Der Herkules
Für uns Beobachter ist Herkules mit seinen vier Ecksternen Epsilon, Zeta, Eta und Pi eines der besten Sternbilder am Sommerhimmel. Der Hauptstern von Herkules heißt Ras Algethi. Er ist ein leuchtend roter Riese mit einer Oberflächentemperatur von 3.000 Grad C. Mit dem 400fachen Sonnendurchmesser ist seine Leuchtkraft 830mal größer als die unserer Sonne. Ras Algethi ist ein halbregelmäßiger Veränderlicher. Seine Periode beträgt etwa 100 Tage und seine Helligkeit schwankt zwischen 3,0m und 4,0m. Mit seinem blaugrünen 5“ entfernten Partner 5. Größe ist er ein prächtig bunter Doppelstern, welcher bereits in kleinen Fernrohren getrennt werden kann. Sein Begleiter hat eine Umlaufzeit von 4000 Jahren und ist selbst ein spektroskopischer Doppelstern.
Der Kugelsternhaufen M13 mit einer Entfernung von 23.000 LJ und etwa 300 000 Sternen, gilt als einer der prachtvollsten des nördlichen Himmels. M 13 wurde erstmals 1715 vom englischen Astronomen Edmund Halley erwähnt. Charles Messiert stieß 1764 auf den Haufen und beschrieb ihn als runden „Nebel, der keine Sterne enthält“. Mit bloßem Auge ist nur ein Punkt zu sehen, aber sein Anblick durch ein Teleskop ist atemberaubend. Ab 150mm Öffnung erkennt man an seinem Rand bereits einzelne Sterne. Im Zentrum hat man den Eindruck, dass sie besonders dicht beieinander liegen. Doch dieser Eindruck täuscht. Denn in Wirklichkeit sind die Sterne auch in der Zentralregion noch rund ein Lichtjahr voneinander entfernt. M92 Dieser „Verwandte“ von M 13 ist aufgrund seiner Distanz von ca 26.000 LJ ein wenig kleiner und schwächer. G. Gegenbauer
Mythologie von Herkules
Der Herkules gehört zu den ältesten Sternbildern, die wir kennen. Viele Völker sahen hier einen in die Knie gesunkenen Helden. In der griechischen Mythologie heißt der Herkules Herakles, was soviel wie „Heraberühmter“ bedeutet. Denn durch Hera, die Gemahlin des Zeus, wurde er unsterblich und berühmt – natürlich gegen ihren Willen: Zeus zeugt mit Alkmene, der Tochter des Königs von Mykene, einen Sohn, der in Theben kurz vor Ausbruch des Trojanischen Krieges geboren wird. Sein Erzeuger möchte ihn mächtig und stark werden lassen. Zu diesem Zweck legt er das Knäblein an die Brust seiner schlafenden Gattin Hera, damit es göttliche Milch trinke. Herakles saugt aber so ungestüm, daß Hera erwacht und ihn erbost von sich reißt, dabei spritzt Milch über den Himmel – die Milchstraße entsteht. Zwei Schlangen, die die eifersüchtige Hera dem Neugeborenen in die Wiege legt, um ihn zu töten, können dem kommenden Helden nichts anhaben, er erwürgt sie.
Als Heranwachsender zeigen sich seine übermenschlichen Kräfte. Groß gewachsen, bärenstark und mutig, sicher im Schießen mit Pfeilen und Wurfgeschossen, führt er schließlich die berühmten zwölf Heldentaten zur Erlangung der Unsterblichkeit durch, die ihm von König Eurystheus auferlegt wurden. Viele Darstellungen zeigen Herkules nach seiner zwölften Heldentat, als er gerade die Apfel der Hesperiden überreicht.
Einer anderen Überlieferung nach stellte die griechische Mythologie Herakles zwar tapfer und großherzig dar, aber auch unbesonnen. Nachdem seine sterbliche Mutter Alkmene sich unwissend mit Zeus verbunden hatte, schwor Zeus‘ eifersüchtige Frau Rache und trieb Herakles vorübergehend in den Wahnsinn. In diesem Zustand tötete er seine Frau Megara und seine drei Söhne. Nach dieser Tragödie freundete sich Theseus mit dem späteren Helden an und brachte ihn nach Athen. Doch er konnte seinen Freund nicht von dessen Schuldgefühlen befreien. So befragte Herakles das Orakel von Delphi, welches ihm empfahl, sein Heil in der Strafe zu suchen. Herakles stellte sich deshalb unter die Herrschaft des Königs von Mykene, Eurystheus, seinem Vetter. Dieser stellte ihm zwölf Aufgaben; den nemeischen Löwen und die lemäische Hydra zu töten, die windschnelle kerynitische Hirschkuh und den erymanthischen Eber einzufangen, die Ställe des Augias auszumisten, die stymphalischen Vögel zu töten, den kretischen Stier zu zähmen und die menschenfressenden Rosse des Diomedes zu bändigen, der Amazonenkönigin Hippolyte ihren Gürtel abzunehmen, die Rinder des dreileibigen Riesen Geryoneus einzufangen, die goldenen Äpfei der Hesperiden zu gewinnen und schließlich den Höllenhund Kerberos aus der Unterwelt zu holen.
Herakles starb durch ein tödliches Gift, welches ihm seine zweite Frau eingeflößt hatte, in dem Glauben, es handele sich um einen Liebestrank. Noch auf dem Sterbebett wurde Herakles in den Olymp entrückt, wo er sich mit Hera versöhnte und in die Reihen der Unsterblichen aufgenommen wurde. Im alten Babylon wurden Drache und Herkules zu einem Sternbild zusammengefaßt mit dem Namen lzhdubar, den ein geheimnisvoller Sonnengott der Babylonier trug. Die Phönizier erkannten hier ihren großen Meeresgott, Melkarth. Die Chinesen sahen einst den Thron des Kaisers in der Figur des Herkules. Monika Geier