Der Löwe

leoAnders als die meisten Tierkreis-Sternbilder läßt sich der Löwe tatsächlich mit den Konturen eines am Boden liegenden Löwen nachzeichnen. Jedes Jahr Mitte November geht vom Kopf des Löwen der Leoniden-Meteorschauer aus. Gewöhnlich sind etwa 10 Meteore pro Stunde zu sehen. Doch alle 33 Jahre kann die Aktivität steil ansteigen, wenn der Komet Tempel-Tuttle, der Ursprung der Leoniden, wieder zur Sonne zurückkehrt.

Regulus der Hauptstern vom Löwen ist 73 Lj von uns entfernt. Seine Oberflächentemperatur beträgt 13 400 K. Sein Spektraltyp ist B8, daher erscheint er uns fast rein weiß. In einer Distanz von 176“ kann im Fernrohr ein Begleiter beobachtet werden. Auch der zweithellste Stern Denebola ist ein leicht zu trennender Doppelstern. Ebenso Gamma Leonis, ein orangeroter Stern, ist ein schönes Doppelpaar. Die Sterne R Leonis und R Leonis Minoris, zwei Mira Veränderliche, sind in diesem Sternbild zu finden. Die bekannten Galaxien M65 in 34 Mill Lj und M 66 in 27 Mill Lj Entfernung können bereits mit einem Fernglas beobachtet werden. Weitere interessante Galaxien sind M 95, M 96 und M 105. G. Gegenbauer

Mythologie des Löwen

leo_kunstViele Völker glaubten in diesen Sternen einen Löwen zu erkennen. Bei den Persern wurde er Ser, bei den Türken Artan, bei den Syrern Aryo, bei den Juden Arye und bei den Babyloniern Aru genannt, was alles Löwe bedeutet. Seit den Anfängen der mesopotamischen Kultur wurde der Löwe mit der Sonne in Verbindung gebracht. Im alten Ägypten fand die Sommersonnenwende im Löwen statt. Auch der heliakische Aufgang (erstes Erscheinen in der Morgendämmerung) von Sirius und die Nilschwemme traten ein, als die Sonne in diesem Sternbild stand. Dies erklärt, warum wir heute an griechischen und römischen Quellen oder Brunnen Löwenköpfe antreffen. Auch die ägyptischen Kanalschleusen wurden damit verziert.

Noch dazu, kamen zu dieser Zeit die Raubkatzen bei großer Hitze aus der Wüste um im überschwemmten Niltal zu fressen. Nach dem ägyptischen König Necepsos ist der Ursprung der Sonne im Löwen. Er gilt auch als Symbol für Feuer und Hitze.

Eine der bekanntesten Deutungen, ist der Nemeische Löwe.

In der Gegend von Nemea auf dem Pelopones machte ein starker Löwe die Weiden unsicher. Dieses Nemeische Monster trug ein Fell aus Metall und Stein und war daher unverwundbar. Er hauste in einer Höhle mit mehreren Ausgängen. Herakles erste von den zwölf Heldentaten war es, dieses göttliche Untier zu töten. Da aber seine giftigen Pfeile am Fell ohne Wirkung abprallten, verstopfte er alle Höhlenausgänge, außer einen, mit riesigen Felsbrocken und trieb den Löwen in die Höhle zurück. Dann rang Herakles mit dem Tier bis er es schließlich erwürgen konnte. Das Fell, das er mit Hilfe einer Pranke abzog, diente ihm von nun an als undurchdringlicher Panzer und der Löwenkopf als Helm. Als Herakles zum König wollte, erschrak dieser so sehr, dass er von nun an seine Trophäen vor der Stadtmauer zeigen musste. Der Löwe aber wurde von der Göttern an den Himmel gesetzt.

In den Metamorphosen erzählte der römische Dichter Ovid eine traurige Geschichte über ein Liebespaar und einen Löwen. Die verliebten Pyramus und Thisbe konnten sich nur heimlich durch einen Spalt in der Mauer unterhalten, da ihre beiden Eltern ihre Lieben ablehnten. Eines Abends vereinbarten sie ein Treffen außerhalb der Stadt bei einem Maulbeerbaum mit weißen Früchten. Als Thisbe dort ankam wurde sie von einem Löwen mit blutigen Pranken angegriffen, bei ihrer Flucht verlor sie ihren Schal, den der Löwe wütend zerriss. Als dann Pyramus bei dem Maulbeerbaum ankam, sah er nur ihren blutigen Schal und nahm an, dass Thisbe von der Bestie getötet worden sei. Voller Verzweiflung tötete er sich mit seinem Schwert. Als Thisbe nach einiger Zeit zurückkam und ihren Geliebten tot auf der Erde liegen sah, brach sie weinend über ihm zusammen und stieß sich dann selbst das Schwert in die Brust. Das Blut der beiden Liebenden färbte die weißen Maulbeerfrüchte, und seit dieser Zeit ist die Farbe der Früchte nicht weiß, sondern rot.

Als Warnung an alle Eltern, ihre Kinder nicht ins Unglück zu stürzen, setzte Zeus Thisbes Schal als Coma Berenices an den Himmel, wo es neben dem Löwen zu finden ist. Für die Christen im Mittelalter stellte der Löwe einen von Daniels Löwen dar. Die apostolische Schule sah in diesen Sternen den ungläubigen Thomas.

Im chinesischen Tierkreis steht an dieser Stelle ein Pferd, in älterer Zeit ein roter Vogel. Nach einer anderen Version sind diese Sterne der Himmelsstreitwagen des kaiserlichen Chinas. Im westlichen Teil wird auch oft eine Sichel, eine Fahne oder ein Krummschwert gesehen. Monika Geier