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2016Die erstaunlichste Tatsache der Welt Wir sind alle nur Sternenstaub
– das zeigt auch eine einfache Gleichung. Doch traurig müssen wir darüber nicht sein. von Florian Freistetter
Manche Formeln in der Wissenschaft sind so enorm kompliziert, dass man keine Chance hat, sie ohne langes Studium zu verstehen. Manche dagegen sind simpel – zumindest auf den ersten Blick und bis man sich klarmacht, was sie eigentlich genau ausdrücken. Und schließlich lassen sich auch in den einfachsten Gleichungen erstaunliche Tatsachen finden. Wie zum
Beispiel in der Formel: X + Y + Z = 1
Einfacher kann eine mathematische Gleichung kaum ausfallen. Aber natürlich macht die Formel erst dann Sinn, wenn man weiß, was die Symbole bedeuten. In diesem Fall geht es um die Zusammensetzung von Sternen. Für meine Arbeit als Himmelsmechaniker hat sie nie eine Rolle gespielt. Sterne – so wie alle anderen Himmelskörper auch – haben für diesen Fachbereich nur eine einzige relevante Eigenschaft: ihre Masse. Wenn man nur an der Bewegung von Sternen und Planeten interessiert ist, spielt es keine Rolle, woraus ein Himmelskörper besteht, wenn man von seltenen Spezialfälle absieht. Und lange Zeit hatten Astronomen auch überhaupt keine Ahnung, wie Sterne zusammengesetzt sind. „Niemals“ würde man die chemische Zusammensetzung von Sternen bestimmen können, meinte der französische Philosoph Auguste Comte noch im Jahr 1835. Nun, er hat sich geirrt. Heute wissen wir darüber sehr gut Bescheid, und die oben angeführte Formel beschreibt genau diese Zusammensetzung. „X“, „Y“ und „Z“ stehen für den prozentualen Anteil der verschiedenen chemischen Elemente. „X“ gibt an, wie viel Wasserstoff ein Stern enthält, „Y“ die Menge an Helium, und „Z“ beschreibt den ganzen Rest.
http://www.spektrum.de/kolumne/die-erstaunlichste-tatsache-der-welt/1414287