde dann der heute als julianischer Kalender bezeichnete Sonnenkalender eingeführt: 365,25 Tage, dh alle 4 Jahre gab es einen Schalttag. Im Jahre 46 vor ergab die Kalenderumstellung ein Jahr mit 445 Tagen (= 15 Monate), das annus confusionis. Aber auch diese einfache Schalt-Regel wurde anfangs missverstanden, denn man fügte statt nach 3 Jahren schon im dritten Jahr einen Schalttag ein. Daher wurde unter Augustus wiederum korrigiert und zwischen den Jahren –8 und +8 kein Schalttag eingefügt.

Erst im Mittelalter machte sich die Aufrundung auf einen Vierteltag pro Jahr (ein Fehler von rund 11 Minuten) unangenehm bemerkbar, denn das Osterfest verschob sich! So wurde unter Papst Gregor XIII. im Jahre 1582 die letzte, die gregorianische, Kalenderreform durchgeführt: Zukünftig verzichtete man in den durch 100 teilbaren Jahren (also 1700, 1800 usw.) auf den Schalttag, nicht aber in den durch 400 teilbaren, also hatte zB das Jahr 2000 seinen Schalttag. Die Differenz von 9,8 Tagen die sich bereits angehäuft hatte, beseitigte man durch einen Datumssprung, denn auf den 4. Oktober 1582 folgte sofort der 15. Oktober. Papst Gregor verkündete dies in einer Bannbulle und die katholischen Länder folgten ihm. Viele nichtkatholische Länder stellten erst Jahrhunderte später um (Russlands Oktoberrevolution war nach dem gregorianischen Kalender im November!).

Durch diese letzte Schaltregel ergibt sich erst in 3280 Jahren eine Abweichung von einem Tag!