Der Schlangenträger

ophiuchusDas Sternbild des Schlangenträgers nimmt mit seiner Schlange (lat. Serpens) einen weiten Bereich des nächtlichen Himmels ein. Es liegt zwischen Herkules im Norden und dem Skorpion im Süden.Der Hauptstern heißt Ras Alhague. Diese Bezeichnung kommt aus dem arabischen und bedeutet „Kopf des Schlangenträgers“. Ras Alhague, 60 LJ von uns entfernt, leuchtet gelblichweiß. Seine Leuchtkraft ist 40mal stärker als die unserer Sonne.

Im Schlangenträger sind viele Kugelsternhaufen wie M9, 10, 12, 19 und M 62 mit unterschiedlichen Sterndichten zu finden. Manche sind „vollgepackt“ mit Sternen andere wiederum haben nur wenige. Alle Kugelsternhaufen sind schon mit einem Fernglas zu erkennen. Eine Besonderheit gibt es noch in diesem Sternbild.

Am 9. Okt 1604 ereignete sich im Ophiuchus die jüngste Superexplosion eines Sternes in unserer Milchstraße. Für einige Wochen überstrahlte dieser Stern namens Kepler sogar den hellen Jupiter. Auf Grund der von Kepler und koreanischen Astronomen gemessenen Lichtkurve weiß man heute, dass die Supernova ein explodierender weißer Zwerg war, der etwa 40000 LJ entfernt im Halo unserer Milchstraßensystems lag. G.Gegenbauer

Mythologie des Schlangenträgers

ophiuchus_kunstVon den Ägyptern wurde der Schlangenträger mit Äskulap, dem Gott der Heilkunst identifiziert, wobei die Schlange für Klugheit, Weisheit und Erneuerung stand. Ihr wurde die Fähigkeit zugesprochen, Heilkräuter zu entdecken. Jeder von uns hat sie schon als Schlange, die um einen Stab gewickelt ist, gesehen. Seit langem ist das unser Symbol für die Heilkunst. Die Geschichte, die dahinter steht, ist folgende: Der Gott Apoll verliebte sich in die wunderschöne Koronis und vermählte sich mit ihr. Als er eines Tages zurück in den Olymp musste, trug er einem weißen Raben auf, auf seine geliebte Frau aufzupassen. Doch ein schöner sterblicher Jüngling, namens Ischys kam des Weges und Koronis konnte ihm nicht widerstehen und gab sich ihm hin, obwohl sie von Apoll ein Kind unter ihrem Herzen trug. Der weiße Rabe flog sogleich zu seinem Herrn und erzählte ihm, was sich zugetragen hatte. Aus Wut, dass der Rabe dem Nebenbuhler nicht gleich die Augen ausgehackt hatte, färbte er sein Gefieder pechschwarz. Seit dieser Begebenheit sind alle Raben schwarz und gelten als Unglücksraben. Apoll aber eilte voller Zorn zu seiner Geliebten zurück und durchbohrte ihr Herz mit einem seiner Pfeile.

Nach einer anderen Version schickte er seine Schwester Artermis, die Jägerin, um Koronis zu töten. Als sie nun im Sterben lag, reute ihn sein Entschluss, aber er konnte sie nicht mehr retten. Nur das Kind konnte er vom Tod bewahren, indem er es aus ihrem Leib schnitt. Er nannte seinen Sohn Äskulap und gab ihn in die Obhut des Centauren Chiron, der ihn die Kunst des Heilens lehrte. Von einer Schlange erlernte er das Wissen über die verschiedenen Kräuter. Mit der Zeit verfeinerte er seine Heilkunst immer mehr, bis er Herr über Leben und Tod wurde. Er hatte die Fähigkeit erlangt, Tote wieder zum Leben zu erwecken. Ein Orakel prophezeite ihm jedoch, dass er, wenn er dies einmal wagen sollte, von den Blitzen des Zeus getroffen würde. So bewahrte er diese Fähigkeit als sein Geheimnis und hütete sich davor, sie anzuwenden. Doch dann passierte folgenden. Hippolytos, war der Enkel des Meeresgottes Poseidon. Seine Stiefmutter Phädra versuchte ihn zu verführen und das Lager seines Vaters zu schänden. Doch Hippolytos wies sie ab und so verleumdete Phädra ihn bei seinem Vater, der ihn daraufhin verfluchte und verstieß. Hippolytos starb kurz darauf bei einem Unfall seines Wagens, als die Pferde vom Meeresungeheuer erschreckt durchgingen. Äskulap war zufällig zur Stelle und bedauerte sehr den ungerechten Tod des Hyppolytos. Er erweckte ihn wieder zum Leben. Als Zeus davon erfuhr, schleuderte er einen seiner Blitze auf Äskulap und tötete ihn. Doch um ihn wegen seiner Heilkunstzu ehren, wurde er in den Olymp aufgenommen und zum Gott der Heilkunst ernannt. Er ist heute immer noch am Himmel mit der Schlange zu sehen. In vielen Darstellungen windet sich die Schlange um seinen Gehstock und ist heute das Symbol der medizinischen Berufe.

Einer anderen Sage nach war Äskulap auch der Schiffsarzt der Argo Navis, der Jason und die Argonauten bei der Suche nach dem goldenen Vlies begleitete. Andere sahen hier Laokoon, jenem Poseidonpriester zu Troja, der die Trojaner gewarnt hatte, dem berühmten trojanischen Pferd nicht zu trauen. Doch als er diese Warnung ausgesprochen hatte, kamen von der Insel Tenedos riesige Seeschlangen und töteten ihn und seine Söhne. Die antiken Mesopotanier erkannten in diesem Sternbild den Sonnengott Marduk mit dem Drachen Tiamet, dem Vorgänger der Schlange. Der christliche Sternenhimmel sieht hier den heiligen Benedikt, den Gründer des Benediktinerordens. Monika Geier