Totale Sonnenfinsternis

Totale Sonnenfinsternis

Eine totale Sonnenfinsternis ist ein absolut außergewöhnliches Naturereignis, Millionen Europäer (auch wir in Österreich) hatten am 11. Aug. 99 dieses seltene Naturschauspiel miterlebt. Für einen kurzen Zeitraum während der Totalität wurde der Tag zur Nacht. Während einer Totalität ist die Umgebung in ein unbeschreibliches Dämmerlicht getaucht – die Luft kühlt merklich ab, die Tiere zeigen ein ungewöhnliches Verhalten und Sterne werden sichtbar. Zum letzten Mal war ein derartiges Naturschauspiel im Jahre 1842 in Österreich zu beobachten, das nächste ist erst wieder im Jahre 2081 zu erwarten. Das Erleben einer totalen Sonnenfinsternis ist viel mehr als nur das Beobachten einer besonderen Gestirnstellung. Wenn der Mond für wenige Minuten die Sonne bedeckt und über dem abgedeckten Sonnenrand ein feiner rötlich leuchtender Saum – die Chromosphäre – und anschließend der silbrig glänzende Strahlenkranz – die Korona hervortritt, werden auch wir in den Bann dieses faszinierenden Himmelschauspiels „dem Zauber der schwarzen Sonne“ gezogen.

Wie kommt es zu einer Sonnenfinsternis: Sonnenfinsternisse sind eigentlich keine seltenen Ereignisse, doch sie treten an einem bestimmten Ort nur ca alle hundert Jahre auf. Es kommt nur dann zu einer totalen Sonnenfinsternis, wenn der Mond von der Erde aus gesehen, genau vor der Sonne vorbeizieht und diese vollkommen abdeckt. Diese Abdeckung kann je nach Situation bis zu sieben Minuten dauern.

Richtiges Beobachten einer Sonnenfinsternis: Das richtige Beobachten einer Sonnenfinsternis ist wichtig für ein optimales Seherlebnis. ACHTUNG: Niemals ungeschützt direkt in die grelle Sonne schauen! Netzhautschäden und sogar Erblindungen können die Folge sein. Eine dunkle Brille ist nicht ausreichend. Berusste Glasscheiben sind gefährlich und sollen auf keinen Fall verwendet werden. Am Besten ist es, dieses Naturereignis in Ruhe mit Feldstecher (nur mit Schutzfolie) oder mit einer Finsternisbrille* zu genießen. Wesentlich ist ebenfalls dabei die Umgebung zu betrachten. Ca 1,5 Stunden vor der Totalität beginnt sich bereits langsam die Natur zu verändern. Blüten ziehen sich zusammen, Tiere werden unruhig. Einige beginnen sich schlafen zu legen, Nachtaktive verlassen ihre Schlafplätze.

Ablauf einer totalen Sonnenfinsternis

Erster „Kontakt“ – Beginn der Finsternis: Der „schwarze“ Mond berührt zum ersten Mal die Sonnenscheibe. Die Sonne befindet sich zu diesem Zeitpunkt im Südosten in etwa 50° Höhe. Nach gut einer Stunde ist die Sonne bereits als schöne Sichel zu bewundern. Es wird langsam dunkler und merklich kühler(Temperaturabfall bis 5° ), Wind frischt auf. Kurz vor der Totalität nimmt die Tageshelligkeit jäh ab.

Zweiter „Kontakt“ – Beginn der Totalität: Während der Himmel sich wie vor einem mächtigen Gewitter verdunkelt, können auf hellen Flächen tanzende Schattenstreifen sogenannte „fliegende Schatten“ erkannt werden. Der letzte dünne Bogen Sonnenlichts verlöscht und nur mehr einzelne Sonnenstrahlen können zur Erde gelangen. Aufgrund des Mondrandprofils wirken diese Sonnenstrahlen gleichsam aufgefädelt, man spricht vom „Perlschnur-Phänomen“. Bleibt nur mehr ein Sonnenstrahl übrig, wird bereits die dunkle Kontur des Mondes vor der Sonnenkorona sichtbar und es entsteht der „Diamantring-Effekt“. Dieser Effekt markiert den Beginn der Totalität. Der Mond bedeckt die Sonne vollkommen. Jetzt darf die Sonne ohne Schutzfolie und Schutzbrille betrachtet werden.

TOTALITÄT: Dieser Moment ist wohl einer der Unbeschreiblichsten und Ungewöhnlichsten. Es ist dunkel (wie in einer hellen Vollmondnacht) und wo zuvor die Sonne stand, prangt nun der schwarze Umriß des Mondes. Nur gegen den Horizont hin bleibt ein dämmriges Leuchten in roten und gelben Farbtönen als Streulicht unserer Erdatmosphäre. Um den Mond strahlt das helle Licht der Sonnenko-rona, der äußeren, Millionen Grad heißen Atmosphäre der Sonne. Ein Blick durchs Fernglas bietet ei-nen großartigen Anblick den man sein Leben lang nicht vergißt. Doch nur bei einer totalen Sonnenfinsternis ist diese Korona sichtbar. Die Form der Sonnenkorona hängt von der momentanen Sonnenaktivität ab. Bei starker Aktivität können sich die Ausläufer der Korona über ein Vielfaches des Sonnendurchmessers erstrecken. Die deutlich erkennbaren Strahlenbündel folgen dem Magnetfeld der Sonne. Ebenso sind am Sonnenrand oft sogenannte Protuberanzen, rötliche wolkenartige Ausbrüche, die sich durchschnittlich 100 000 km über den Sonnenrand erheben können, zu sehen.

Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, auch rund um die verfinsterte Sonne den Himmel zu betrachten. Planeten und einzelne helle Sterne sind zu sehen. Nach einigen Minuten ist dieses unvergleichliche Schauspiel vorbei.

Dritter „Kontakt“ – Ende der Totalität: Ebenso unvermittelt, wie der Kernschatten des Mondes den Beobachter erfaßt hat, gibt er ihn auch wieder frei, Ein erster Sonnenstrahl durchbricht den Rand der Mondscheibe, eine schmale Sonnensichel wird sichtbar und es wird plötzlich heller. Effekte wie das „Perlschnur-Phänomen“ oder „Fliegende Schatten“ treten nun in umgekehrter Reihenfolge wie beim 2. Kontakt auf. Das Tageslicht kehrt zunehmend zurück.

Vierter „Kontakt“ – Ende der Finsternis: Mit dem Beginn des 3. Kontaktes sollte man wieder die Sonnenfolien zum Schutz der Augen verwenden. Nun beginnt der 2. Teil der partiellen Phase. Nach und nach wird aus der Sonnensichel wieder eine Scheibe. Mit dem 4. Kontakt verläßt der Mond den Sonnenrand und die Finsternis ist vorbei.

Auszug aus ADALBERT STIFTERS Schilderungen als er am 8. Juli 1842 in Wien die totale Sonnenfinsternis erlebte.

Nie in meinem ganzen Leben war ich von Schauer und Erhabenheit so erschüttert, wie in diesen zwei Minuten – es war nicht anders, als hätte Gott auf einmal ein deutliches Wort gesprochen und die Menschen horchten.