Die Kassiopeia
Dieses Sternbild ist eines der Bekanntesten überhaupt. Die Sterne der Kassiopeia sind als Zirkumpolarsterne (das heißt das ganze Jahr über sichtbar) in jeder klaren Nacht leicht zu finden. Sie bilden ein sehr großes, sehr charakteristisches W. Der Hauptstern mit dem Namen Schedir ist 120 Lj entfernt. Er leuchtet orangefarben und gehört daher zum Spektraltyp K0.
In diesem Sternbild befindet sich die 10 000 Lj entfernte stärkste Radioquelle außerhalb unseres Sonnensystems. Es dürfte sich um die Überreste einer Supernova des Sterns Cassiopeia A handeln, die im Jahre 1667 aufleuchtete. M 52 ist eine von mehreren offenen Sternhaufen, die in diesem Sternbild zu finden sind. G.Gegenbauer
Mythologie von Kassiopeia
Fünf Sterne bilden ein markantes und einprägsames “W”, besonders wenn die Figur unter dem Pol steht, während man in der Stellung über dem Pol eher ein M sieht. Die Amerikaner sprechen daher vom Himmels-M. Viele Völker sahen im Himmels-W eine sitzende Frauengestalt. Von der Legende um die unglückliche Kassiopeia, der Mutter Andromedas, habe ich schon in der letzten Ausgabe, in dem Artikel über Andromeda ausführlich erzählt, deshalb hier nur eine kurze Zusammenfassung.
Die hochmütige Kassiopeia prahlte damit, dass ihre Tochter noch schöner als die Meeresnymphen sei. Poseidon, der Gott des Meeres bestrafte diese Beleidigung mit dem Meeresungeheuer Ketos, der Äthiopien verwüstete. Um Poseidon zu besänftigen, musste die Tochter Andromeda Ketos geopfert werden. Doch im letzten Augenblick rettete Perseus das schöne Mädchen vor dem Ungeheuer.Als Strafe für ihre Eitelkeit wurde Kassiopeia von Poseidon an den Himmel gesetzt, jedoch in einer sehr ungewöhnlichen Haltung. Der griechische Dichter berichtete: „Nun sitzt sie nicht mehr auf dem Thron …, sondern stürzt kopfüber wie ein Taucher mit gespreizten Knien“. Dieser Sturz bezieht sich auf die enge Zirkumpolarbewegung, durch die das Sternbild in rascher Abfolge auf- und absteigt. Eine andere Erzählung berichtete, dass die Königin in einen Marktkorb gepresst wurde, in dem sie fortan kopfüber sitzen muss.
Die Araber sprachen von der Frau auf dem Stuhl. Bei den Griechen hieß es „die auf dem Thron“, die Römer nannten diese Sternenfigur die sitzende Frau. Ältere arabische Quellen sehen hier eine Hand, wobei die helleren Sterne die Fingerspitzen darstellen. Auch ein Kamel, das am Boden ruht, findet man in der arabischen Vorstellungswelt, ebenso zwei Hunde. Der christliche Sternbilderhimmel ordnet dem Himmels-W wieder eine Frauengestalt zu, nämlich Maria Magdalena, die meistens als sitzende Frauengestalt mit einem Zweig oder Palmwedel in einer Hand, dargestellt wird. Bei Aratos finden wir eine andere griechische Darstellung, sie zeigt einen Schlüssel.
Im frühen China hieß diese Sternenfigur der Säuleneingang zum Palast. In späteren chinesischen Quellen wird von Wang Liang gesprochen, dem Lenker des Triumphwagens der Tsin-Dynastie.
Im ägyptischen Buch des Todes wird dieses Sternbild mit einem Bein identifiziert. Da die Kassiopeia mitten in der Milchstraße liegt, ist ein reicher Sternenhintergrund zu beobachten. Bei den Kelten sah man hier die Wohnstadt des Don, des Königs der Feen und Vater von Gwydyon, dem Erfinder der Schrift, Zauberer und Erzeuger des Regenbogens. Monika Geier