Die Jungfrau

virgoDer Hauptstern des Sternbildes Jungfrau nennt sich Spica. Er leucht mit 1. Größe und ist 200 mal heller als unsere Sonne. Einer der schönsten Doppelsterne ist Porrima (Gamma Virginis). Jeder der beiden Partner leuchtet mit 3,7. Größe.

DAS REICH DER GALAXIEN

Im Bereich von Virgo und Coma Berenices gibt es mehr als 13000 Galaxien. Bekannt ist der ungefähr 60 Mio LJ entfernte Virgo Haufen. Eine mächtige Ansammlung weit entfernter Sternsysteme von über 2000 Galaxien. Um Details auszumachen, sollte man aber mindestens ein 200 mm Teleskop verwenden. Nachstehend sind einige schöne Galaxien beschrieben, die Sie sicher entdecken werden. M 49 ist eine der hellsten Elliptischen Galaxien.

M 84 und M 86 Diese beiden Elliptischen Galaxien sind so nahe beieinander, dass man sie bei kleiner Vergrößerung gemeinsam betrachten kann. M 87 ist eine der gewaltigsten Radiogalaxien, zeigt aber kaum mehr als einen diffusen Fleck. Aufnahmen am 5 m Teleskop zeigen allein über 4000 Kugelsternhaufen am Rand der Galaxie. Die rund 14 Mio LJ entfernte Sombrerogalaxie M104 mit dem typischen Staubring, ist eines der markantesten Galaxien. Der hellste uns bekannte Quasar 3C273 Virginis wird erst in einem 200 mm Teleskop sichtbar. Er ist 3 Mia. LJ von uns entfernt und das weitest entfernte Objekt, das von Amateuren beobachtet werden. Viel Erfolg und Freue beim Aufsuchen wünscht Ihnen G. Gegenbauer

Mythologie der Jungfrau

virgo_kunstDer fleißige Bauer Ikarios nahm Dionysos, den Gott des Weines, gastfreundlich auf und bekam als Dank eine Weinrebe. Der Bauer pflanzte sie ein und wurde der erste Weinbauer Griechenlands. Er füllte das kostbare Getränk in Ziegenhäute und fuhr damit übers Land. Überall wo er hinkam, ließ er die Leute probieren. Ein paar Hirten aber tranken zu viel des Guten und konnten nicht mehr richtig sehen. Sie glaubten vergiftet worden zu sein und töten den Bauern. Nachdem sie ihren Rausch ausgeschlafen hatten, begruben sie ihn unter einem Tannenbaum und verwischten alle Spuren. Seine Tochter Erigone suchte lange nach ihrem Vater und fand ihn schließlich mit Hilfe der Hündin Maja. Verzweifelt über den Tod des Vaters erhängt sich Erigone am Tannenbaum über dessen Grab. Ihre kleine Hündin konnte den Verlust der beiden nicht ertragen und stürzte sich in einen Brunnen. Als Dionysos von der Tragödie hörte, wurde er so wütend, dass er einen Fluch über die Jungfrauen in Athen aussprach. Dieser Fluch brachte die Mädchen dazu, sich selbst an Bäumen aufzuhängen und niemand konnte sie davon abhalten. Das stürzte die Athener in große Verzweiflung und so fragten sie das Orakel um Rat. Dieses sprach, dass der Tod der vielen Mädchen nur beendet werden könne, wenn der Mord des Ikarios aufgeklärt und gerächt werden wäre. Die Mörder wurden schnell gefunden und so wurde das Sterben gestoppt. Zum Andenken versetzte Dionysos alle unter die Sterne, Ikarios als Sternbild Bootes, Erigone als Jungfrau und die Hündin Maja als Kleinen Hund. Das heutige Weinlesefest der Griechen erinnert noch an diese Begebenheit mit Trinkopfern und schaukelnden Mädchen, die auf kleinen Brettern stehen, die im Geäst von Bäumen befestigt sind.

Auch Dike, die Göttin der Gerechtigkeit, wurde in diesem Sternbild wiedererkannt. Als Tochter des Zeus und der Themis diskutierte sie leidenschaftlich mit den Menschen über Recht und Unrecht. Im Goldenen Zeitalter, als alle noch glücklich und zufrieden waren, bemühten sich die Menschen noch sehr gerecht zu sein. Für deren Nachkommen im Silbernen Zeitalter, waren diese Werte nicht mehr von so großer Bedeutung und so kam es, dass Dike immer wütender wurde und die Menschen des öfteren tadelte. Sie sagte ihnen ein Leben voller Missgunst, Neid und Hass voraus, dass schließlich in einem schrecklichen Krieg voller Blutvergießen und Schmerz enden würde. Aber auch das änderte nichts und so zog sie sich voller Wut und Enttäuschung in die Berge zurück. So mancher Friedliebender suchte sie und hoffte auf ihre Rückkehr, aber Dike kam nicht mehr zurück. Dann brach das Eherne Zeitalter an und die düsteren Ahnungen der Göttin erfüllten sich. Voller Abscheu verließ sie die Erde und flog zum Himmel auf. Die wenigen Gerechten, die noch übrig geblieben waren, schauten von nun an traurig in den nächtlichen Himmel um sich von ihrer Göttin der Gerechtigkeit trösten zu lassen.

Nach einer griechischen Überlieferung handelt es sich hier um die schöne Persephone, der Tochter der Fruchtbarkeitsgöttin Demeter. Diese spazierte einst über eine wunderschön blühende Wiese in Sizilien. Doch plötzlich kam Hades, der Gott der Unterwelt, mit einem Streitwagen und vier schwarzen Hengsten angerauscht, packte sie und nahm sie mit in sein Reich. Hades wollte sie, als seine Gemahlin, bei sich festhalten. Ihre Mutter Demeter suche verzweifelt landauf und landab nach ihrer geliebten Tochter. Sie fragte den Großen Wagen, weil dieser nie untergeht, doch er wusste nichts zu berichten. In ihrer Verzweiflung und ihrem Zorn verfluchte sie die üppigen Felder und Wiesen Siziliens, dass dort nie wieder etwas wachsen würde. Als sie nach vielen vergeblichen Versuchen schließlich die Sonne fragte, erfuhr sie, was mit ihrer Tochter geschehen war. Wutentbrannt über diesen Frevel stürmte sie zu Zeus, dem Bruder Hades, damit dieser seinem Bruder befehlen möge, ihre Tochter wieder freizulassen. Dies wäre auch so geschehen, aber es war schon zu spät. Persephone hatte schon von den Granatäpfeln gegessen, so war es unmöglich für sie, die Unterwelt auf Dauer zu verlassen. Schließlich fanden sie einen Kompromiss. Dieser schrieb vor, dass Persephone die eine Hälfte des Jahres in der Unterwelt, den andere Hälfte bei ihrer Mutter auf der Erde verbringt. Persephone bleib aber im Gegensatz zu ihrem Mann Hades gnadenreich und voller Mitleid. Auf alten Sternkarten wird sie häufig mit einem Palmzweig in der rechten und einer Weizenähre in der linken Hand dargestellt.

Im alten Ägypten wurde hier die Göttin Isis erkannt, die himmlische Gattin und Mutter. Bei den Babyloniern erzählte man sich diese Geschichte: Die Göttin Ischtar stieg in die Unterwelt, um den Leichnam ihres Geliebten, des Erntegottes Tammuz, zu suchen. Doch sie wurde gefangen genommen und brachte in ihrer Verzweiflung und Wut so viel Unglück über die Welt, dass die großen Götter sie wieder freilassen mussten. Die Jungfrau wurde aber auch mit einer Waage, als Göttin der Gerechtigkeit dargestellt. Die Christen sahen hier die Jungfrau Maria. Monika Geier