Der Schwan
Der Schwan ist in klaren Sommernächten eines der prächtigsten Sternbilder am Himmel. Für den Betrachter ist dieses Sternbild als großes Kreuz hoch im Zenit zu erkennen. Der Hauptstern Deneb befindet sich am Schwanzende. Er ist 25 mal massereicher und 75 000mal heller als unsere Sonne. Die Oberflächentemperatur beträgt 11 400° C und sein Spektraltyp ist A2. Dadurch erscheint der Stern gelblichweiß. Mit einer Entfernung 1825 LJ ist Deneb mit Abstand der am weitest entfernte Stern des Sommerdreiecks, das er mit Wega und Atair formt. Am Kopf des Schwans steht der Stern Albireo. Ob Sie diesen Stern unter dem dunklen Himmel der freien Landschaft oder von der Stadt aus beobachten: Albireo ist ein lohnendes Objekt. Mit bloßem Auge scheint er einzelner Stern zu sein, doch ein Teleskop zeigt einen spektakulären Doppelstern, dessen Partner einander im Abstand von 34“ umkreisen. Ein Stern des Paars ist goldfarben mit 3. Größe und der andere mit 5. Größe schimmert bläulich.
Viele offene Sternhaufen, sowie NGC 7000, der bekannte Nordamerikanebel und der Cirrusnebel sind im Schwan zu finden. Der Cirrusnebel besteht aus Überresten einer 30 000 Jahre alten Supernova. Die Überreste expandieren mit einer Geschwindigkeit von 100 km/s und sind etwa 2500 LJ entfernt. Der Nordamerikanebel erinnert an die Umrisse des nordamerikanischen Kontinents. Nur mit einem lichtstarken Fernrohr und guten Sichtverhältnissen kann dieses Objekt beobachtet werden. G.Gegenbauer
Mythologie des Schwans
Sehr viele Kulturen erkannten in diesem Sternbild einen Vogel. Schon in vorgriechischer Zeit wurde das Bild als Urakhga bekannt, aus dem der arabische Rukh hervorging, den wir als Riesenvogel Roch aus „Tausendundeiner Nacht“ kennen. Auf der zweiten Reise fand Sindbad ein Ei des Vogels, das so gewaltig war, dass er 50 Schritte brauchte, um es zu umrunden. Als der Elternvogel zum Gelege zurückkam, hielt sich Sindbad an seinen Krallen fest und wurde davongetragen. So fand er das Tal der Diamanten und kehrte als reicher Mann zurück.
Eine Version der griechischen Mythologie erzählt diese Geschichte: Kyknos war ein begnadeter Musiker und ein liebender Freund von Phaethon, dem Sohn des Sonnengottes Helios. Eines Tages bat Phaethon seinen Vater, ihm doch einmal den Sonnenwagen über den Himmel führen zu lassen. Helios gab dem dringenden Bitten des Sohnes nach und so nahm das Unglück seinen Lauf. Phaethon verlor die Herrschaft über den Wagen und verwüstete Himmel und Erde. Zeus schleuderte, aus Wut über die Zerstörung, einen Donnerblitz auf den Jungen, der leblos in den Fluss Erdanus stürzte. Kyknos sprang sofort in den Fluss, um ihn zu retten. Immer wieder schwamm er, wie ein Schwan hin und her, und tauchte nach dem geliebten Freund, aber es war zu spät. Helios, der traurige Vater hob den treuen Freund als Schwan an den Himmel. Dort fliegt er nun der Milchstraße entlang, die in dieser Geschichte die Rauchspur des schleudernden Wagen darstellt. Seit dieser Zeit singt der Schwan sein Klagelied, und das so schön, dass selbst wilde Bestien und sogar Bäume kommen, um es zu hören. Diese Geschichte ist auch der Ursprung des Ausdruckes „Schwanengesang“, der das letzte Werk eines Musikers vor seinem Tod bezeichnet.
Andere griechische Sagen erzählen von jungen Männern, die in Schwäne verwandelt wurden. Die bekannteste Geschichte erzählt von Leda, der Gemahlin von König Tyndareos von Sparta. Um ihr näher zu kommen, verwandelte sich Zeus in einen Schwan und näherte sich ihr beim Baden im Fluss Eurotas. Am Abend kehrte Leda zu ihrem Mann ins eheliche Schlafzimmer zurück. Leda gebar vier Kinder, zwei von Zeus, die unsterblichen Helena und Pollux und zwei von ihrem Gatten, die sterblichen Kastor und Klytämnestra. „Leda mit dem Schwan“ wurde ein beliebtes Motiv für Bildhauer und Maler und wurde seit dem Altertum immer wieder dargestellt. Einer anderen Version nach, war es Zeus Absicht Zwietracht zu säen. Aus diesem Grund, sollte er eine wunderschöne Frau zeugen, um deren Gunst dann ein fürchterlicher Streit entbrennen sollte. So begab er sich in die finsteren Abgründe des Okeanos, um von Nyx, der Göttin der Nacht, ihre Tochter Nemesis zu fordern. Nyx weigerte sich aber ihre Tochter herauszugeben. Diesen Streit hörte die Tochter und floh, umhüllt mit dem Mantel der Dunkelheit, in die Nacht. Und um ganz sicher zu gehen, verwandelt sie sich noch in eine Wildgans. Doch Zeus bemerkte dies, verwandelte sich in einen prächtigen Schwan mit mächtigen Schwingen und nahm die Verfolgung auf. Bald hatte er sie eingeholt. Aus dieser Verbindung entspross die schöne Helena, die dann später zum Anlass des Trojanische Krieges wurde.
In Arabien sahen man hier ein flatterndes Huhn. Sie nannten den Hauptstern Deneb, Schwanz der Henne und den Kopfstern, Albireo, was Schnabel der Henne bedeutet. Die christliche Kultur deutete diese Sterne als Kreuz Christi am Kalvarienberg. Oft werden sie auch als Nördliche Krone bezeichnet. Monika Geier