Der Fuhrmann

aurigaDiese schöne vieleckige Sternfigur ist vor allem durch den hellen gelbweißen Hauptstern Capella leicht zu finden. Capella ( Aurigae) ist etwa 45 Lichtjahre von uns entfernt und ein spektroskopischer Doppelstern. Als Spektraltyp G5 hat er eine Oberflächentemperatur von 5600K. Der Durchmesser von Capella übertrifft den unserer Sonne um das 13fache und die Leuchtkraft um das 90fache. Es wird vermutet, dass Capella auch eine Röntgenquelle besitzt. Der Stern Epsilon Aurigae ist ein außerordentlicher Veränderlicher. Wenn ihn sein Partner alle 27 Jahre verdeckt, so fällt die Helligkeit dabei um 2/3 einer Größenklasse ab. Dieser Helligkeitsabfall dauert ungefähr ein Jahr.

Einige offene Sternhaufen wie M 36, M 37 und M 38 können in diesem Sternbild bereits mit kleinem Fernrohr beobachtet werden. M 37 ist ein außergewöhnlicher offener Sternhaufen, welcher bereits als Nebelfleck im Fernglas zu erkennen ist. Im Teleskop bietet der 4600 Lichtjahre entfernte Haufen ein prächtiges Bild und gehört damit zu einem der schönsten Vertreter seines Typs am nördlichen Himmel. G. Gegenbauer

Mythologie des Sternbildes Fuhrmann

auriga_kunstÜber diese Sternbild gibt es eine ganze Reihe von Sagen. Eine der ältesten Bezeichnungen für den Fuhrmann lautet Heniochos, der Zügelhalter. In dieser Geschichte wollte die Stadtgöttin Athene für den Kampf um Troja Waffen beschaffen. Sie wandte sich an den Schmied Hephaistos. Dieser wollte sie aus Liebe umsonst beliefern. Athene missverstand ihn und willigte ein. Als sie dann aber von ihm stürmisch umarmt wurde, entwand sie sich und sein Samen tropfte auf die Erde. Gaia, die Mutter Erde, wurde so schwanger. Nach der Geburt übernahm ihn Athene als Pflegemutter und nannte ihn Erichthonios. Von der Geburt der Erde hatte er Schlangenfüße.

Unter Athenes Erziehung wuchs er heran und wurde ein kräftiger Athlet. Er baute den ersten antiken Streitwagen, in dessen Standmuschel er seine Füße verbergen konnte. Erichthonios bestritt erfolgreich etliche Wettkämpfe. Aus Bewunderung für diese Erfindung setzte Zeus ihn als Wagenlenker in die Sterne.

Eine andere Interpretation besagt, dass der Fuhrmann den unglücklichen Myrtilos darstellt. Myrtilos war der Wagenlenker des Königs Oinomaos. Dieser Pferdeliebhaber konnte den Gedanken nicht ertragen, dass seine Tochter Hippodameia (Pferdezähmerin) sich verheiraten wollte. Deshalb musste jeder Freier in einem Wagenrennen gegen ihn antreten. Doch die Pferde des Königs waren schneller als der Wind und somit unschlagbar. Viele Bewerber starben grausam, denn wenn Oinomaos sie eingeholt hatte, durchbohrte er sie rücklings mit seiner Lanze.

Als Pelops, Sohn des Hermes, an der Reihe war, beschlossen die Götter einzugreifen. Poseidon, der Gott der Pferde und des Meeres, gab Pelops einen goldenen Wagen, der von geflügelten, goldenen Rössern gezogen wurde. Hippodameia, die sich in Pelops verliebt hatte überredete Myrtilos, den Fuhrmann, den Achsennagel am Wagen ihres Vaters durch einen wächsernen Stift zu ersetzen. Pelops versprach ihm dafür die Hälfte des Königreichs und die Hochzeitsnacht mit Hippodameia. Kurz nach dem Start schmolz das Wachs, das Rad fiel ab, der Wagen stürzte um, der König verwickelte sich in die Zügel und wurde von den wilden Pferden zu Tode geschleift. Als Myrtilos seine Belohnung einfordern wollte, schlug Pelops ihn nieder und stürzte ihn dann von einem hohen Felsen ins Meer. Dafür setzte Hermes Myrtilos, als Fuhrmann unter die Sterne.

Einer anderen Version nach handelt es sich um Phaeton, den unglücklichen Sohn des Sonnengottes Helios, der mit dem Sonnenwagen abstürzte. Die feurige Spur des schleudernden Sonnenwagens ist als Milchstraße unter den Sternen noch zu sehen.

Eine frühere Sage aus Kreta rankt sich um die Ziegennymphe Amalttheia. Der alte Kronos war misstrauisch, denn ein Orakel prophezeite Ihm, dass einer seiner Söhne ihn entmachten würde. Daher verschlang er sie gleich nach der Geburt. Seine Frau Rhea konnte dies nicht länger mit ansehen und so gab sie ihm gleich nach der nächsten Geburt einen in Windeln gewickelten Stein. Kronos verschlang diesen. Den Säugling aber, sie nannte ihn Zeus, versteckte Rhea in einer Höhle im Idagebirge. Die Ziege Amaltheia ernährte ihn dort und jedesmal wenn der Kleine schrie, lärmten die Tempeldiener. So merkte Kronos nichts und Zeus wuchs heran. Als Jüngling stürzte er seinen Vater vom Himmelsthron und herrschte von da an selber auf dem Olymp. Zeus setzte aus Dankbarkeit die Ziegennymphe Amalttheia an den Himmel.

Auf einer türkischen Sternenkarte ist an dieser Stelle ein Maultier abgebildet. Dies dürfte auch die ursprüngliche arabische Deutung dieser Sternenkonstellation gewesen sein. Die Christen sahen im Fuhrmann den heiligen Jeremias, später den heiligen Jakobus. Monika Geier