Der Große Bär

ursamajorDas Bild des Großen Wagen ist den meisten vertraut, weil man mit seiner Hilfe den Polarstern findet. Die sieben hellen Sterne des großen Wagens kann man leicht als Wagen mit gebogener Deichsel erkennen. Mizar, der mittlere Deichselstern und der schwach leuchtende Stern Alcor sind ein berühmtes Doppelsternpaar. Sie werden auch Augenprüfer genannt, denn nur mit guten Augen sind beide zu sehen. Allerdings bilden sie nicht ein physisches Doppelsternsystem, sondern sie liegen nur zufällig in derselben Blickrichtung zu uns. Mizar jedoch ist doppelt, welches im Fernrohr leichten zu trennen ist. Mizar A und Mizar B drehen sich ungemein langsam in etwa 20 000 Lj umeinander.

Einen atemberaubenden Anblick bietet die Spiralgalaxie M 81, die unserer Milchstraße in ihrer Form stark ähnelt. Sie kann bereits mit einem Fernglas gesehen werden. Bei guten Sichtbedingungen bietet diese Galaxie einen geradezu dramatischen Anblick, denn ihre ovale Form wird mit steigender Vergrößerung immer deutlicher. Gleich daneben befindet sich die zigarrenförmige irreguläre Galaxie M 82. Die 16 Mio Lj entfernte Galaxie M 101 kann man bei klarem Himmel bereits mit einem kleinen Teleskop erkennen.

Der bekannte Eulen Nebel M 97, ein planetarischer Nebel, zeigt im Teleskop die Form einer Eule. Nachdem er nur sehr schwach leuchtet, kann der Eulen Nebel nur mit größeren Teleskopen gefunden werden. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg beim Aufsuchen. G.Gegenbauer

Mythologie vom großen Wagen-Bären

Der Große Bär gehört zu den ältesten und bekanntesten Sternbildern. Sehr viele Völker sahen hier einen Bären. Seine sieben hellsten Sterne stellen wohl das bekannteste Sternbild dar, das auch fast jeder Nicht-Hobby-Astronom kennt, den Großen Wagen.

ursamajor_kunstDer klassischen Sage nach, handelt es sich hier um die, in eine Bärin verwandelte Geliebte Zeus. Kallisto war eine wunderschöne Nymphe. Sie zählte zu den Jungfrauen im Gefolge der Jagdgöttin Artermis. Zeus, der Gefallen an ihr gefunden hatte, verwandelte sich in Artermis, lauerte ihr beim Baden auf und verführte sie. Nachdem Artermis Kallistos Schwangerschaft entdeckt hatte, verstieß sie sie. Alleine im Wald gebar Kallisto ihren Sohn Arkas. Als Hera den Seitensprung von Zeus entdeckte, verwandelte sie Kallisto in eine zottige Bärin und nahm ihren Sohn zu sich. So musste die arme Kallisto ohne menschliche Stimme im einsamen Bergwald überleben. Arkas, ihr Junge wuchs zu einem tüchtigen Jäger heran. Eines Tages, als er wieder auf der Jagd war, traf er auf die Bärin. Diese konnte sich ihm nicht zu erkennen geben und so brummte sie ihm nur freundlich zu. Arkas erkannte seine Mutter aber nicht und wollte sie mit einem Speer töten. Doch da griff Zeus ins Geschehen ein und verhinderte das Unglück, indem er beide an den Himmel setzte. Die Mutter als Großen Bären und den Sohn als Bärenhüter Bootes. Einer andere Version erzählt, dass Zeus Kallisto selbst in eine Bärin verwandelte, um sie vor seiner eifersüchtigen Gattin zu verbergen. Er wollte sie an den Himmel setzen, wo sie ihm das ganz Jahr zur Verfügung steht, denn als zirkumpolares Sternbild geht sie nie unter. So packte Zeus Kallisto sehr unsanft am kurzen Schwanz und schleuderte sie hinauf. Dadurch wurde der Stummelschwanz in die Länge gezogen und das ist auch die Erklärung dafür, warum der Schwanz zoologisch gesehen um so vieles zu lang ist. Ihr kleiner Sohn Arkas, der verzweifelt nach seiner Mutter sucht, wir hier als Kleiner Bär auch an den Himmel versetzt.

Bei den alten Römern wurden die sieben Wagensterne als sieben Dreschochsen gesehen, die um den Himmelspol laufen. Bootes treibt mit erhobenen Armen die sieben Ochsen an, den Dreschschlitten im Kreis über die ausgebreiteten Korngarben zu ziehen. Auch die Griechen sahen hier sieben Ochsen vor dem Pflug, der wiederum von Bootes geleitete wird.

Der Hinduastronomen sahen in den Wagensternen tanzende Mädchen, im alten China waren sie die sieben weisen Männer. Einer anderen chinesischen Version nach bilden die Wagensterne den Palast des Herrns der Höhe oder den Himmelspalast der Unsterblichen. Die Bezeichnung Wagen kommt schon bei den Babyloniern vor, auch Homer gebraucht sie neben der Bärin. Im nordischen Sagenkreis gilt er als Wotanswagen. Der Totenkult der Ägypter sah hier das Bein mit dem Oberschenkel eines Stieres, wie eine Inschrift des Ramses-Tempels in Theben sowie im ägyptischen Totenbuch beweist. In späterer Zeit werden diese Sterne zum Fährschiff des Gottes Osiris.

Der altmexikanische Name Hunrakan bedeutet einbeiniger Riese. Diesen Eindruck gewinnt man, wenn der Wagen im Nordosten hochsteigt. Und aus dem Norden kommen die kalten Stürme – davon abgeleitet verwenden wir heute noch „Hurrikan“ und „Orkan“ für Stürme. Eine andere arabische Bezeichnung bedeutet die Töchter an der Totenbahre. In den vier Kastensternen sahen die Araber einen Sarg, dem drei Klageweiber, drei Schwestern, weinend folgen. Die Amerikaner sehen hier einen großen Schöpflöffel. Die Indianer allerdings erkennen in den vier Kastensternen einen Bären, dem drei Jäger folgen. Der zweite Jäger hat dabei einen Kochtopf bei sich, der durch den schwachen Alkor dargestellt wird. Bei uns wird Alkor als Augenprüfer verwendet und Reiterlein genannt, weil er am Bärenschwanz bzw. auf der Wagendeichsel reitet. Monika Geier