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Kennenlernen des Sternhimmels und der Sternbilder mit Sternkarten und Katalogen
Sternbilder
Wer sich für die Himmelskunde interessiert, sollte sich auch am Himmel auskennen und unter den Sternbildern zurechtfinden. Wir kennen heute 88 Sternbilder, deren Namen aus den unterschiedlichsten Kulturkreisen übernommen wurden; die klassischen Sternbilder des nördlichen Himmels gehen vielfach auf Sagengestalten zurück, während die des Südhimmels erst vor ein paar Jahrhunderten „geformt“ wurden und vielfach im Zusammenhang mit der Seefahrt stehen, die uns diesen Bereich der Erde und des Himmels erst erschlossen hat. Meist haben die Umrisse keine Ähnlichkeit mit den ihnen zugeordneten Gestalten; darüber hinaus sind die einzelnen Sterne eines Sternbildes unterschiedlich weit entfernt, sodaß sie nur zufällig in der gleichen Blickrichtung stehen. Namen und Grenzen der Sternbilder wurden erst 1930 aufgrund internationaler Vereinbarungen allgemeingültig festgelegt; dies geschah durch die Internationale Astronomische Union (IAU), dem Selbstverwaltungsorgan der Astronomen. Dennoch werden auch heute noch mitunter alte Namen verwendet. Zusätzlich zu den lateinischen Namen hat fast jedes Sternbild einen volkstümlichen Namen, auch wenn dieser meist eine bloße Übersetzung der lateinischen Bezeichnung darstellt. In den Tabellen werden die Sternbilder nach den lateinischen Namen aufgeführt, so, wie sie von den Astronomen verwendet werden. Man sollte sich daher gleich von Anfang an diese offiziellen Namen einprägen, auch wenn sie schwieriger zu behalten oder auszusprechen sein mögen; sie findet man eben in allen nützlichen Katalogen und Sternkarten wieder. Es ist übrigens gar nicht notwendig, alle 88 Sternbilder auf einmal kennenzulernen.
Wenn man erst einmal die auffälligen Sternbilder kennt, wird man auch die unscheinbaren rasch auffinden können. Mitunter „verfälscht“ ein heller Planet das Aussehen eines Sternbildes, zumindest auf den ersten Blick. Dies kommt aber nur bei den Ekliptiksternbildern vor, und darüber hinaus fallen Planeten meist aufgrund ihres ruhigen Lichtes auf, das wenig Szintillation zeigt. Über mehrere Nächte hinweg kann man sie auch anhand ihrer Bewegung vor den Fixsternen identifizieren.
Sterne
Die meisten hellen Sterne haben Eigennamen, die vielfach im Mittelalter von den Arabern geprägt wurden. Sie scheinen manchmal etwas verwirrend, da ähnliche Namen bei verschiedenen Sternen auftauchen; darüber hinaus sind sie oft schwer zu erlernen, und ihre Aussprache ist noch schwieriger. Die Astronomen verwenden diese alten Namen allerdings auch nur sehr selten und ziehen statt dessen die Bezeichnung mit griechischen Buchstaben vor, die zu Beginn des 17. Jahrhunderts von dem deutschen Astronomen Johann Bayer eingeführt worden ist. Er belegte den jeweils hellsten Stern eines Sternbildes im allgemeinen mit dem Buchstaben Alpha, den zweiten mit Beta, und so fort. Dieses System hat sich bewährt, obwohl es nur bei den helleren Sternen anzuwenden ist und wir heute um manche Fehlzuordnungen wissen. Daneben gibt es noch andere Bezeichnungsweisen, vor allem für lichtschwache Sterne (Zahlen, Katalogcodes und -nummern, etc.).
Der griechische Buchstabe wird stets in Verbindung mit dem Genitiv des lateinischen Sternbildnamens verwendet; allerdings ersparen sich die Astronomen den kompletten Namen und benutzen fast ausschließlich die Abkürzungen, eine Kombination aus drei Buchstaben. Die Helligkeit der Sterne (und aller anderen Himmelsobjekte) wird in Größenklassen (lat. Magnitudo) angegeben. An dieser Stelle reicht der Hinweis darauf, daß die Größenklassenskala den hellsten Sternen die kleinsten Zahlen zuweist. Dies liegt an der klassischen Auffassung, die Helligkeit der Sterne sei ein Maß für ihre Bedeutung. So bilden die hellsten Sterne die erste Größenklasse, während die schwächsten, eben noch mit bloßem Auge erkennbaren Lichtpunkte der sechsten Größenklasse angehören. Heute hat die Größenklassenskala eine reproduzierbare Unterteilung, und so gibt es auch einige wenige Objekte, deren Helligkeit negative Größenklassen erreicht. Abkürzung: m.
Orientierung am Himmel
Die meisten Einsteigerbücher enthalten zwei Sätze von Sternkarten.
Die erste Gruppe soll dem größeren Überblick dienen und beim Kennenlernen der Sternbilder behilflich sein. Die eingezeichneten Linien verbinden daher die helleren Sterne zu einprägsamen Umrissen (Asterismen). Sie weisen keine Himmelskoordinaten auf.
Die zweite Gruppe enthält auch dieses Koordinatennetz, mit deren Hilfe man die Position eines Objektes genau beschreiben kann. Es sind die Sterne bis zu einer bestimmten Größenklasse enthalten. Da die meisten Beobachtungen am Abend vorgenommen werden, zeigen die Karten jeweils auch den Zeitpunkt an, für den sie gelten; dieser verschiebt sich pro Monat um jeweils etwa 2 Stunden nach Osten. Mit Hilfe einer drehbaren Sternkarte kann man den jeweiligen Himmelsausschnitt für jedes Datum und jede Uhrzeit einstellen; die dazugehörige Deckmaske ist allerdings nur für jeweils eine bestimmte geographische Breite richtig.
Natürlich hängt es in der Regel vom geographischen Standort des Beobachters ab, welches Sternbild er als erstes kennenlernt. Auf der Nordhalbkugel wird dies in den meisten Fällen Ursa Major (Großer Bär) sein, auf der Südhalbkugel vielleicht Crux (Kreuz des Südens). Den Orion und die übrigen äquatornahen Sternbilder können die Beobachter fast überall auf der Erde sehen. Hilfreich für die Orientierung können auch geometrische Formen aus hellen Sternen sein, die verschiedenen Sternbildern angehören. Die Erläuterungen zu den Sternkarten enthalten die lateinischen Namen der Sternbilder, die Standard-Kürzel sowie mitunter die Genitivform. Darüber hinaus enthalten Karten und Legenden die griechischen Buchstaben. Erwähnenswert ist noch, daß Angaben über Himmelsrichtungen sich nicht auf den Horizont des Beobachters beziehen, sondern stets auf die Himmelskugel. „Nord“ zeigt daher stets zum Himmelsnordpol, „Süd“ von ihm weg, auch wenn ein Zirkumpolarsternbild „kopfüber“ zu stehen scheint. Blickt man entlang dem Meridian nach Süden, so ist Westen rechts und Osten links.
Die Sterne, die der Sonne gegenüberstehen, sind die ganze Nacht sichtbar. So kann man die Sterne grob in jahreszeitliche Gruppen einteilen. Man spricht von Frühlings-, Sommer-, Herbst- und Winter-Sternbildern.
Sternkarten
Genaue Sternkarten sind für jeden Astronomen wichtig, vor allem dann, wenn man lichtschwache Objekte aufsuchen möchte. Bei der Anfertigung von Sternkarten müssen bestimmte Auswahlkriterien getroffen werden, vor allem hinsichtlich der Grenzgrößenklasse. Da die Zahl der Sterne mit abnehmender Größenklasse rapide ansteigt und Sternkarten nicht zu überladen und verwirrend sein sollten, wächst auch die Zahl der Kartenteile, die für eine Gesamtdarstellung des Himmels erforderlich sind; darüber hinaus stellt sich zunehmend das Problem der Vollständigkeit.
Sternkarten und Himmelsatlanten zeigen entweder weiße Sterne auf schwarzem Grund oder schwarze Sternpunkte auf weißem Grund. Beide Darstellungsweisen haben ihre Vorteile. Die erste Version, die mitunter auch „Feldausgabe“ genannt wird, ist für den Gebrauch am Fernrohr besonders geeignet, da die kleinen weißen Punkte die Dunkeladaption des Auges kaum beeinträchtigen. Anfänger ziehen diese Form der Sternkarte auch deshalb vor, weil sie dem natürlichen Anblick des Himmels näher kommt. Dennoch zeigen viele Karten schwarze Sterne vor weißem Grund: in sie hinein kann man andere Objekte oder irgendwelche Beobachtungsnotizen eintragen. Sternatlanten gibt es oft in beiden Versionen.
Die Karten enthalten Sterne bis zu einer bestimmten Größenklasse (Auge, Teleskope). Karten für teleskopische Beobachtungen sind wesentlich detailreicher, zeigen dafür aber vielfach nur kleine Himmelsausschnitte.
Neben den griechischen und lateinischen Buchstaben, die von Bayer eingeführt wurden, gibt es noch andere Kennzeichnungen für Sterne und Himmelsobjekte in den Karten: Sternnummern für lichtschwache Sterne, die von Flamsteed eingeführt wurden, Messier-Nummern für Sternhaufen, Gasnebel und Galaxien oder auch ein oder zwei Buchstaben für veränderliche Sterne.
Der Vergleich zwischen Sternkarte und Himmelsanblick kann manchmal ziemlich verwirrend sein. Ferngläser oder Teleskope zeigen mehr Sterne als die Karte, der Bildmaßstab ist verschieden und die Orientierung bleibt oft unklar (oben-unten-links-rechts). Anstelle einer Sternkarte kann man auch die Himmelskoordinaten zum Aufsuchen eines Objektes verwenden.
Himmelskoordinaten
Die einfachste Art, Sternbilder und bestimmte Objekte anhand von Sternkarten zu identifizieren, kann als „Sternspringen“ umschrieben werden: man „hüpft“ entlang bekannter Muster bis zu dem gesuchten Objekt. So erfolgreich man damit auch vorankommen mag – zur wirklichen Identifizierung benötigt man ein genaues System, das von allen Astronomen gleichermaßen genutzt werden kann: die Himmelskoordinaten Rektaszension und Deklination (abgekürzt RA und Dec), die himmlischen Gegenstücke zu geographischer Länge und Breite.
Die Rektaszension wird entlang dem Himmelsäquator in östlicher Richtung gezählt, und zwar in Stunden, Minuten und Sekunden. Ausgangspunkt ist der Frühlingspunkt, an dem die Sonne den Himmelsäquator von Süd nach Nord überquert; er hat am Firmament die gleiche Bedeutung wie auf der Erde der Nullmeridian durch die Sternwarte von Greenwich. Die Deklination wird in Grad, Bogenminuten und Bogensekunden vom Himmelsäquator aus nach Norden (+) und nach Süden (-) gezählt. Himmelskoordinaten liegen daher stets im Bereich zwischen 0h und 24h Rektaszension und +90° und -90° Deklination. Man kann sie entweder den Sternkarten entnehmen oder in Sternkatalogen nachlesen.
Für die meisten Zwecke reicht es, die Koordinaten der Sterne als konstant anzusehen. In Wirklichkeit sorgen jedoch die Anziehungskräfte von Sonne und Mond dafür, daß die Erdachse eine Art Kreiselbewegung vollführt. Durch diese Präzession verändern sich Rektaszension und Deklination ganz langsam, aber stetig, so daß der Frühlingspunkt, der ursprünglich im Sternbild Widder lag (sog. „Widderpunkt“), inzwischen ins Sternbild Fische gedriftet ist. Um ein heilloses Durcheinander zu vermeiden, werden Sternkarten daher stets für ein bestimmtes Datum gezeichnet, zum Beispiel für den Anfang eines Jahrhunderts. Dieses Epoche genannte Bezugsdatum schreibt man dann in Klammern hinter die verwendeten Koordinaten. Der Wechsel zwischen den Epochen 1950 und 2000 fällt bei Beobachtungen mit bloßem Auge kaum auf, so daß man auch ältere Sternkarten und Kataloge benutzen kann. Weil jedoch die Präzession die Position des wahren Himmelspols verändert, muß sie bei der Ausrichtung eines Fernrohres mit Hilfe des Polarsternes berücksichtigt werden.
Der Rektaszensionswert, der für einen bestimmten Beobachter gerade im Meridian steht, ist identisch mit der lokalen Sternzeit. Bei der Benutzung von Teilkreisen werden Himmelsobjekte meist anhand ihres Stundenwinkels t eingestellt, der Differenz zwischen Rektaszension und Sternzeit. Dabei wird der Stundenwinkel eigentlich vom Meridian aus in westlicher Richtung gezählt (in gleichen Einheiten wie die Rektaszension), weil er mit fortschreitender Uhrzeit anwächst; vielfach findet man aber auch Stundenwinkel-Angaben „östlich“ oder „westlich“ des Meridians.
Die Sternbilder um den Himmelsnordpol
Großer Bär – Großer Wagen
Polarstern
Cassiopeia (Himmels-W)
Deneb – Vega
Auriga mit Capella
Drache
Cepheus
Perseus
Äquatornahe Sternbilder
Jänner, Februar, März Orion Sirius mit Großer Hund Aldebaran mit Stier Capella mit Fuhrmann Zwillinge mit Castor und Pollux Procyon mit Kleiner Hund Puppis
März, April, Mai Regulus mit Löwe Arcturus mit Bärenhüter Krebs Hydra
Mai, Juni, Juli Arcturus mit Bärenhüter Spica mit Jungfrau Waage Antares mit Skorpion
Juli, August, September Sommerdreieck (Vega, Deneb, Atair) Leier Schwan Adler Skorpion Schütze Herkules Schlangenträger
September, Oktober, November Pegasus Andromeda Fische Steinbock Wassermann Fomalhaut mit Südlicher Fisch
November, Dezember, Jänner Andromeda Perseus Widder Walfisch Eridanus
Minimalkenntnisse an Sternbildern
Ganzes Jahr: Großer Wagen Frühjahr: Arcturus Sommer: Sommerdreieck Herbst: Pegasus Winter: Orion, ev. Wintersechseck
Sternkarten – Beispiele Sternkataloge – Beispiele
Die Sternzeit Unser tägliches Leben richtet sich nach der Sonnenzeit.
Die Arbeit der Astronomen richtet sich nach der Sternzeit. Die Sternzeit erfüllt im Prinzip den gleichen Zweck wie die Sonnenzeit, denn aus dem Stand der Sternzeituhr kann man sofort auf den Stand der Gestirne schließen. 0=24 Uhr: Herbststernbilder; 6 Uhr: Wintersternbilder; 12 Uhr: Frühlingssternbilder; 18 Uhr: Sommersternbilder. Mit anderen Worten gibt die Sternzeit an, welcher Bereich des Himmels gerade im Süden steht – und weil die Rektaszension vom Frühlingspunkt aus gezählt wird, entspricht die aktuelle Sternzeit immer gerade der Zeit, die seit dem letzten Meridiandurchgang des Frühlingspunktes verstrichen ist – ausgedrückt natürlich in Sternzeit-Stunden und -Minuten und -Sekunden. Da es sich hierbei um eine lokale Angabe handelt, muß man die in Tabellen aufgelistete Sternzeit immer auf den eigenen Beobachtungsort umrechnen.